Bad

Hansa schärft Markenprofil

Dienstag, 26.07.2022

Hansa ist so etwas wie die Grande Dame der Armaturenindustrie.

Das Bild zeigt den Hansa Geschäftsführer Gasser mit Kollegen.
Quelle: Eckhard Martin
„Hansa will sich wirklich verändern“, sagt Geschäftsführer Christoph Gasser (re.), der gemeinsam mit Thomas Musial (Director Sales Central Europa; v. li.), Designer Enrico Bosa und Juliane Eckstein (Design & Innovation) gerade die Weichen für eine erfolgreiche Entwicklung der renommierten Armaturenmarke in Zukunft stellt.

Mit traditionsreicher Geschichte und maßgeblichen Entwicklungen, aber in den vergangenen Jahren auch turbulenten Zeiten. Jetzt schärft Hansa als Teil der Oras-Group das Markenprofil nach.

1911 gründete Karl Göhring in Zuffenhausen bei Stuttgart die Preß- und Stanzwerke GmbH – es sollte die Geburtsstunde der Armaturenfabrik Hansa werden. 1921 in Hansa Metallwerke AG umbenannt, wurde schnell deutlich, wie innovativ die Schwaben den Armaturenmarkt aufzumischen in der Lage waren: 1950 beispielsweise gab es das erste Patent für eine Handbrause mit Regulier- und Mischventil, gut zehn Jahre später produziert Hansa nach komplett eigener Konstruktion den ersten Einhandmischer in Europa, und Anfang der 70er setzt der Hersteller mit der Drucktasten-Armatur „Hansamat“ und ihrem fast schon revolutionären Bedienkonzept erneut ein bemerkenswertes Zeichen für Entwicklungskompetenz.

Und so geht es weiter: Der Klassiker „Hansamix“-Einhebelmischer (1979), die Design-Ikone „HansaMurano“ (2003), die Joystick-Bedienung der Armatur „HansaStella“ (2007), das modulare Unterputzsystem „HansaMatrix“ (2011), das Unterputzsystem „HansaBluebox“ (2016) oder das Wellfit-Duschsystem „HansaEmotion“ waren und sind Duftmarken eines innovativen Herstellers, der zweifellos zu den „Top 3“ der Branche gehört.

Die Strahlkraft dieser Leistungsstärke rund um die Kernkompetenz „Armaturen für Küche und Bad“ wurde in den vergangenen Jahren allerdings eingetrübt, denn nach einer Phase der Expansion – 1984 die Mehrheitsbeteiligung an dem renommierten Schweizer Armaturenhersteller KWC, 1987 Übernahme der ROKAL-Armaturen – wurde der Hersteller erst durch die IK2007-Fonds von IK Investment Partners übernommen und dann – ohne KWC – an die Oras-Group weiterverkauft. Die Finnen gehören zu den führenden Armaturenanbietern in Skandinavien und waren damit auf der einen Seite ein willkommener, weil „branchenkundiger“ Hafen für die Stuttgarter. Auf der anderen Seite aber gab es unter dem Aspekt „Markenführung“ in der Folge Abgrenzungsfragen, welche Marke eigentlich mit was für einer Identität im Markt für welche Kernkompetenzen steht, sagen Branchen-Insider.

Das soll sich jetzt aber zeitnah ändern, verspricht Christoph Gasser, der seit dem 1. Oktober 2021 als neuer Chief Sales Officer (CSO) die Steuerung der Vertriebsaktivitäten bei der Oras Group und die Geschäftsführung der Hansa Armaturen GmbH innehat. Und er hat die Weichen dafür bereits gestellt. Eine Entscheidende davon ist das Design der Hansa-Armaturen. Dafür zeichnet künftig Enrico Bosa als neuer Designchef bei Hansa Armaturen verantwortlich: „Ich strebe ein Design an, welches die Technologie zu einem Freund macht und nicht zu einem Element, das ‚studiert und verstanden werden muss‘. Mehr denn je ist es heute ein wichtiges Ziel, innovative Produkte als Instrumente zu nutzen, die die Bedeutung des Wasserverbrauchs vermitteln. Außerdem geht es beim Design nicht nur um Formen, sondern vor allem um Emotionen. Die Arbeit am Geschichten erzählen, um eine emotionale Verbindung zu schaffen, ist das, was ich am meisten am Design mag.“ !PAGEBREAK()PAGEBREAK!

Das Bild zeigt eine Hansa Digitalarmatur.
Quelle: Hansa
Innovationen, die eine Marke emotional und funktional zugleich aufladen, ist eine der Zielgrößen für die künftige Hansa-Entwicklung, beispielsweise durch die Vernetzung der Digitalarmaturen.

Das hört sich gut und vielversprechend an – aber Design oder Nicht-Sein ist nur die eine Seite der Medaille. Den qualitativ wertigen Entwurf in Praxistauglichkeit zu übersetzen, die andere. Weswegen bei Hansa die italienische Design-Hand gleich um die gewissermaßen „technische“ Innovations-Kompetenz von Juliane Eckstein ergänzt wurde. Ein Team, das erkennbar dafür brennt, der Marke Hansa wieder ein unverwechselbares Gesicht zu geben. Das dieses „Gesicht“ aber über die schöne Form hinaus gleichzeitig mit Werten aufladen möchte, die unter anderem für Nachhaltigkeit und Schonung der Ressourcen, für Materialien und Technologien stehen. Unterschiedlichste Disziplinen, die zusammenzuführen sich Juliane Eckstein als ein wesentliches Arbeitsziel auf die Fahne geschrieben hat: „Mit ‚dem Kopf in der Zukunft‘ will ich immer herausfinden, wie die Dinge zusammenspielen!“

Dafür soll mehr denn je bei Hansa (wieder) ein Raum geschaffen werden, in dem so gute Ideen wie die smarte Handbrause mit Echtzeit-Infos über Wassertemperatur und Wasserverbrauch geboren werden, die dem Endkunden auch ein Bewusstsein für den Wert von Wasser vermitteln. 20 bis 50 gute Ideen sind notwendig, um da hinzukommen, weiß Juliane Eckstein. Aber: Sie sieht genau dieses Potential in Hansa und dem Mitarbeiterstamm am Standort – man darf also gespannt sein auf die kommenden Monate.

Eine produkttechnische Entwicklung zeichnet sich dabei schon jetzt ab, und zwar in konsequenter Fortentwicklung der Elektronikarmaturen die digitale Vernetzung sämtlicher Entnahmestellen. Natürlich gibt es schon heute entsprechende Apps zur Steuerung der Hansa-Armaturen, aber eben die Bündelung und Protokollierung der Funktionen, also das große Ganze darüber in Art eines Trinkwasser-Managementsystems, das fehlt noch – und daran wird jetzt gearbeitet. Das entscheidende Stichwort dahinter: mehr Sicherheit für die Betreiber von Liegenschaften beim Erhalt der Trinkwasserhygiene, inklusive Protokollierung als Nachweis, dass entscheidende Maßnahmen wie Schutz vor Stagnation oder Temperaturhaltung umgesetzt wurden.

Aber, auch das ist Christoph Gasser wichtig: „Wir bleiben ein Armaturenspezialist!“ Also genau das, was die Marke einst so groß, so branchenprägend gemacht hat...

Von Eckhard Martin
Chefredaktion SanitärJournal
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