In harten Zeiten ist Vater Staat als Beschützer und Förderer von eigentlich gesunden Handwerksbetrieben gefordert.
Energiekosten lasten weiter schwer auf dem Handwerk
Wie kommt das Handwerk durch die Krise(n)?
Mittwoch, 29.03.2023
Steigende Energiepreise machen Handwerksunternehmen weiter schwer zu schaffen, laut einer aktuellen Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Seit Anfang 2023 leidet mehr als die Hälfte unter durchschnittlichen Preissteigerungen von 54 Prozent – mit Spitzen von bis zu 800 (!) Prozent. Dazu trugen auch auslaufende Bestandsverträge und sogar Kündigungen durch die Versorger bei. Von letzteren waren zehn Prozent der Handwerksbetriebe betroffen. Für das zurückliegende Jahr 2022 berichten drei Viertel der Handwerker von steigenden Energiepreisen, ein Fünftel von in etwa gleichgebliebenen, verglichen mit dem Vorjahr. Strom verteuerte sich durchschnittlich um 56 Prozent, Gas um 76 Prozent.
Zwei Drittel aller Betriebe nutzen Strom und Erdgas als alleinige Energiequellen. Darüber hinaus werden Öl (15 Prozent) und Holzpellets (fünf Prozent) als Energieträger eingesetzt, letztere vor allem von Bau- und Ausbaubetrieben. Weitere, nicht näher benannte energetische Alternativen nutzen 19 Prozent der Betriebe. Pellets und Öl entlasten allerdings nicht, ganz im Gegenteil: Öl verteuerte sich 2022 um 79 Prozent, Holzpellets gar um 135 Prozent.
Härtefallhilfe jetzt auch für Pellets, Heizöl und Flüssiggas
Aufgrund der hohen Energiekosten berichtet ein Fünftel der Betriebe von einer angespannten Kassenlage. Daher fordert der ZDH: „Die ab März greifenden Preisbremsen für Gas- und Strom sind dementsprechend weiterhin essenziell für den Fortbestand vieler dieser Betriebe. Auch die Härtefallhilfen für besonders betroffene, energieintensive Betriebe müssen jetzt endlich aktiviert werden und den Anspruchsberechtigten schnell und unbürokratisch zufließen.“
Nach langem Hin und Her kommt die Härtefallhilfe jetzt auch Betrieben mit leitungsungebundenen Energieträgern wie Holzpellets, Heizöl oder Flüssiggas zugute. In Baden-Württemberg können seit dem 15. März kleine und mittlere Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern die Härtefallhilfe beantragen, in Nordrhein-Westfalen ab dem 21. März. Für 15 Prozent der Ausbaugewerke wirken sich zudem fehlendes Material und hohe Beschaffungspreise liquiditätsmindernd aus.
„Investitionen in die Zukunft erleichtern“
Angesichts der vielfältigen Krisen, mit denen das Handwerk konfrontiert ist, sieht der Präsident des ZDH, Jörg Dittrich, die Politik gefordert: „Die Schwierigkeiten sind ganz überwiegend auf externe Faktoren zurückzuführen und treffen auf an sich gesunde Betriebe, von denen viele systemrelevant und zukunftswichtig sind. Daher ist die Politik aufgefordert, dabei zu unterstützen, dass diese Betriebe die Krisenphase überstehen und weiter auf dem Markt bleiben. Denn dort werden die Betriebe und ihre Arbeit dringend gebraucht, wenn es darum geht, den Klimawandel, die Digitalisierung und die Energiewende zu stemmen.“
Dafür müsse die Politik entsprechende Investitionen fördern. Beispielsweise durch eine 100-prozentige Sofortabschreibung, wie knapp die Hälfte der Handwerksunternehmen vorschlägt. Und ein Drittel hält steuerfreie Prämien in Höhe von 10 bis 20 Prozent auf die investierte Summe für eine gute Idee. Das SanitärJournal berichtet auch hier zu diesem brandaktuellen Thema.