Das Bad als kleines „Wellnesszentrum“ im Privaten ist in der Praxis noch eher selten – auch wenn die Ansprüche...
„Über die Jahre wandelnde Ansprüche von Anfang an mitdenken!“
Mittwoch, 23.12.2020
...an eine komfortable Badausstattung in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind. Ein mindestens genauso großer Nachholbedarf aber besteht in zukunftsgerichteten Bad- und Duschentwürfen, die künftige Bedarfe entweder schon vorwegnehmen oder sich idealerweise auch später noch flexibel an die aktuelle Situation des persönlichen Seins und der individuellen Möglichkeiten anpassen lassen.
Das Durchschnittsalter eines Badezimmers in Deutschland liegt bei annähernd 20 Jahren. Wie es einem Mittelwert eigen ist, sagt das aber wenig über das tatsächliche Alter vieler Bäder und über ihr jeweiliges Ausstattungsniveau aus: Von den zugrunde liegenden 46,2 Millionen Badezimmern in tatsächlich genutztem Wohnraum sind zum Beispiel 17,7 Millionen Einheiten noch nie renoviert worden. Nur etwa die Hälfte der Badezimmer verfügt zumindest über eine Duschabtrennung1; also zumindest über einen Duschvorhang... Seit 2017 (!) sind lediglich 17 Prozent der Bäder mit einer bodengleichen Dusche ausgestattet. Das bedeutet zwar zehn Prozentpunkte mehr als eine Dekade zuvor – aber damit augenscheinlich auch einen Zuwachs, der eher das Neubaugeschehen mit seinen Trends denn Sanierungsinvestitionen widerspiegelt.
Gerade daran wird aber zugleich deutlich, wie weit im Laufe der Jahre zugleich die Ausstattung eines Badezimmers und die Ansprüche der Nutzer auseinanderklaffen. Verstärkt wird dieser Effekt durch die Tatsache, dass die Bad-Erstausstattung in aller Regel in einer Lebensphase (und damit unter Lebensumständen) entschieden wird, die zwei Jahrzehnte später ganz anders aussieht: Noch in den 1970-er Jahren wurde der Bau des ersten eigenen Hauses zum Beispiel überwiegend vor dem 30. Lebensjahr zumindest in Angriff genommen. 2004 lag das Durchschnittsalter von Erstkäufern einer Immobilie hingegen schon bei 37,4 Jahren, 2014 bei 39,9 Jahren2 – und mittlerweile dürfte die „40“ überschritten sein. Im Bestand kann also davon ausgegangen werden, dass die Bad-Ausstattung unter den Prämissen
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Familiengründung,
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Zweckmäßigkeit und sicherlich auch
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Finanzknappheit
ausgewählt wurde. Heute, zwei Jahrzehnte später, stehen stattdessen auch bei jungen Bauherren wie bei älteren Hauskäufern oder -nutzern
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Wellness,
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Gesundheit und
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Komfort, bevorzugt beispielsweise über eine bodengleiche Dusche (75 Prozent)
im Vordergrund. Dazu gehören im Übrigen zugleich
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hochwertige Materialien (55 Prozent),
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ein geringer Pflegeaufwand (33 Prozent) und Schutz vor Schimmel (15 Prozent3).
Qualifizierte Beratung gefordert
Die Konsequenz daraus, zum Beispiel für das Beratungsgespräch des Fachhandwerkers mit einem potentiellen Bauherren oder Sanierer, ist eine Herausforderung: Die Badplanung ist aus der momentanen Bedarfsbeschreibung und dem entsprechenden Anforderungskatalog heraus auf eine Ebene zu heben, auf der die langjährige Nutzungsdauer und damit die sich wandelnden Kundenbedürfnisse eingefangen werden. Darauf wiederum gilt es dann, eine Badausstattung abzubilden, die sich mit möglichst geringem Aufwand an eben diese Veränderungen anpassen lässt. Dass dabei grundlegende, bauseits vorgegebene Aspekte wie die Position von Zu- und Abflussleitungen nicht beliebig veränderbar sind, versteht sich von selbst. Aber bereits die Priorisierung Wanne oder (Walk In-)Dusche lässt sich offen gestalten, wenn beispielsweise beim Setzen der Wanne der spätere Wechsel zu einer bodengleichen Dusche mit Linienentwässerung an der Wand „mitgedacht“ wird. Ähnliches gilt für die Dimensionierung der Zuleitungen für Trinkwasser warm/kalt, um mit der Umrüstung von der Wanne auf eine elegante Walk-In-Dusche auch gleich von der konventionellen Wannenfüllarmatur auf eine leistungsstarke Wellness-Dusche mit entsprechend höheren Volumenströmen wechseln zu können.
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