Die beiden größten deutschen Wohnungsunternehmen Vonovia und LEG stellen den Wohnungsneubau in diesem Jahr ein! Das ist ein verheerendes Signal für das gesamte Land!
Wir bauen keine neuen Wohnungen mehr!
Branchenriesen treten in „Baustreik“
Dienstag, 07.02.2023
Wohnungsnot allerorten – jährlicher Bedarf von 400.000 neuen Wohnungen wird nicht annähernd gedeckt – Zuwanderung verschärft das Problem! Und in dieser ohnehin schon angespannten Situation beschließen Vonovia und LEG, keine neuen Wohnprojekte in Angriff zu nehmen ...
„Wir werden in diesem Jahr keine Neubauprojekte beginnen. Die Inflation und die Zinsen sind enorm gestiegen und davor können wir nicht die Augen verschließen“, begründet Vonovia-Vorstand Daniel Riedl die Entscheidung im Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ). Dazu kämen die explodierenden Baukosten, so Riedl. Die werden in erster Linie durch gestiegene Energiekosten befeuert, wie Destatis aktuell informiert (siehe Grafik).
Bei den aktuellen Baukosten von 5.000 Euro pro Quadratmeter müssten Mieten verlangt werden, die kaum jemand noch bezahlen kann, so Riedl. 20 Euro pro Quadratmeter seien in allen Städten Deutschlands „völlig unrealistisch“. Früher habe man solche Objekte für zwölf Euro Kaltmiete anbieten können. „Wir hätten in diesem Jahr schon eine signifikante Anzahl von Baustarts gehabt und haben sie nach hinten verschoben – so wie es die meisten Bauträger aktuell tun“, bedauert Riedl. „Wir brauchen stabile Rahmenbedingungen“.
Diese Ankündigung erntet scharfe Kritik aus dem Bundesbauministerium: Vonovia solle sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Und keine Dividende auszahlen. Zeitgleich erneuert Bundeskanzler Scholz im Tagesspiegel sein bislang weit verfehltes Versprechen: „Ich will es schaffen, 400.000 Wohnungen in einem Jahr zu bauen, und das soll dann so bleiben.“ Das Geld für mehr sozialen Wohnungsbau sei vorhanden.
„Bezahlbarer Wohnraum nicht mehr darstellbar“
Auch die Düsseldorfer LEG als zweitgrößte deutsche Wohnungsgesellschaft stellt zwar angefangene Bauprojekte fertig. Bis auf Weiteres wird sie jedoch keine neuen mehr beginnen. Diese Wohnungen würden so teuer, dass niemand die Miete zahlen könne. „Die Entwicklung von Neubauprojekten ist kapitalintensiv und vor dem Hintergrund steigender Baukosten und -zinsen, unsicherer Förderbedingungen und steigender Umweltanforderungen vor allem im Segment bezahlbarer Wohnraum nicht mehr darstellbar“, hieß es Mitte November im LEG-Bericht zum dritten Quartal.
Angesichts dieser Lage greift die Gewerkschaft IG Bau in die marxistische Mottenkiste und fordert eine teilweise Verstaatlichung von Vonovia: „Es wird höchste Zeit, dass der Bund bei Vonovia einsteigt. Er muss einen Anteil von 25 Prozent plus eine Aktie erwerben“, verlangt Harald Schaum, Vizechef der Gewerkschaft. Mit dieser Sperrminorität könne der Staat „Einfluss nehmen auf die langfristige Strategie bei Vonovia.“ Das Unternehmen zeige dem Wohnungsmarkt die „kalte Kommerz-Schulter“. Das sei ein Tiefschlag für die Menschen, die dringend eine Wohnung suchten.
Aber eines gilt auch: Laut Destatis verteuerten sich im letzten Jahr vor allem energieintensiv hergestellte Baumaterialien wie Stahl oder Glas. Die Preise für Blankstahl und Stabstahl beispielsweise steigerten sich um rund 40 Prozent! Die Statistiker ziehen einen Vergleich: Der Index der Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte insgesamt legte um knapp 33 Prozent zu (2022 zu 2021). Ohne die Energiepreise zu berücksichtigen, wären sie „nur“ um 14 Prozent gestiegen.