In diesen Tagen gehen bundesweit die Ferien zu Ende. Nach gut sechs Monaten „Corona“ kommen da viele Fragen. Auch, wie es mit Lüftung und Ansteckungsgefahr aussieht.
Wie weit sprayt Covid? Fragen, Antworten
Übertragungswege am HRI untersucht
Mittwoch, 12.08.2020
Für Schulen fordern Lüftungsexperten, Umweltmediziner und Hygienefachkräfte beispielsweise zwingende Vorlagen bzw. die Umsetzung von Lüftungs- und Hygienekonzepten. Eine Durchlüftung durch Fenster von wenigen Minuten werde nicht ausreichen, so die Experten. Die Diskussion kann (und wird) aber genauso in Unternehmen geführt, denn in Großraumbüros sind die grundlegenden Bedingungen und damit die Ansteckungsrisiken kaum andere.
Forschungsergebnisse zu luftgetragenen Verunreinigungen in Innenräumen und damit zu Übertragungswegen des Corona-Virus vom Hermann-Rietschel Institut (HRI) an der TU Berlin ergaben bei der Frage der Verweilzeit von Erregern in der Luft:
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Kleine Partikel (0,5 bis 3 μm) sind nach einer Messzeit von 20 Minuten noch nahezu vollständig in der Luft vorhanden. Eine Ablagerung dieser Partikel ist nicht oder nur geringfügig erkennbar.
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Von mittleren Partikeln (3 bis 10 μm) sind nach einer Messzeit von 20 Minuten noch mehr als 50 Prozent in der Luft zu finden.
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Selbst größere Tröpfchen (bis zu 60 μm) können sich unter bestimmten Umständen weit im Raum ausbreiten. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Partikel im Auftriebsstrom von Wärmequellen emittiert werden. Sie steigen auf, verteilen sich horizontal und fangen erst dann an, sich abzulagern. Eventuelle horizontale Luftbewegungen verstärken den Verbreitungseffekt noch, so das HRI.
Im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme des Berufsalltags wurde die Partikelausbreitung in einem mit vier Personen besetzten Büro mit und ohne maschinelle Lüftung simuliert:
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Kleinere Partikel unter 50 μm verbreiten sich ohne eine maschinelle Lüftung weit im Raum und verweilen lange.
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Partikel zwischen 5 und 20 μm breiten sich in einem Raum mit maschineller Lüftung weniger weit aus und werden zu einem Großteil abgeführt.
Eine Ausnahme stellen übrigens Chöre dar – die in der freien Wirtschaft allerdings eher selten gewerbsmäßig unterwegs sind:
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Einige Sänger erreichten „Wurfweiten“ von 1 bis 1,5 Meter, so dass Sicherheitsabstände von 1,5 Metern wohl zu gering sind. Besser wären 2 bis 2,5 Meter.
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Zur Seite hin fanden sich deutlich geringere Abstände als nach vorne, so dass hier etwa 1,5 Meter Abstand ausreichen.
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Für die Sicherheit der Sänger sei es außerdem wichtig, dass die Aerosole permanent aus dem Raum entfernt werden, damit diese sich nicht ansammeln.
Als Möglichkeit der Risikominderung wird generell eine ausreichende Lüftung empfohlen. Zu den bekannten Maßnahmen müssten dabei auch die erhöhten lufthygienischen Anforderungen in die Risikobeurteilung eingehen:
- Eine erfolgreiche Stoßlüftung ist von den Temperaturunterschieden abhängig. Ist die Innentemperatur gleich der Außenlufttemperatur, findet nur geringer Luftaustausch statt.
Luftfilter auf dem Prüfstand
Ob Luftreiniger mit HEPA-Filter Schadstoffe und Viren – wie angepriesen – dauerhaft bis zu 99,99 Prozent aus der Raumluft entfernen können, ist nach Ansicht der Experten fraglich. „Manche Anbieter wittern das große Geschäft mit der Pandemie und locken im Netz mit trügerischen Versprechen“, sagt beispielsweise Dr. Klaus Bolst, IWK Bochum Umwelt/Medizin/Raumluftqualität: „Hier beschreiben Hersteller, dass Hepa-Filter Partikel bis zu 0,3 Mikrometer abfangen können. Das ist für den Durchmesser von Sars-CoV-2 zu grob. Denn er beträgt nur rund 0,1 Mikrometer.“ Messungen der letzten Jahre zeigten für die Atemwege mit Konzentrationen an die 5000 ppm gefährliche Ausreißer.
Damit belastete Raumluft von Substanzen wie CO2, ultrafeine Staubpartikel, flüchtige Raumgifte, Sporen, Allergene, Pollen, Keime, Bakterien und Viren gereinigt werden kann, seien komplexe Lüftungskonzepte gefragt.
(Quelle: Umweltdienstleister.de)
Weiterführender Link: hri.tu-berlin