Neulich auf einer sehr schönen, architektonisch wie installationstechnisch herausfordernden Baustelle: Der gestandene Handwerksmeister im Eckring-Blaumann, der hier einen guten hochfünfstelligen Umsatz machen dürfte, schildert mir im Gespräch seine Auftragslage. Wir plaudern über die allgemeine Arbeits- und Marktsituation. Doch mit jedem Satz bekommt der Meister, ein eigentlich tiefenentspanntes „Mannsbild“ vom Land, erkennbar Puls. Bis es aus ihm herausbricht, einfach raus muss: „Ich liebe meinen Beruf, mache ihn jetzt seit über 30 Jahren – aber es macht einfach keinen Spaß mehr!!“
Warum denn nicht, konkret? Und dann überschlägt sich fast seine Sprache. Die ständigen Preissteigerungen, beispielsweise: „Nix kann man mehr kalkulieren; es ist wie Preise auswürfeln!“ Oder der Druck der Endkunden: „Jahrzehnte haben sie mit dem alten Bad und der nicht minder alten NT-Heizung gelebt. Jetzt, durch Corona, hatten sie Zeit zum Nachdenken, den alten Schmarrn daheim mal wirklich wahrgenommen und außerdem etwas Geld gespart – und machen nun Telefonterror, weil wir über Monate hinweg ausgebucht sind und nicht sofort springen!“ Oder die Lieferprobleme: „Die Industrie verspricht und verkauft, aber kann dann teilweise die einfachsten Teile nicht liefern, von Elektronik ganz zu schweigen. Und die Deppen sind wir, weil wir die Arbeiten nicht fertig bekommen!“ Oder die öffentliche Hand als Auftraggeber, „die uns bei den Preissteigerungen komplett im Regen stehen lässt, während die Politiker Sonntagsreden zur Bedeutung des Handwerks und zu Hilfen für uns halten!“ Das Fazit: „Es macht einfach keinen Spaß mehr!“
Ein Luxusproblem? Wenn man die Nöte der SHK-Kollegen vor Ort sieht, definitiv nicht! Und da ist es wenig hilfreich, wenn beispielsweise in Bezug auf Lieferfähigkeit und Preisgestaltung die Industrie auf den Großhandel zeigt, und der wieder auf die Industrie (mit der Forderung nach weiteren Boni und Zuschüssen), und alle gemeinsam auf unterbrochene Lieferketten schimpfen. Also auf einen nicht fassbaren Vierten in der sonst so viel beschworenen dreistufigen Wertschöpfungskette ...
Hier wird meines Erachtens auf der Fachschiene gerade in beträchtlichem Umfang Porzellan zerschlagen. Vor allem in Bezug auf die auch in Krisenzeiten jahrzehntelang bewährte, vertrauensvolle, belastbare Zusammenarbeit über die komplette Wertschöpfungskette hinweg. Dass es dabei (einige wenige) Gewinner geben wird, mag stimmen. Dass aber das gewachsene Gefüge aus produzierender Industrie, handelndem Handel und handwerkendem Handwerker durchaus auch viele zukunftsentscheidende Vorteile hat (Stichwort: Verlässlichkeit!), das sollte uns eigentlich gerade die Corona-Pandemie mit ihrem Klopapier-Desaster überdeutlich vor Augen geführt haben...