Viele ausgebildete Handwerksgesellen wechseln wegen der besseren Verdienstmöglichkeiten nach der fundierten SHK-Ausbildung in die Industrie. Der handwerkliche Unternehmer sollte daher mit Arbeitsbedingungen und Betriebsklima punkten, um leistungsstarke Mitarbeiter zu binden und dem drohenden Fachkraftmangel zu begegnen.
Wie halte ich leistungsstarke Mitarbeiter – als handwerklicher Unternehmer
Handwerk als attraktiver Arbeitgeber (III)
Mittwoch, 27.02.2019
Das SHK-Handwerk bildet aus – insbesondere für die Industrie… und das leider mit steigender Tendenz! Während bis zur Jahrtausendwende noch jeder zweite Geselle seinem erlernten Gewerk treu blieb, verlassen im Laufe ihres Arbeitslebens mittlerweile über 60 Prozent das Handwerk. Und die Abwanderung beginnt recht früh. Knappe 30 Prozent der 15- bis 25-jährigen Handwerksgesellen sind bereits außerhalb des Handwerks tätig. Im besten Erwerbsalter von 35 bis 45 Jahren verlassen nahezu 60 Prozent ihre Branche. Generell fällt auf, dass Leistungsstärkere eher zur Abwanderung neigen. Wie man Fachkräfte dem Handwerk erhält, wurde aktuell auf einer Tagung Personalberatung im Handwerk“ des Zentralverbandes Deutsches Handwerk (ZDH) diskutiert (das SanitärJournal berichtete hier und hier.
Ohne Moos wenig los…
Ein prägendes Motiv für die frühe Abwanderung ist das deutlich höhere Einstiegsentgelt für frischgebackene Gesellen bei einem Wechsel beispielsweise in die Industrie. Im Durchschnitt aller Gewerke liegt die Differenz bei 181 Euro pro Monat (€ 1.764,- zu € 1.945,-). Für das SHK-Handwerk fällt das anfängliche Plus sogar doppelt so hoch aus: Verbleibt ein frisch ausgebildeter SHK-Anlagenmechaniker in der Branche, beträgt sein Anfangsgehalt 1.683,- Euro, bei einem Wechsel in die Industrie 2.045,- Euro. Das macht einen nicht zu verachtenden Unterschied von 362,- Euro! Diese Differenz zieht sich durch das ganze weitere Berufsleben, wie diverse Studien offenbaren. Generell verdienen Beschäftigte im Handwerk etwa 20 Prozent weniger als der durchschnittlich Beschäftigte in der gesamten Wirtschaft. In Sachen Gehalt wir es also recht schwer, gegen die „Konkurrenz“ anzugehen.
Prima Klima!
Um Gesellen dem Handwerk zu erhalten, muss der handwerkliche Unternehmer daher mit anderen Vorteilen wie Arbeitsbedingungen und Betriebsklima punkten. Dr. Katarzyna Haverkamp vom Institut für Mittelstand und Handwerk (ifh) empfiehlt beispielsweise die Entwicklung des Unternehmens zu einer Marke. Das stärke den Teamgeist und damit die emotionale Bindung und den sozialen Zusammenhalt unter den Mitarbeitern. Insbesondere leistungsstärkere Mitarbeiter sprächen auf eine qualifikationsorientierte Bindung an, so durch das Aufzeigen von Entwicklungschancen und Karrierewegen – auch als beruflicher Spezialist oder mit Weiterbildungsangeboten wie Meisterkursen.
Das strukturelle Manko im Einkommen ließe sich beispielsweise durch Betriebsrenten, Nettolohnoptimierungen, gesundheitsfördernde Angebote und flexible Arbeitszeitregelungen ausgleichen. Gerade letzteres komme der Vereinbarkeit von Arbeit und Privat- und Familienleben entgegen.
Angesichts des demografischen Wandels und des allgemein beklagten Fachkräftemangels sei es entscheidend für die Zukunft nicht nur des SHK-Handwerks, gewonnene Fachkräfte auch zu halten. Das gelte gleichermaßen für Auszubildende, junge Gesellen und erfahrene ältere Mitarbeiter.