Aachener mussten kürzlich vorsorglich ihr Trinkwasser abkochen, wegen angeblicher Coli-Bakterien. Ein Fehlalarm, wie sich später herausstellte. War die Ursache eine Verwechslung – oder schlichtweg mangelnde Hygiene?
Gerade bei Probenahme: Hygiene ist absolutes Muss
„Menschliches Versagen“ bei Probenahme in Aachen?
Montag, 15.02.2021
Weist man in einer Lebensmittelprobe Fäkal-Indikatoren nach, schrillen alle Alarmglocken. Wie beim Coli-Verdacht Ende Januar in Aachen. Denn das legt bekanntlich eine Verunreinigung des (hier) Trinkwassers durch menschliche oder tierische Fäkalien nahe – mit beträchtlichen gesundheitlichen Risiken, vom „Ekel“ mal ganz abgesehen.
Eine knappe Woche lang sollten alle 250.000 Einwohner der ehrwürdigen Kaiserstadt ihr Trinkwasser deswegen vor Gebrauch abkochen. Und zwar drei Minuten sprudelnd: „Danach können Sie es völlig unbedenklich zur Zubereitung von Nahrung, auch für Kinder, alte und kranke Menschen, zum Abwaschen von Lebensmitteln, zur Herstellung von Eiswürfeln, zum Zähneputzen sowie für medizinische Zwecke nutzen. Zur Körperpflege kann das Leitungswasser verwendet werden“, informierten die Stadtwerke Aachen (STAWAG) ihre Kunden.
Der Hintergrund: Bei einer routinemäßigen Kontrolle des Trinkwassers wurden in einer Probe (im Wasserwerk Schmithof) geringe Mengen an Coli-Bakterien festgestellt. Und diese Bakterien, mit vollem Vor- und Zunamen Escherichia coli (E.coli), gelten als eindeutige Fäkal-Indikatoren. Die Trinkwasser-Verordnung (TrinkwV) legt deshalb besonders strenge Grenzwerte für E.coli in unserem wichtigsten Lebensmittel fest: Null KBE pro 100 ml in fließendem und null KBE pro 250 ml in abgefülltem Trinkwasser. Weniger geht nicht.
Ein paar Tage später hoben die Stadtwerke das Abkochgebot aber wieder auf. Unterm Strich sei es bei einer belasteten Probe geblieben. „Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse könne wir sagen: Das Trinkwasser in Aachen war jederzeit einwandfrei. Gleichwohl war und ist es richtig, dass beim geringsten Verdachtsfall das Abkochgebot ausgesprochen wird – denn die Sicherheit der Trinkwasserversorgung genießt höchste Priorität“, erklärt Rudolf Roß, Leiter Wasser der STAWAG
Wenn nun das Trinkwasser zu keiner Zeit mikrobiell belastet war, „keimt“ der Verdacht, dass es womöglich während der Probenahme selbst zu der Kontamination mit E.coli-Bakterien gekommen ist. Nun ist eine korrekte Probenahme von Trinkwasser etwas komplexer, als mal eben ein Glas Wasser zu zapfen. Da muss in Trinkwasseranlagen beispielsweise zuerst die Auslaufstelle der Entnahmearmatur desinfiziert werden, vorzugsweise durch Abflammen oder durch gründliches Abwischen mit Isopropanol (siehe DIN EN ISO 19458). Dann wird die Entnahmearmatur geöffnet und gründlich gespült. Kurz: Bei der Probenahme kann es leicht zu „menschlichem Versagen“ kommen. Zumal wenn, wie in Aachen, 100 Proben pro Woche im gesamten Versorgungsgebiet der STAWAG genommen werden. Es scheint daher nicht unwahrscheinlich, dass die belastete Probe erst im Prozess der Probenahme mit E. coli-Bakterien verunreinigt wurde und das Trinkwasser tatsächlich nicht belastet war.
Die STAWAG selbst gehen von „einer Verwechslung zwischen den Probenahmen“ aus. Zudem „werden derzeit die internen Prozesse überprüft und qualitätsgesichert“. Vielleicht hätte ja gründliches Händewaschen vor der Probenahme schon völlig ausgereicht…