Trinkwasserhygiene

Seuche im Trinkwasser: Pseudomonaden

Neue UBA-Empfehlung zu Pseudomonas aeruginosa

Freitag, 18.08.2017

Mediziner sprechen von nosokomialen Infektionen. Gemeint sind Infektionen häufig von Wunden, die durch eine medizinische oder pflegerische Behandlung ausgelöst werden. Jedes Jahr erkranken daran rund 900.000 Menschen allein im – Krankenhaus! Aber auch in Arztpraxen und Pflegeheimen lauern solche Gefahren. Eine heißt: Pseudomonas aeruginosa. Das Bakterium kommt natürlicherweise im Trinkwasser vor. Als Gesundheitsrisiko wurde es lange unterschätzt. Jetzt hat das Umweltbundesamt aber eine neue Empfehlung veröffentlicht.

Das Bild zeigt einen Wasserhahn im Freien mit dem Hinweisschild: Trinkwasser!
Quelle: Eckhard Martin
Dass an dieser Entnahmestelle das Wasser „lebt“ – dazu braucht es nicht viel Fantasie. Vor allem, wenn ein paar Stunde die Sonne die Schlauchzuleitung bebrütet hat… Aber auch zuhause droht gefährliche Verkeimung. Oder im Krankenhaus!

„Durch Pseudomonas aeruginosa ausgelöste Infektionen sind aus Sicht der öffentlichen Gesundheit so bedeutsam, dass alle Möglichkeiten der Verhütung, einschließlich der Prävention wasserassoziierter Infektionen, ergriffen werden müssen.“ sagt das Umweltbundesamt (UBA). Nachzulesen ist das in einer brandneuen Empfehlung aus Juni 2017 zu dringend notwendigen Untersuchungen des Trinkwassers auf dieses Bakterium.

Im Fokus stehen dabei aber nicht nur die Trinkwasseranlagen von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. Auch im häuslichen Umfeld kann mit Pseudomonaden verseuchtes Trinkwasser gefährlich werden. Zum Beispiel für Diabetespatienten mit kleinsten Hautwunden. Oder für Träger von Kontaktlinsen, die ihre Haftschalen mit kontaminiertem Wasser spülen.

Keime vom Wasserversorger eingeschleust?

Auch bauliche Maßnahmen an Trinkwasserleitungen können die Kontaminationen auslösen. Mit Pseudomonaden verunreinigte Bauteile sind dafür der Hauptgrund. Das kann zum Beispiel ein neuer Wasserzähler sein. Häufig sind es aber auch Bauteile, die bei Arbeiten am Versorgungsnetz installiert werden. Damit schnell klar ist, ob die Kontaminationsquelle vor oder hinter dem Hausanschluss ist, empfiehlt das UBA deshalb, direkt nach dem Wasserzähler ein abflammbares Probenahmeventil zu installieren.

Untersuchung nach jeder Sanierung

Generell rät das UBA, nach jeder baulichen Veränderung der Trinkwasser-Installation eine Beprobung auf Pseudomonaden durchzuführen. Die Probenahmestellen sind so zu wählen, dass eine systemische Kontamination der Anlage entdeckt werden kann. Die neue UBA-Empfehlung enthält dazu Hinweise auf die entsprechenden DVGW-Arbeitsblätter und ergänzende Informationen. Auf jeden Fall sollte eine Beprobung vor Inbetriebnahme sanierter Teilbereiche erfolgen. Viele Gründe sprechen für die erhöhte Vorsicht: Pseudomonaden sind Meister im Tarnen und Täuschen – daher auch die Vorsilbe „pseudo“. Sie überleben sogar in destilliertem Wasser. Außerdem sind diese Bakterien äußerst resistent gegen Antibiotika. Das macht die Behandlung von Infektionen durch Pseudomonaden besonders schwierig. Fast genauso schwierig ist es, kontaminierte Trinkwasser-Installationen „zu heilen“. Vorbeugen ist auch hier besser!

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