Die Messehallen? Waren bei weitem nicht ausgereizt. Aber dafür gab es freie Fläche als Gestaltungselement oder als Begegnungszone.
IFH/Intherm – gut, dass es Dich gab!
Freitag, 15.07.2022
Die Messehallen? Waren bei weitem nicht ausgereizt. Aber dafür gab es freie Fläche als Gestaltungselement oder als Begegnungszone. Die Ausstellerzahl? Geschätzt etwa die Hälfte im Vergleich zu „früher“. Dafür war die Wirkung der Stände besser. Der Besucherandrang? Er war überschaubar. Dafür gab es Platz auf den Gängen. Das war die IFH/Intherm in Nürnberg, die erste Nach-Corona-Fachmesse IFH. Und trotzdem war sie ein voller Erfolg!
Das hört sich vielleicht paradox an, entspricht aber der Realität. Denn auch wenn die erste regionale Fachmesse nach der rund zweijährigen Corona-Pandemie mit Abstand nicht an die Vorjahre anknüpfen konnte, waren die Bilanz der Aussteller sowie die Reaktionen der Besucher gleichermaßen positiv. Gut, dass die Messe Nürnberg das Risiko einer Präsenzveranstaltung in dieser Größenordnung eingegangen ist – und gut, dass es Hersteller gab, die dieses Risiko goutierten. Dies ist nicht die Meinung des Chronisten, sondern ein häufiger gehörter Satz aus dem flanierenden, diskutierenden, sich informierenden – und gelegentlich auch Bier-trinkenden – Publikum.
Denn es fiel auf, dass gewisse große Marken durch Abwesenheit glänzten. Besonders im Sanitärbereich. Aber weil es selbst da kein Vakuum gibt, sondern höchstens chanceneröffnende Räume, freuten sich zum Beispiel die Großen aus der Installationstechnik. Denn wer als Handwerker nicht von Badewannen aus Stahlemaille oder Acryl abgelenkt wird, lenkt seine Schritte eben dahin, wo gepresst, Vorwand gesetzt oder formstabiles Rohr wärmeverbreitend in den Fußboden geclipst wird...
Und genauso freuten sich die „Underdogs“, jene kleineren Anbieter, die ansonsten im Brecht‘schen Sinne auf jeder Messe deutlich weniger im Licht, dafür umso mehr im langen Schatten der internationalen Wettbewerber stehen – und jetzt mal im ausführlichen Austausch mit dem Fachhandwerk erklären, beschreiben, zeigen konnten, wie viel Innovationskraft sie ins Bad zu bringen in der Lage sind. Was umso interessanter war, als die schiere Zahl der Produktneuheiten im niedrigen zweistelligen Bereich blieb. Grund 1: Auch während den Pandemiezeiten wurde entwickelt und geforscht und die eine oder andere Neuheit in den Markt eingeführt. Im zarten Alter von ein oder zwei Jahren standen ebendiese Entwicklungen jetzt als fassbare Hardware also erstmals gewissermaßen am Wegesrand, waren nicht wirklich neu, aber dennoch noch so alt, dass es keinen Grund gegeben hätte, sie (endlich einmal) auch der realen Öffentlichkeit zu zeigen. Grund 2: Nächstes Jahr soll es ja, so man hört und der Gesundheitsminister nicht die nächste „Corona-Killer-Mutante“ aus dem Hut zieht, wieder eine Welt-Leitmesse ISH in Frankfurt am Main geben. Deswegen werde man bewusst zu den Herbstferien das Pulver nicht verschießen, hieß es von verschiedenen Herstellern.
Wie sich aktuell Kräfteverhältnisse im SHK-Markt zu verschieben scheinen, wurde im Übrigen ausgerechnet durch das Fehlen bestimmter Branchengrößen besonders deutlich: Denn der Jackpot für die gern aufgeworfene Frage „Wer war eigentlich der größte Aussteller in diesem Jahr?“ ging in Nürnberg – zwar nicht nachgerechnet, dafür von vielen gleichermaßen stark gefühlt – ganz klar an den Großhandel, an die GC-Gruppe. Vigour, Conel („Der beste Freund des Installateurs“) und Cosmo („Wir sind da!“) sparten weder beim Platz noch bei der selbstbewussten Außendarstellung, um sich gegenüber dem Handwerk erfolgreich als Komplettanbieter, gar als Hersteller zu positionieren. Was allerdings mittlerweile tatsächlich Konkurrenz auf den Plan ruft. Und zwar durch Holter. Ebenfalls ein Großhändler, allerdings aus dem schönen nachbarschaftlichen Österreich und mit heuer bereits vier Ausstellungen in der bajuwarischen Fläche präsent. Also echt in der „Fläche“, in der landesweiten Weite Bayerns, beispielsweise in der Oberpfalz – um sich auf diese Weise strategisch geschickt über sukzessive Landgewinne auch ein Stück aus dem lukrativen deutschen Heizungs- und Sanitärmarkt herauszuschneiden.
Weiterführende Informationen: https://www.ifh-intherm.de/?type=rss%27a%3D0
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