Uuuund .... Tschüss!!

Warum sich Azubis und Betrieb trennen

Mittwoch, 01.06.2022

35,2 Prozent der Azubis brechen ihre Handwerksausbildung vorzeitig ab - sagt der Datenreport 2021 des Bundesinstituts für Berufsbildung (Bibb). Das ist eine Menge ...

Jede dritte im Handwerk begonnene Ausbildung wird vorzeitig gelöst. Das ist viel. Denn die Quote liegt deutlich über dem Durchschnitt aller Wirtschaftsbranchen. Hier beträgt die Abbruchrate gut ein Viertel. Somit schneidet das Handwerk, das ohnehin schon akut unter Nachwuchsmangel leidet, besonders schlecht ab. Doch, woran liegt das?

Meist gibt es mehrere Gründe, warum sich Azubi und Betrieb ohne Abschluss voneinander trennen, und in der Regel sind beide Seiten davon überzeugt, dass der Fehler beim jeweils anderen liegt.

Nicht immer stimmt die Chemie zwischen Azubi und Betrieb. 35,2 Prozent der Azubis brechen ihre Handwerksausbildung vorzeitig ab.
Quelle: Pexels/Andrea Piacquadio
Nicht immer stimmt die Chemie zwischen Azubi und Betrieb. 35,2 Prozent der Azubis brechen ihre Handwerksausbildung vorzeitig ab.

Laut Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gehen 40 Prozent der vorzeitigen Vertragslösungen von den Betrieben aus. Der Rest geschieht im gegenseitigen Einvernehmen oder auf Wunsch der Auszubildenden. Und der Bibb-Datenreport deckt auf, warum:

Hauptgründe aus Sicht der Betriebe

  • Mangelnde Berufsorientierung des Azubis im Vorfeld,

  • Fehlzeiten,

  • Unpünktlichkeit,

  • unzureichende Identifikation mit dem Betrieb,

  • mangelnde Motivation und fehlendes Durchhaltevermögen,

  • unzureichende Leistung im Betrieb,

  • Überforderung, sowie

  • mangelndes Sozialverhalten und Teamfähigkeit.

Hauptgründe aus Sicht der Azubis sind aber

  • Konflikte mit Chef oder Kollegen,

  • Kommunikationsprobleme,

  • Arbeitsumfeld oder Beruf passte nicht,

  • Beschäftigung statt Ausbildung,

  • Zeit- und Leistungsdruck,

  • mangelnde Vermittlung von Ausbildungsinhalten,

  • unbezahlte Überstunden,

  • ungünstige Arbeitszeiten,

  • Nichteinhalten des Jugendarbeitsschutzes,

  • ungünstige Urlaubsregelungen,

  • Überforderung,

  • Probleme im Betrieb oder in der Berufsschule, sowie

  • gesundheitliche Probleme.

Warnzeichen für einen Abbruch sind häufiges unentschuldigtes Fehlen, Desinteresse und Lustlosigkeit, krankheitsbedingte Fehlzeiten, unzureichende Leistungen in der Berufsschule und wiederholte Unpünktlichkeit. Treffen diese Punkte ein, bleibt den Betrieben meist nur wenig Zeit, um einen Abbruch noch abzuwenden. Denn nach Untersuchungen zu vorzeitigen Vertragslösungen in der betrieblichen Ausbildung des Ludwig-Fröhler-Instituts dauert es in der Regel weniger als drei Monate vom ersten Gedanken bis zur tatsächlichen Trennung. Deswegen ist es wichtig, schon in der Anbahnungsphase der Ausbildung Klarheit zu schaffen und präventive Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Es gibt bei Ausbildungsabbrüchen natürlich Faktoren, auf die haben die Betriebe keinen Einfluss. An anderen Stellen wiederum können sie aktiv werden. Zum Beispiel bei der Intensivierung der Angebote zur Berufsorientierung, damit Azubis bereits im Vorfeld wissen, was sie im Beruf tatsächlich erwartet. Während der Ausbildung ist dann eine gute Kommunikation wichtig, um Schwierigkeiten frühzeitig zu bemerken. Offene Aussprachen, auch unter Einbeziehung Dritter wie etwa Eltern oder Berufschullehrern, und Schulungen zur Konfliktbewältigung für Azubis und Mitarbeiter können hier helfen.

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