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„Warmduscher“ oder „Sparfuchs“?
Donnerstag, 02.11.2023
Ein Warmduscher oder ein Sparfuchs?! Manchmal reicht aber auch ein Blick in die monatlichen Warmwasserverbrauchsdaten.
Diese wurden jetzt aus mehreren hunderttausend Wohneinheiten ausgewertet und miteinander verglichen: Großstädte mit Großstädten, Stadt mit Land, Bundesland mit Bundesland, wirtschaftlich schwache Regionen mit wirtschaftlich starken Regionen. Die Daten sind in den „BRUNATA-METRONA Warmwassermonitor“ eingeflossen. Das SanitärJournal veröffentlich eine Auswahl der Ergebnisse:
Städtevergleich:
Die Daten sprechen eine klare Sprache: Die Warmduscher wohnen in Köln, die Sparfüchse in Düsseldorf. Der durchschnittliche Warmwasserverbrauch ist über das Jahr 2022 in Düsseldorf um knapp 20 Prozent geringer als in Köln. Zudem haben die Düsseldorfer im Vergleich zum Vorjahr mehr eingespart (-13,6 Prozent), als die Menschen in Köln (-11,2 Prozent). Da sehen die Kölsch-Trinker aber alt aus …
Land versus Stadt:
Die Menschen in Höxter sparen im Vergleich zum Vorjahr etwas mehr (-15,7 Prozent) als die Düsseldorfer (-13,6 Prozent), verbrauchen aber trotzdem über 10 Prozent mehr Warmwasser als die Menschen in der nordrhein-westfälischen Hauptstadt.
Wirtschaftlich starke Region versus wirtschaftlich
schwächere Region:
Die Region in Ostwestfalen-Lippe gehört nicht nur zu den wirtschaftlich stärksten Regionen in Nordrhein-Westfalen, die dort lebenden Menschen gehören auch zu den Sparsamsten im Umgang mit Warmwasser. Im Vergleich zum Ruhrgebiet und der Stadt Duisburg verbrauchen beispielsweise die Menschen in Gütersloh knapp 30 Prozent weniger Warmwasser. Aber wo ist eigentlich Bielefeld?
Vergleich von Bundesländern:
Im Vergleich zu den Menschen im benachbarten Bundesland Hessen verbrauchen die Menschen in Nordrhein-Westfalen deutlich mehr Warmwasser. Knapp 15 Prozent liegt der Verbrauch im Jahresdurchschnitt über dem der hessischen Nachbarn. Geringer fallen die Unterschiede bei der Bereitschaft zum Sparen aus: Die Menschen in Nordrhein-Westfalen sparen weniger (-7,7 Prozent) als die in Hessen (-8,9 Prozent)
Warmwasserverbrauch versus Heizenergieverbrauch:
Ein Vergleich der Warmwasserverbrauchsdaten mit denen aus dem BRUNATA-METRONA-Heizenergiemonitor zeigt, dass die Einsparungen beim Warmwasser deutlich geringer ausfallen als bei der Heizenergie. Demnach ist der Warmwasserverbrauch des Jahres 2022 im Vergleich zum Vorjahr mit knapp 10 Prozent (-8,8 Prozent) nur halb so stark zurückgegangen wie der Verbrauch an Heizenergie, der im vergleichbaren Zeitraum um knapp 20 Prozent zurückgegangen ist.
Warmwasser: teurer CO2-Verursacher
Ob unter der Dusche, in der Badewanne oder beim alltäglichen Geschirrspülen: Überall wird warmes Trinkwasser verbraucht. Was viele Menschen dabei vergessen: „Warmwasser ist nicht nur teuer, sondern auch – nach Heizung und Auto – einer der größten Energieverbraucher und CO2-Verursacher im privaten Haushalt“, erklärt Oliver Geer, Geschäftsführer des Mess- und Energiedienstleisters BRUNATA-METRONA und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Heiz- und Wasserkostenverteilung e.V. „Die Warmwassererzeugung erfordert mehr als zehn Prozent an Heizenergie, und allein für das Duschen werden mehr als zwei Drittel des Warmwassers im Haushalt benötigt“, so Geer weiter.
Dreifaches Sparpotential beim Warmwasser
Umso wichtiger ist es, den eigenen Warmwasserverbrauch genau im Blick zu behalten. Denn von einem sparsamen Umgang mit Warmwasser profitiert man gleich dreifach. Die Rechnung, die BRUNATA-METRONA Geschäftsführer Geer aufmacht, ist so einfach wie plausibel: „Weniger Warmwasserverbrauch bedeutet geringere Wasserkosten und geringere Kosten für Energie, was automatisch zu einem geringeren Verbrauch an CO2 führt. Wer Warmwasser spart, kann also gleich dreifach sparen: Geld, Energie und CO2.“
Energiesparappelle wirken häufig nicht nachhaltig
Blickt man auf die Daten des Mess- und Energiedienstleisters, scheinen die eindringlichen Energiesparappelle der Politik gewirkt zu haben. Doch sind solche Appelle auch nachhaltig? „Wenn man nachhaltige Veränderungen im Verhalten der Menschen herbeiführen möchte, dann reicht es nicht aus, an ein verantwortungsbewusstes Verhalten der Menschen zu appellieren“, weiß Frank Esken, Professor für Psychologie an der University of Europe for Applied Sciences.
Entscheidend für den Umweltpsychologen ist das kognitive Bewusstwerden. Also die Erkenntnis, dass das persönliche Handeln überhaupt einen Einfluss auf die Umwelt hat. Mit Blick auf den schonenden Umgang mit Ressourcen wie zum Beispiel Energie ist vielen Menschen klar, dass sie etwas ändern müssen. „Doch der Mensch neigt“, so Esken, „häufig zu kognitiven Verzerrungen.“
In-Group und Transparenz sind entscheidend
Der Begriff „kognitive Verzerrung“ hört sich negativ an, beschreibt allerdings lediglich die menschliche Wahrnehmung: Wir haben nicht alle Informationen, die notwendig sind, um eine neue zukünftige Situation objektiv hochzurechnen. In Bezug auf den sparsamen Umgang mit Energie bedeutet das: „Wenn wir Menschen dazu bewegen wollen, nachhaltig Energie zu sparen, dann kommt es stärker auf den Einzelnen und dessen In-Group an als auf das große Ganze und mögliche globale Auswirkungen“, führt Umweltpsychologe Esken aus. „Wenn wir den Energieverbrauch für alle transparent machen, dann würde das viel bewegen und nachhaltig zu Einsparungen führen“, so Esken. Der Umweltpsychologe verweist in diesem Zusammenhang auf eine Schweizer Studie die gezeigt hat, dass Menschen kürzer duschen und im Durchschnitt 22 Prozent Energie sparen, wenn sie darauf hingewiesen werden, wie viel Wasser und Energie sie aktuell beim Duschen verbrauchen.
„Green Nudging“ ist Schlüssel zum Erfolg
BRUNATA-METRONA Geschäftsführer Geer weist darauf hin, dass der Gesetzgeber bereits ein sehr wirkungsvolles Instrument in der Heizkostenverordnung verankert hat: die unterjährige Verbrauchsinformation (UVI).
„Wir wissen, dass über 50 Prozent der Mieterinnen und Mieter, die bereits monatliche Verbrauchsinformationen erhalten, bewusster heizen und signifikant Energie sparen“, erklärt Geer. Der Grund liegt auf der Hand: „Green Nudging – also ein grüner Anstupser – ist der Schlüssel zum Erfolg. Deshalb brauchen wir die ‚UVI für alle’ so schnell es geht“, appelliert Geer.
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