Trinkwasser-Versorger setzen auf Kunststoff-Rohre: 40 Prozent aller Ausschreibungen für TW-Leitungen verlangen genau diesen Werkstoff. Im letzten Jahr hat die Industrie so viele Kunststoff-Rohre produziert wie noch nie. Das Geschäftsklima gibt sich verhalten-positiv.
Stimmung in KS-Rohr-Industrie (etwas) eingetrübt
7.500 km Kunststoffrohrleitungen in fünf Jahren
Mittwoch, 21.11.2018
Das Plus vorneweg: Seit nunmehr zwei Jahren, zum achten Mal in Folge, fiel der Geschäftsklima-Index der Kunststoffrohr-Industrie nicht mehr ins Minus. Im dritten Quartal 2018 notierte er bei 7,4, die Geschäftslage bei 9 und die Erwartung für das letzte Quartal des Jahres bei 5,8. Allerdings sank er um fast fünf Punkte - der Fachverband der Kunststoffrohr-Industrie (KRV) spricht daher von einer Eintrübung des Geschäftsklimas. Steigende Kosten, vornehmlich bei Logistik und Transport, aber auch für Rohstoffe und Personal schmälern die Ertragslage der Unternehmen, so der KRV. Fast zwei Drittel der Rohrhersteller bewerten diese schlechter als im Quartal zuvor.
In den letzten drei Jahren lag der Geschäftsklimaindex im jährlichen Durchschnitt bei 3,5 (2016), 8,9 (2017) und bei 7,9 in den ersten drei Quartalen 2018. Wahrscheinlich ist es eher Zufall: Der gute Wert aus 2017 korreliert mit dem Allzeithoch an produzierten Kunststoffrohrsystemen im gleichen Jahr: knapp 795.000 Tonnen. Die Nachfrage nach diesen Systemen wird von Investitionen in die öffentliche Infrastruktur und dem Wohnungsbau befeuert.
Kunststoff bei Versorgern beliebt
In den fünf Jahren von 2013 bis 2017 setzen die Trinkwasserversorgungsunternehmen hauptsächlich auf Rohrsysteme aus Kunststoff. „Von insgesamt 18.419 km der ausgeschriebenen Rohre im Betrachtungszeitraum entfielen 40,7 Prozent beziehungsweise 7.491 km auf Kunststoffrohrsysteme. Gussrohre standen hier hinten an und erreichten einen Anteil von nur 11,7 Prozent (2.158 km). Ohne Werkstoffspezifikation wurden im Betrachtungszeitraum 47,6 Prozent (8.769 km) ausgeschrieben“, schreibt der KVR in seinem Jahresbericht 2018.
Letzteres kritisiert der Verband und fragt grundsätzlich, warum bei mehr als der Hälfte aller öffentlichen Ausschreibungen kein Rohrwerkstoff vorgegeben wird. Der hohe Anteil der Ausschreibungen ohne Werkstoffspezifikation sei nicht Ergebnis unzureichender Planung, sondern der Angst, zu konkrete Anforderungen zu stellen, vermutet der KRV.