Den hitzesommerlichen Stresstest der Jahre 2018 und 2019 hat die Trinkwasserversorgung bestanden. Aber was ist zu tun, um eine zuverlässige Lieferung des Lebensmittels Nummer 1 auch künftig in klimagewandelten Zeiten zu gewährleisten?
Heißer, trockener, extremer: Wie sicher ist die Wasserversorgung?
Klimawandel und Trinkwasser
Mittwoch, 30.09.2020
Die Hitzesommer 2018 und 2019 waren ein echter Stresstest für die öffentliche Wasserversorgung. Eine hohe Anspannung zeigte sich bei den verfügbaren Wasserressourcen und den Aufbereitungskapazitäten der Versorgungsunternehmen. Darüber berichtete das SanitärJournal hier. Die DVGW-Umfrage zur „Wasserversorgung im Trockenjahr 2018“ untersuchte nicht nur die Auswirkungen der beiden extrem heißen und trockenen Sommer, sondern wagte auch den Blick in die Zukunft. Denn: „In den nächsten Jahren und Jahrzehnten wird es in Europa im Durchschnitt wärmer, im Sommer heißer und trockener, im Winter milder und feuchter“, prophezeit DVGW-Wasser-Impuls.
Damit auch künftig die Wasserversorgung gewährleistet ist, müsse die gesamte Branche mit politischer Unterstützung eine Initiative zur Steigerung der Krisenfestigkeit entwickeln. „Konkret bedeutet dies, gemeinsam mit der Politik technische und organisatorische Maßnahmen und deren Finanzierung auf den Weg zu bringen, um auf die zu erwartenden Klimaveränderungen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vorbereitet zu sein. Dazu gehört auch, dass veraltete Infrastruktur den neuen Anforderungen angepasst oder ausgebaut wird. Unser Ziel ist es, die Erkenntnisse der Studie in zielgerichtete Stärkung mit Blick auf künftige Trockenperioden zu nutzen“, sagt dazu Dr. Wolf Merkel, Vorstand Wasser im DVGW.
So ergibt sich heute schon konkreter Handlungsbedarf:
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Der rechtlich gesicherte Vorrang der öffentlichen Trinkwasserversorgung ist durch stringenten Vollzug zu gewährleisten. Wasserrechtliche Antragsverfahren und deren Entscheidungsfindung sind deutlich zu beschleunigen.
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Eine kurzfristige Flexibilisierung im Vollzug der Wasserrechte ist notwendig, insbesondere bei den maximalen Tagesentnahmen.
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Notwendig ist zudem eine zeitnahe Aufstockung der bestehenden Wasserrechte bei den Jahresentnahmemengen um einen Klimawandelzuschlag von 10 bis 20 Prozent.
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Vorranggebiete für die öffentliche Wasserversorgung müssen deutlich stärker in den regionalen Raumordnungsplänen berücksichtigt werden. So wird der künftige Bedarf sicher durch genügend Wasserressourcen abgedeckt.
Und was erwarten die Versorgungsunternehmen an unterstützende Maßnahmen seitens des DVGW? Da stehen die Bereiche Sensibilisierung der Ministerien und Behörden, Forschung und Entwicklung (F+E) und Regelwerk im Fokus (siehe Grafik).