Bereits im Juni 2007 hat der Bundesgerichtshof (BGH) in einem Grundsatzurteil unmissverständlich formuliert, dass die DIN 4109 nur die gesetzlichen Mindestanforderungen an den Schallschutz darstellt.
Worauf erfolgreicher Schallschutz beruht
Mittwoch, 10.03.2021
Das Urteil ist leider in der Praxis noch nicht angekommen, und selbst hochwertige Immobilien haben Defizite beim Thema Schallschutz. Hier helfen qualifizierte, mit Prüfzeugnis ausgestattete Produkte.
Häufig ist die unangenehmste Lärmbelastung nicht die permanente Beschallung von der Straße, sondern kommt direkt von nebenan. Geräusche nachbarlicher Abwässer rauben den Schlaf und sind, anders als Verkehrsgeräusche, auf konkrete Personen zurückzuführen. Die (eigenen) vier Wände sind immer mit einem Ruhebedürfnis verknüpft. Im privaten Umfeld sind Rückzug, Intimität und Regeneration wichtige Motive, im Geschäftsbereich stehen wirtschaftliche Interessen wie Konzentrations- und Leistungsfähigkeit der Nutzer im Vordergrund. Die hohe Relevanz von Schallschutz im gebäudetechnischen Gesamtkonzept spiegelt sich zum Beispiel auch in der Hotellerie wider. Im Netz wird das „toll gelegene, ruhige Hotel am Waldrand“ beworben. Doch ob die Gäste das Quartier weiterempfehlen, wenn sie die Wasserspülung aus dem Nebenzimmer hören?
Aus Nutzersicht zählt die Schallschutzerwartung
Den qualitativen Gesamteindruck von Gebäuden prägt die optische und die akustische Sinneswahrnehmung. Je prestigeträchtiger die Immobilie, desto mehr Komfort und optimalen Schallschutz erwartet der Bauherr von seinem Objekt. Bei hochwertig deklarierten Bauvorhaben müssen einzuhaltende akustische Wertstufen oder Regelwerke gar nicht explizit benannt und ausgewiesen sein. Hier gilt der Nutzerhorizont als Maßstab. Eine Erwartungshaltung, die die Gerichte, wie aktuell das OLG München, in seinem Urteil vom 24. April 2018, AZ: 28 U 3042/17 immer wieder gestärkt haben. Die Vorstellung von den Gebäudeeigenschaften bildet der Nutzer meist bereits vor Baubeginn. Der in Bauprospekten, Bautafeln und Annoncen beworbene Wohnkomfort, die Luxusimmobilie oder das vielzitierte noble Quartier wecken entsprechend Erwartungen an erhöhten Schallschutz.
Schalltechnische Problemstellen sind vor Erstbezug allerdings kaum prognostizier- und lokalisierbar. Sorgfalt und Genauigkeit auf planerischer, baulicher und handwerklicher Ebene beugen akustischen Fallstricken wirksam vor. Ziel der nachfolgenden Empfehlungen ist es, die Risiken für kostenintensive Reklamationen und Gutachterprozesse weitgehend und nachhaltig zu minimieren.
Warum werden Entsorgungsleitungen zu akustischen Schwachstellen?
Die häufig beanstandeten Geräusche entstehen durch Verwirbelung des Abwasser-Luftgemischs im Rohr. Diese strahlen als Luftschall direkt hörbar vom Rohr ab. Alternativ dringen die Schwingungen über Körperschallbrücken infolge ungedämmter oder unzureichend gedämmter Rohre in den Baukörper. Als Luftschall machen sie sich beim Nutzer bemerkbar. Lösung: fehlerfreie, lückenlose Körperschallentkopplung der Leitung vom Baukörper unter Einbeziehung der Formstücke und Rohrschellen.
Was ist bei der Grundriss- und Raumplanung zu beachten?
Primär die Anordnung der Sanitärräume und schutzbedürftigen Räume, vor allem zwischen den Wohneinheiten verschiedener Nutzer. Wichtige Grundregeln: Ruheräume dürfen nicht an Wänden mit Abwasserleitungen grenzen, und im Gebäude sind schutzbedürftige Räume übereinander anzuordnen.
Welche Kriterien sind bei Baustoffen anzulegen?
Es sind nur Baustoffe zu verwenden, die für die jeweilige akustische Anforderung optimal geeignet sind. Körperschallreduzierung, z. B. durch Zwischenschaltung weichfedernder Materialien, Luftschallminderung durch Baustoffe mit hoher Masse und/oder zweischaligem Aufbau.
Mit konkreten dB-Pegeln juristisch absichern
Wichtige schalltechnische Bezugsgrößen sind nicht in einem Regelwerk zusammengefasst, sondern verteilen sich auf eine Auswahl möglicher Normen und Empfehlungen. Zur eigenen Sicherheit sollten Bauherren und Ausführende die zugrundezulegenden Regelwerke auch in Bauverträgen benennen und dort eindeutige Schallobergrenzen festschreiben.
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