Wärme plus Strom plus Mobilität als Zukunftsmodell für die Wohnungswirtschaft

Dienstag, 28.02.2017

Warum aber sollten sich die Unternehmen der Wohnungswirtschaft mit solchen doch eher komplexen Modellen auseinandersetzen, wenn die bewährte Aufgabenteilung aus Bereitstellung von Wohnraum hier, Bereitstellung von Strom und Wärme durch externe Versorger da noch so gut funktioniert?

Weil es sich bei diesem Modell um ein Auslaufmodell handelt! Begründen lässt sich das durch einen Blick auf die gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen: Der Kostenanteil, den die Menschen für Wärme und Strom sowie Mobilität aufwenden müssen, steigt überproportional. Gleichzeitig sprechen wir hier aber inklusive des Wohnens über Grundbedürfnisse, die abgedeckt werden müssen. Und das von einem zunehmenden Teil an Menschen, die im Ruhestand von der Rente, also wesentlich weniger finanzieller freier Spitze leben müssen. Was liegt also näher, als ihnen ein Gesamtpaket anzubieten, das komfortables Wohnen mit Mobilität aus einer Hand hoch effizient und damit sehr wirtschaftlich verknüpft?

Wie sähe das im Detail aus?

Der Mieter bekommt das Rundum-Sorglos-Paket aus Wohnen inklusive Strom, Wärme und E-Mobilität zu einem vorher definierten, eindeutigen Preis als Pauschalmiete mit Energieflatrate. Der liegt, zeigen Muster­berechnungen und erste Erfahrungen in entsprechenden Objekten, in aller Regel zwar mit Ausnahme der Mobilität ein wenig über der Summe der Einzelpreise durch verschiedene Anbieter.

Der Investor bzw. der Vermieter bietet dem Mieter jedoch eine viel bessere Qualität an mit dem Rundum-Sorglos-Paket, und er bietet diesen Preis ja für mindestens 10 Jahre fest an ohne Preissteigerung. Die Mieter sind für bessere Qualität und die Planungssicherheit gerne bereit, etwas mehr zu zahlen. Dieses mehr an Einnahmen ist wiederum die bessere Rendite für den Vermieter. Es gibt außerdem keine Rechtsstreitigkeiten mehr wegen Betriebskostenabrechnungen. Gleichzeitig wird die Mieterbindung gestärkt.

Das energetische Zukunftsmodell nach Professor Dipl.-Ing. Leukefeld setzt konsequent auf dezentrale, vernetzte Lösungen.
Quelle: Leukefeld
Das energetische Zukunftsmodell nach Professor Dipl.-Ing. Leukefeld setzt konsequent auf dezentrale, vernetzte Lösungen.

Da gibt es aber noch ein paar gesetzliche und steuerliche Hürden, beim Direktverkauf des selbst erzeugten Stroms bzw. der Wärme an die Mieter.

Ja, solche gesetzlichen Rahmenbedingungen sind sicherlich problematisch. Aber es gibt für das Problem genauso Lösungen. Wenn Energie, also Wärme und Strom, als dem Wohnen und dem Wohnkomfort zugehörig betrachtet wird, kann eine großzügig, für den Durchschnittshaushalt mehr als ausreichend definierte Strom- und Wärmemenge zum Beispiel als ein in die Miete inkludiertes Geschenk betrachtet werden. Das ist nicht verhandelbar. Wer mehr Strom benötigt, hat aber gleichzeitig weiterhin die freie Wahl des Anbieters und kann diesen Mehr-Strom dann direkt beziehen.

Führt das aber nicht zu Verschwendung von Energie durch das Individuum?

Es ist ein Irrtum zu glauben, Menschen wären von Natur aus Energiesparer. Die Menschen möchten gut und komfortabel leben; das ist die Praxis. Mit dem Rundum-Sorglos-Paket geben die Unternehmen der Wohnungswirtschaft ihnen diese Möglichkeit, denn durch die Energie sparende Bauweise sowie die nahezu verlustfreie Energiegewinnung und -nutzung vor Ort erreichen wir trotz eines sorgloseren Umgangs mit Energie einen Gesamteffizienzgrad, der weit über allen realistisch möglichen Einsparbestrebungen liegt – und das ohne Komfortverlust für den Einzelnen.

Den Energieversorgern würde ein solches Direktvermarktungsmodell im Übrigen aber wohl wenig Freude machen…

Ganz im Gegenteil, denn die suchen aktuell doch ebenfalls nach neuen Geschäftsmodellen. Eines davon kann es sein, dass von den heutigen Energieversorgern die Technik für diese energieautarke Versorgung einzelner Objekte oder kompletter Quartiere entwickelt und umgesetzt wird. Außerdem könnten sie über Contractingmodelle profitieren, mit denen diese neuen Prozesse letztlich gehandelt und abgerechnet werden.

Herr Professor Leukefeld, ich bedanke mich für dieses interessante Gespräch mit seinen bemerkenswert ­„realvisionären“ Ansätzen, wie die Energiewende doch noch gelingen kann!

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