Der Trend, den Urlaub in Deutschland zu verbringen, setzt sich seit Jahren stetig fort. Besonders in Zeiten von Corona...
Apartmentkomplexe als Trinkwasser-Hygienefalle
Mittwoch, 09.02.2022
...ist das inländische Reisen beliebter denn je. Obwohl es schon jetzt in vielen der touristisch gut erschlossenen Urlaubsregionen eine große Anzahl an Apartmenthäusern oder ganzen Apartmentkomplexen mit integrierten Eigentums- und Ferienwohnungen gibt, hat der Bedarf an gewerblich und an privat genutzten Ferienwohnungen in den vergangenen Jahren weiter zugenommen. Damit einhergehend sind auch die Kauf- und Mietpreise gestiegen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass ehemals große Wohneinheiten zur Schaffung zusätzlicher Kapazitäten für Gebäudebewohner geteilt, grundlegende Umbauten an den Wohngebäuden vorgenommen und Bestandsgebäude (teil-)saniert werden.
Liegen diese baulichen Maßnahmen schon einige Jahre zurück, erfolgten sie nicht immer unter Einhaltung der normativen Vorgaben, wie dem DVGW-Arbeitsblatt W 551. Kurze Leitungslängen, direkte Leitungsführung und Leitungsdimensionierung sowie ein vollständiger Rückbau bzw. Anpassungen der Trinkwasserinstallationen wurden häufig nicht hundertprozentig umgesetzt. Totstrecken sowie Bereiche mit nicht mehr verwendeten Funktionselementen, Geräten oder Armaturen sind oftmals in der Installation verblieben.
Hinzu kommt, dass gerade bei gewerblich vermieteten Ferienwohnungen der bestimmungsgemäße Betrieb zur Sicherstellung der Trinkwasserhygiene durch saisonale Nutzungsschwankungen nicht immer sichergestellt werden kann. Ohne automatische Spülmaßnahmen – zum Beispiel über elektronische Armaturen mit integrierter Hygienespülung – oder über manuelle Spülpläne sowie regelmäßiger Desinfektion und Reinigung der Trinkwasserinstallation, kann es insbesondere während und nach den eingeschränkten Nutzungszeiten sehr schnell zur mikrobiologischen Belastung der gesamten Trinkwasseranlage kommen.
Anwendungsbeispiel: Apartmentkomplex der 70er
In unserem Anwendungsbeispiel geht es um einen Apartmentkomplex aus den 1970er Jahren, der auf einer touristisch beliebten Ferieninsel liegt. Der Apartmentkomplex besteht zu 80 Prozent aus gewerblich oder privat genutzten Ferienwohnungen, die restlichen 70 Wohneinheiten sind dauerhaft genutzte Eigentumswohnungen. Außerdem gibt es einen Wellness-Bereich mit Schwimmbad und Sauna. Am Beispiel dieses Apartmentkomplexes zeigen wir auf, welche Hygienefallen unter anderem durch etliche Umbauten zur Aufteilung von Wohneinheiten entstanden sind und welche Folgen diese Umbauten auf die Trinkwasserqualität hatten. Außerdem erklären wir, welche Maßnahmen durchgeführt wurden, um das gesamte Gebäude auf einen hygienisch einwandfreien Stand zu bringen.
Installationsseitig weist der Apartmentkomplex eine Trinkwasserinstallation mit neun Steigleitungen für kaltes Trinkwasser und sich lokal in den einzelnen Wohnungen befindlichen Warmwasserbereitern auf. Ein Rohrleitungsplan sowie ein Anlagenbuch, in dem üblicherweise bauliche Veränderungen der Anlage zu dokumentieren sind, liegen nicht vor. Das gesamte Gebäude wird von einem Hausmeisterservice 365 Tage im Jahr betreut. Durch die Corona-Pandemie wurden zeitweise nur fünf Prozent der Wohneinheiten regelmäßig genutzt.
Bei der routinemäßigen Beprobung der Trinkwasserinstallation gab es Befunde an Zapfstellen von bis zu 1.100 Kolonien bildenden Einheiten (= KBE), unter anderem im Wellnessbereich, an weit entfernten Zapfstellen und am Warmwasseraustritt in den einzelnen Wohneinheiten.
In Abstimmung mit der Hausverwaltung und dem Gesundheitsamt wurde eine mikrobiologische Sanierung der Gesamtanlage mit dem Desinfektionsmittel «CONTI+ oXan zero» im laufenden Betrieb vereinbart. Diese Sanierung beinhaltete die Desinfektion der Anlage, das Abtöten von mikrobiologischen Belastungen sowie die Reinigung inklusive der Entfernung des Biofilms.
Bei der Durchführung der mikrobiologischen Sanierung wurde eine CONTI+-Dosieranlage – bestehend aus einer Magnetmembran-Dosierpumpe inklusive Dosiermittelbehälter und einem Anschlussset mit Dosier-T-Stück und Impulswasserzähler – in die Kaltwasserleitung integriert. Die Dosierung an der Kaltwasserleitung erfolgte nach Hauseintritt, hinter allen eventuell befindlichen anderen Wasserbehandlungsmaßnahmen.
Im vorliegenden Beispiel wurden tägliche Spülzeiten von fünf Minuten bei einer Dosierung von 1 ml/l Brauchwasser als Maßnahme definiert. Die Inbetriebnahme der Dosieranlage erfolgte über den werkseigenen Kundenservice, die begleitenden Kontrollmessungen durch die Hausverwaltung.
Die mikrobiologische Sanierung der Gesamtanlage mit dem Desinfektionsmittel erfolgte im Zwei-Schritte-Prinzip:
Schritt 1 Desinfektion der Trinkwasserinstallation
Schritt 2 Reinigung der Trinkwasserinstallation durch Entfernung des Biofilms
Bereits nach ca. sechs Wochen waren an den meisten Zapfstellen die Anzahl der Kolonien bildenden Einheiten (= KBE) deutlich gesunken und in einem unkritischen Bereich. Im Wellness-Bereich, in einigen Wohneinheiten und an Zapfstellen, die sich direkt nach dem Warmwassererzeuger befanden, war der Abfall an KBE zwar merklich, aber selbst nach einer zwischenzeitlichen Erhöhung der Dosierung nicht zufriedenstellend.
Bei einem Vorort-Termin mit dem Hersteller der Desinfektionslösung wurden Messungen zur Bestimmung der Redox-Potential-Differenzwerte durchgeführt. Weist eine Redox-Messung zwischen zwei Zapfstellen annähernd gleiche Ergebnisse aus, so ist die Rohrleitungsstrecke zwischen den Zapfstellen mikrobiologisch saniert; liegt das Redox-Potential an der zweiten Zapfstelle bei weitem niedriger, muss sich im Zwischenbereich ein mikrobiologischer Belastungsherd befinden. Aufgrund der Redox-Potential-Differenzwerte-Messungen konnte im Untergeschoß eine ca. 20 Meter lange Totleitung identifiziert werden. Diese Totstrecke befand sich am Abgang eines Steigstranges, so dass die erhöhten KBE-Werte an den mit diesem Steigstrang verbundenen Wohneinheiten in Zusammenhang gebracht werden konnten.
Nach den Redox-Potential-Differenzmessungen wurden im Wellness-Bereich die Leitungsführung oberhalb der abgehängten Decke begutachtet; hier wurde eine nicht mehr benötigte Installation von Magnetventilen zur Steuerung einer ehemaligen Öffnungs- und Schließfunktion einer Leitungseinheit identifiziert. Außerdem wurden die belasteten Wohneinheiten begutachtet und zwei Feststellungen getätigt: Die bis dato angesetzte regelmäßige Spüldauer war nicht ausreichend. Da die KBE-Werte vor dem Warmwassererzeuger niedrig, danach aber hoch waren, musste sich die mikrobiologische Belastung im Warmwassererzeuger befinden.
Nach dem Vorort-Termin wurden folgende Maßnahmen beschlossen und umgesetzt:
-
Rückbau der Totstrecke im Bereich Steigstrang.
-
Rückbau der Installation ,,Öffnen und Schließen“ im Wellness-Bereich.
-
Erhöhung der Spüldauer bzw. Anpassung an die tatsächlichen Leitungslängen und -volumen.
-
Erhöhung der Warmwassertemperaturen in den Erzeugern und Durchführung einer thermischen Desinfektion.
Bereits kurz nach Umsetzung des Maßnahmenplans besserten sich die Werte an allen problematischen Zapfstellen deutlich. Nach drei Wochen konnte die Desinfektion und Reinigung der Gesamtanlage positiv beendet werden.
Durch die Beseitigung bzw. Zerstörung der mikrobiologischen Belastungen sowie die Entfernung des Biofilms als Nahrungsgrundlage und Schutzbereich für Bakterien, Keime etc. mit dem Verfahren der mikrobiologischen Sanierung mit «CONTI+ oXan zero» und durch die aufgesattelte Vor-Ort-Analyse der Gesamtsituation, konnte der Apartmentkomplex einer unbedenklichen Nutzung wieder zugeführt werden. Abschließend wurde die Hausverwaltung darauf hingewiesen, dass nutzungsabhängige Spülmaßnahmen und ggf. Desinfektions- und Reinigungsmaßnahmen unabdinglich sind, um auch künftig die Trinkwasserqualität nach TrinkwV 2018 beizubehalten und damit den bestimmungsgemäßen Betrieb sicherzustellen.
Inhaltsstoffe und Herstellung des Desinfektionsmittels
«CONTI+ oXan zero» basiert auf Natriumhypochlorid, das aus den natürlichen Rohstoffen Wasser und Salz besteht. Die Herstellung erfolgt im Membranzellenverfahren durch elektrochemische Aktivierung mittels des exklusivem «CONTI+ FDAS»-Verfahrens (= Fraunhofer Diaphragma Activation Solution). Durch die Anwendung einer modernen Membrantechnologie entsteht ein umweltverträgliches und schadstofffreies Aktivchlor (FAC-Lösung).
Die hohe oxidative Wirkung bzw. das Redox-Potential (Redox = Maß für die Reaktivität des Desinfektionsmittels) gründet sich in dem über das Natriumhypochlorid erzeugten freien Aktivchlor (FAC). Das pH-neutrale «CONTI+ oXan zero» ist konform mit §11 Trinkwasserverordnung 2018 und kann aufgrund der Einhaltung der Grenzwerte u.a. für Chlorat (DPD Wert) während der Dosierung im laufenden Betrieb eingesetzt werden.
Wirkhinweise und Anwendung des Desinfektionsmittels
«CONTI+ oXan» trägt keine Gefahrstoffkennzeichnung, ist pH-neutral und wirkt bakterizid, viruzid, fungizid, sporozid und algizid. Die Desinfektionslösung enthält weder Aldehyde noch Alkohol oder Duftstoffe. «CONTI+ oXan» wird auch für die Schwimmbadfilterdesinfektion («CONTI+ oXan prime»), die Kaltvernebelung von Räumen und Raumluftanlagen («CONTI+ oXan fresh») sowie für menschliche Hygiene und Flächendesinfektion («CONTI+ oXan clean») verwendet. Für die Flächendesinfektion in medizinischen Bereichen besitzt «CONTI+ oXan clean» die VAH-Zulassung. Wirkhinweise und Anwendung des Desinfektionsmittels
«CONTI+ oXan» trägt keine Gefahrstoffkennzeichnung, ist pH-neutral und wirkt bakterizid, viruzid, fungizid, sporozid und algizid. Die Desinfektionslösung enthält weder Aldehyde noch Alkohol oder Duftstoffe. «CONTI+ oXan» wird auch für die Schwimmbadfilterdesinfektion («CONTI+ oXan prime»), die Kaltvernebelung von Räumen und Raumluftanlagen («CONTI+ oXan fresh») sowie für menschliche Hygiene und Flächendesinfektion («CONTI+ oXan clean») verwendet. Für die Flächendesinfektion in medizinischen Bereichen besitzt «CONTI+ oXan clean» die VAH-Zulassung.
Anwendungsschritte mikrobiologische Sanierung (MBS)
-
DPD- und Redoxwert-Messung des unbehandelten Trinkwassers durchführen.
-
Dosierung «CONTI+ oXan zero» starten.
-
DPD-Messung (Ermittlung freies Aktivchlor FAC) an der nächsten Zapfstelle durchführen. Der Wert von 0,6mg/l darf nicht überschritten werden.
-
Die DPD-Messungen sollten wöchentlich noch drei Mal durchgeführt werden.
-
Nach ca. 4 Wochen die ersten Redoxwert-Messungen (mV) nach Anweisung durchführen.
-
Nach Erreichen der geforderten Redoxwerte bis zum Ende der MBS weiter dosieren.
-
Nach Beendigung der MBS – ca. 6 bis 10 Wochen, je nach Objektgröße und Verbrauch – können die Messungen durch ein akkreditiertes Labor erfolgen.
-
Erfolgreicher Abschluss der MBS.
Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!