Wie bewerbe ich mich richtig – als handwerklicher Unternehmer…

Handwerk als attraktiver Arbeitgeber (II)

Mittwoch, 13.02.2019

Junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, für die entsprechende Ausbildung zu gewinnen und – fast noch wichtiger – auch im eigenen Unternehmen zu halten, ist existenziell wichtig für jeden Meisterbetrieb. Am ehesten erreiche man das mit Firmenpräsentationen und Praktika für interessierte Schüler, sagen Experten.

Das betriebliche Praktikum ist der Königsweg, um junge Menschen für das Handwerk und das Unternehmen zu begeistern und so ihr Interesse an einer entsprechenden Ausbildung zu wecken, so das Fazit einer Fachtagung des ZDH (das SanitärJournal berichtete hier). Wie aber die Azubis dem Ausbildungsbetrieb erhalten?

75 Prozent aller jungen Menschen werden durch ein betriebliches Praktikum für einen bestimmten handwerklichen Beruf und das ausbildende Unternehmen gewonnen.
Quelle: ZVSHK
75 Prozent aller jungen Menschen werden durch ein betriebliches Praktikum für einen bestimmten handwerklichen Beruf und das ausbildende Unternehmen gewonnen.

Azubis im eigenen Unternehmen halten

Die Fakten dazu sind erstmal ernüchternd: Ein Drittel aller Ausbildungsverträge im Handwerk werden von den Azubis selbst vorzeitig gelöst, meist schon in der Probezeit und im ersten Lehrjahr. Zum Vergleich: In Industrie und Handel liegt die Zahl der Abbrecher bei nur einem Fünftel, im bundesweiten Durchschnitt bei einem Viertel. Und nach der Lehre bleiben nur sechs von zehn Auszubildenden ihren Betrieben treu. Über die Bindung der Azubis an den konkreten Betrieb und allgemein an das Handwerk referierte Dr. Katarzyna Haverkamp vom Institut für Mittelstand und Handwerk (ifh) an der Universität Göttingen.

Wichtiger als das erste Gehalt sei den jungen Auszubildenden die Freude am Beruf, Teamgeist und lobende Anerkennung als Rückmeldung des Chefs, so Haverkamp. Zudem gelte es, klare Ausbildungsziele zu definieren, schnell für kleine Erfolgserlebnisse zu sorgen und eigene Verantwortung nach und nach auszubauen.

Im Übrigen gingen nicht alle Azubis, die ihren Ausbildungsvertrag vorzeitig lösten, dem Handwerk insgesamt verloren: Einige wechselten „nur“ den Betrieb, andere den (handwerklichen) Beruf. Frage man die jungen Menschen nach den Gründen für den Wechsel, werde überwiegend der „raue Umgangston“ oder allgemeiner das „schlechte Betriebsklima“ beklagt, so Haverkamp. Für viele Auszubildende sei der Übergang von der Schule in den Betrieb ein regelrechter kultureller Schock…

Auf der Tagung wurden Ideen entwickelt, wie man Mitarbeiter in verschiedenen Lebensphasen an das Unternehmen bindet.
Quelle: ifh / Dr. Haverkamp
Auf der Tagung wurden Ideen entwickelt, wie man Mitarbeiter in verschiedenen Lebensphasen an das Unternehmen bindet.

Wie den Nachwuchs für das Handwerk gewinnen

Dr. Andrea Greilinger vom Ludwig Fröhler Institut (LFI) in München gewährte auf der Tagung Einblicke in das Forschungsprojekt „Nachwuchsgewinnung für das SHK-Handwerk“. Sie untersuchte, welche Wirkung Handwerksbetriebe mit Unternehmenspräsentationen und Betriebsbesichtigungen erzielen können. Wichtig sei bei letzterem, keine Massenveranstaltung abzuhalten. Per Vorselektion seien nur interessierte Schüler anzusprechen und einzuladen. Genau diesen bereits Neugierigen gelte es, die Schokoladenseite des Unternehmens zu zeigen, was wiederum die Bereitschaft zur Bewerbung verstärke. Für das erfolgreiche Durchführen einer Betriebsbesichtigung nennt Greilinger vier zentrale Punkte:

  1. Begrüßung und Präsentation des Unternehmens per Film

  2. Rundgang durch den Betrieb

  3. Erledigen einer berufsnahen Aufgabe (unter Anleitung)

  4. und einen informellen Ausklang mit Imbiss.

Zur Gewinnung von Auszubildenden erweist sich allerdings das Betriebspraktikum immer noch als das Instrument mit der größten Durchschlagskraft: Das Interesse am Ausbildungsberuf wurde bei drei Viertel der dazu befragten 900 Schüler genau dadurch geweckt. Gezielte Informationen durch Schulen oder Handwerkskammern hingegen laufen im einstelligen Prozentbereich weitestgehend ins Leere…

Nicht nur die jungen Menschen, vor allem auch die handwerklichen Unternehmen müssten sich als „Bewerber“ um die künftigen Fachkräfte verstehen und sich entsprechend aufstellen, so ein weiteres wichtiges Fazit der Tagung.

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