Nach Abschluss der Initiative „Fair Wohnen 1.0“ mit dem Neubau von über 1.000 neuen, barrierefreien und bezahlbaren Wohnungen...
Serielle, klimaneutrale Sanierung von Wohnquartieren
Freitag, 18.11.2022
...legt die Gewobau Erlangen das Programm „Fair Wohnen 2.0“ auf, nach welchem mit ca. 6.000 Wohnungen ein Großteil des sanierungsbedürftigen Gebäudebestands aus den 1950er und 1960er Jahren nach energetischen Aspekten optimiert werden soll. Daneben möchte sie 100 Gebäude mit Holzmodulen aufstocken um weiteren preiswerten Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Zur Erreichung des Unternehmensziels „Klimaneutralität bis 2025“ plant das Unternehmen, diese Wohnungen nach dem „Energiesprong“-Prinzip zu sanieren. Für die ersten Objekte startete bereits die Fassadenvermessung mit Hilfe einer Drohne.
Jetzt vergibt das städtische Wohnungsunternehmen den nächsten großen Auftrag für die serielle Sanierung eines Quartiers in Erlangen im Gesamtwert von rund 40 Millionen Euro an das Berliner Unternehmen ecoworks. Insgesamt werden 276 Wohneinheiten saniert, eine serielle Dachaufstockung trägt zur klimaneutralen Verdichtung der Wohnanlagen bei. Das Wohnungsunternehmen in Erlangen wird dadurch zu einem Vorzeigemodell der neuen Technologie der automatisierten Planung und Vorfertigung. ecoworks hat die Technologie als Pionierunternehmen in Deutschland weiterentwickelt und die Innovationsführerschaft mit der ersten Umsetzung 2020 in Hameln untermauert.
“Wir freuen uns sehr, den bislang größten Auftrag in der seriellen Sanierung mit einer seriellen Aufstockung zu verbinden”, kommentiert Emanuel Heisenberg, CEO der ecoworks GmbH das neue Projekt. ecoworks kann durch digitale 3D-Planung und Vorfertigung bis zu 80 Prozent der Tätigkeiten von der Baustelle in Fabriken verlagern. Das Unternehmen entwickelt und konstruiert Fassaden- und Dachelemente, die wie eine zweite Haut um das bestehende Gebäude gelegt werden. Innerhalb weniger Wochen Bauzeit kann das Unternehmen hochgradig ineffiziente Gebäude zu Plusenergiehäusern sanieren.
„Mit den Wohnanlagen am Buckenhofer Weg/Elise-Spaeth-Straße sowie in der Heinrich-Hertz-Straße/Schwedlerstraße starten wir das nächste große Pilotprojekt zur seriellen Sanierung in unseren Beständen und bereiten die Skalierung der technologischen Verfahren vor”, sagt Gernot Küchler, Geschäftsführer der Gewobau Erlangen. „Das wichtigste Ziel aller Maßnahmen liegt für die Gewobau Erlangen neben der Klimaneutralität in dauerhaft niedrigen Nebenkosten für die Mieter und Mieterinnen“, betont Gernot Küchler. „Die serielle Sanierung lässt eine Sanierung im bewohnten Zustand mit einer insgesamt ausgesprochen geringen Mieterbelastung zu.“
75 Prozent der Gebäude in Deutschland sind sanierungsbedürftig, alleine 3,4 Millionen Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern sind akut von EU-Regulierungen, der Mindeststandards für Energieeffizienz (MEPS), bedroht. Aufgrund verschärfter europäischer und deutscher Klimaregulierung ist absehbar, dass sich das Marktwachstum für klimaneutrale Sanierung weiter beschleunigen wird. Vor Kurzem kündigte die EU eine neue Verordnung an, die die Vermietung von Häusern mit den schlechtesten Energieeffizienzklassen G und H untersagen wird. Derzeit wird der Renovierungsmarkt in Europa auf ein jährliches Volumen von 770 Milliarden Euro geschätzt – 151 Milliarden Euro allein in Deutschland. Angesichts steigender Materialkosten, rückläufiger Produktivität und eines zunehmenden Fachkräftemangels benötigt die Baubranche dringend neue Technologien, um die Nachfrage zu bedienen.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hatte sich mit anderen Bundesressorts jüngst auf deutliche Kürzungen bei der Sanierungsförderung verständigt. Von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wird es beispielsweise zukünftig keine Zuschüsse für umfassende energetische Sanierungen von Gebäuden mehr geben. Auch die Fördersätze für die Tilgungszuschüsse bei KfW-Krediten wurden deutlich gesenkt. Die Entscheidung des BMWK kommt überraschend und stößt auf heftige Kritik in der Wohnungs- und Baubranche. Die Förderung der seriellen Sanierung im Rahmen der Bundesförderung bleibt dagegen erhalten. Auch dieses Projekt wird in enger Abstimmung mit dem BMWK, dem Passivhaus Institut, der Deutschen Energieagentur (dena) und den beauftragten Energieberatern durchgeführt.
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