Der Schulkomplex des Georg-Büchner-Gymnasiums in Köln-Weiden ist neu gebaut und teilweise umfangreich saniert worden.
Hydraulischer Abgleich als sportliche Challenge
Samstag, 01.10.2022
Eine echte Herausforderung dabei: Für die Duschbereiche von insgesamt vier verbundenen Turnhallen galt es, einen hydraulischen Abgleich herzustellen. Beim installierten „Hycleen Automation“-System von Georg Fischer Piping Systems (GF) handelt es sich um eine Ausführung, die es in dieser Form noch nicht am Markt gegeben haben soll ...
An manchem Tag gestaltet sich der Weg selbst schon schwer und behäbig – vor allem bei Schülern am Montagmorgen... Wenn dann die optische Erscheinung der Bildungsstätte – ein alter Betonklotz mit wuchtigen, gelben Türen aus den 1970er-Jahren – noch zu diesem Stimmungsbild beiträgt, ist die Motivation schon vor dem Unterrichtsstart dahin. Keine Frage, das Georg-Büchner-Gymnasium in Köln-Weiden war sichtbar in die Jahre gekommen. Der Beton dunkel verwittert, das Innere spartanisch kühl – ähnlich nüchtern wie die angrenzenden Turnhallen. Es galt also, in die Zukunft des Standortes zu investieren und dabei ein inspirierendes Bildungsumfeld für junge Menschen zu schaffen. Dafür erhielt VINCI Facilities den Zuschlag für die Sanierung, die Erweiterung und den langfristigen Betrieb von Schulen und Sporthallen an drei Standorten.
Die baulichen Aktivitäten am Georg-Büchner-Gymnasium umfassten die Generalsanierung des naturwissenschaftlichen Traktes inklusive Sporthallen und Mehrzweckhalle, den schlüsselfertigen Neubau des Hauptgebäudes für die Sekundarstufen 1 und 2, den Abbruch des bestehenden Hauptgebäudes sowie die komplette Neugestaltung der Außenanlagen. Im Fokus standen dabei Funktionalität und Optik, aber auch technische und energetische Aspekte. Kurzum: Der Betreiber war auf der Suche nach einem nachhaltigen Gesamtkonzept.
Trinkwasserversorgung für 1.500 Schüler
Rund 1.500 Schülerinnen und Schüler aus 27 Nationen besuchen aktuell das Georg-Büchner-Gymnasium in Köln-Weiden und werden dort von 140 Lehrkräften unterrichtet. Sport ist dabei ein Kernfach. Entsprechend stehen vier Turnhallen mit Duschen, Umkleiden sowie Tanz- und Gymnastikräumen zur Verfügung. Wer dort verschwitzt unter der Dusche steht, der erwartet sauberes, keimfreies Wasser und passende Wassertemperaturen. In älteren Gebäuden ist das keine Selbstverständlichkeit. Damit keine Legionellen- und Keimgefahr für die Schüler und Lehrer besteht, braucht es eine regelmäßige Kontrolle und eine umfangreiche Dokumentation.
„Man könnte daraus eine organisatorische Maßnahme machen“, sagt Christian Ochßner, Abteilungsleiter Gebäudetechnik bei VINCI Facilities. „Das heißt: Eine Person macht das Ventil auf und spült. Wenn ein Mindestvolumen durchflossen ist, wird das Ventil manuell geschlossen.“ Dazu wird das Wasser in regelmäßigen Zyklen überwacht und über die Qualität Buch geführt. „Vom Grundsatz wäre diese Vorgehensweise in Ordnung“, sagt der Diplom-Ingenieur. „Aber wir haben dabei einen enormen Aufwand, den man sich sparen kann, wenn ein System alles automatisiert erledigt, dazu dokumentiert und digital zur Verfügung stellt.“ Dazu kommt: „Vor Ort sitzen keine qualifizierten Experten. Deshalb ist die Automation eine große Erleichterung.“ Die Verantwortlichen von VINCI Facilities sahen im „Hycleen Automation“-System einen großen Vorteil mit Blick auf Kosten und Aufwand.
Energetische und hydraulische Optimierung
„Wir haben aber noch eine ganze Reihe von weiteren positiven Effekten beim ‚Hycleen Automation’-System“, sagt Thorsten Peinelt, Business Development Manager bei GF. Spülventile und hydraulische Abgleichventile sind kombinierbar. 50 Ventile sind an einen Master platzierbar. „So gibt es keine umfangreichen Verkabelungen. Für diese einfache Installation ist kein Elektriker mehr nötig. Das kann auch ein Installateur übernehmen“, sagt Thorsten Peinelt. Eine energetische und hydraulische Optimierung der Bestandsanlagen ist gegeben. Auch eine Integration in Gebäudeleittechniken, wie beispielsweise BACnet, REST API und auch der eigene ‚Hycleen Connect’ cloudbasierte Fernzugriff, ist möglich. Eine manipulationssichere Dokumentation von wichtigen Betriebsparametern wird in der VDI 6023 empfohlen. Dieses erfolgt durch das innovative „Hycleen Automation“-System, wie die automatisierte Überwachung der relevanten Parameter in der Trinkwasseranlage, wie beispielsweise Temperatur und Durchfluss. „Die Kombination des hydraulischen Abgleichs mit den Spülventilen gibt es bislang nur bei GF“, sagt Thorsten Peinelt.
Rund einwöchiger Einbau des Systems
Die umfangreiche Turnhallensanierung fand zwischen Juni 2020 und April 2021 statt und beinhaltete auch das weit verzweigte Rohrleitungsnetz. Dieses sollte wieder höchstem Standard entsprechen, um gesundheitliche Gefahren durch verunreinigtes Wasser – etwa durch Stagnationen in Totleitungen – ausschließen zu können. Nach Analyse der Ist-Situation entschieden sich die Experten für den Einbau einer „Hycleen Automation Master“, von zwei „Legiotherm“-Zirkulationsventile für Warmwasser, zwei „Legiotherm“-Spülventile für Kaltwasser und zwei externe Temperatursensoren zur Erfassung der Warmwassertemperatur am zentralen Warmwasserbereiter. Ein etwa 100 Meter langes Kommunikationskabel sorgt für den Datenaustausch.
Thorsten Peinelt beschreibt exemplarisch die Vorgehensweise bei GF von der Auftragsvergabe bis zur Installation: „Wir unterstützen Planer und Betreiber von Objekten und umfangreichen Trinkwasseranlagen, erarbeiten Konzepte und platzieren die Ventile“, erklärt der Business Development Manager. „Der Planer macht die hydraulische Berechnung. Das Einstellen der Ventile – wie es früher üblich war – ist nicht mehr nötig. Das System stellt sich automatisch ein.“ Auch der Mehraufwand wird deutlich reduziert, weil eben kein Elektriker mehr zum Einsatz kommt. „Für die Planung brauchen wir in der Regel ein bis zwei Tage. Der Einbau ist abhängig von der Größe und Struktur des Gebäudes. Für gewöhnlich ist dies nach rund einer Woche geschehen“, so Thorsten Peinelt.
Für Neubauten und Bestandsimmobilien
Das „Hycleen Automation“-System wird aktuell zu 60 Prozent in Bestandsgebäuden eingebaut. „Wir sprechen dabei von großen Gebäudekomplexen wie Krankenhäusern, Hotels, Pflegeeinrichtungen, Fabriken und großen Wohnanlagen“, sagt Thorsten Peinelt. „Generell ist der Einbau des Systems sowohl für Neubauten als auch für bestehende Immobilien konzipiert.“
Holger Einheuser vom Technischen Vertrieb Haustechnik bei GF: „Der Kunde hat eine Kostenersparnis durch eine optimale Warmwasser-Trinkwassertemperatur sowie Hygieneleistung im Kaltwasser-Bereich durch zwei angeschlossene Spülventile am Strangende in den Behinderten-WCs. Außerdem spart das „Hycleen Automation“-System Zeit und Kosten aufgrund der smarten Überwachung der Anlagen, die bequem von außerhalb vorgenommen werden kann. Bei kritischen Parametern alarmiert das System über SMS und/oder Mail.“ Die Schülerinnen und Schüler des Georg-Büchner-Gymnasiums in Köln-Weiden schätzen nun den Unterricht im neuen Hauptgebäude und den Sport in vier kernsanierten Turnhallen. Da gestaltet sich das Thema Bildung plötzlich ganz einfach.
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