Das vorhandene Problembewusstsein scheitert an unzureichenden Investitionsmöglichkeiten. Auch hier muss konstatiert werden, dass die Probleme in den letzten fünf Jahren eher größer geworden sind. Während und jetzt nach der Covidkrise mussten insbesondere Investitionen in ganz andere Bereiche wie zum Beispiel Digitalisierung der Schulen umgeleitet werden. Die Studie zeigte aber auch, dass es an grundlegenden Informationen über Risiken im Bereich Trinkwasserhygiene und Vermeidungsmöglichkeiten mit Blick auf die Technik fehlt. Viele aktuelle technische Lösungen sind in den Schulen und bei den für die Trinkwasserhygiene Verantwortlichen oft gar nicht bekannt. Hinzu kommt eine fehlende funktionierende Kommunikationsstruktur im Krisenfall. Probenentnahmen und deren Ergebnisse wurden sehr oft nicht mit den Schulleitungen besprochen; kritische Vorfälle nicht oder nur sehr verzögert an die Schulen zurückgemeldet.
Probleme in der Kommunikation beziehungsweise konkret bei der Unterstützung durch staatliche beziehungsweise fachbezogene Institutionen zeigt auch die Studie der Partner für Wasser aus dem Jahr 2019. Hier wurden zahnärztliche Praxen und Kliniken zum Thema „Trinkwasserhygiene“ befragt.
Abgesehen von den medizinischen Fachgesellschaften und den zuständigen Wasserversorgern fühlten sich die befragten Einrichtungen (N=429) zu weniger als einem Viertel mit der themenspezifischen Unterstützung zufrieden. Oder deutlicher: Über 75 Prozent der Befragten konnten hier zu keinem positiven Ergebnis kommen! Hier sind sicherlich erneut die begrenzten finanziellen Mittel eine Ursache. Aber es wird ein weiteres Mal deutlich, dass der Fokus auf das Thema „Trinkwasserhygiene“ im HealthCare-Bereich noch erheblich gestärkt werden muss.
Dass deutliche Mängel im Hinblick auf die Trinkwasserhygiene den Bürgern nicht verborgen bleiben, zeigt wiederum die Partner für Wasser-Studie aus dem Jahr 2021. Beim Thema Trinkwasserhygiene in der öffentlichen Wahrnehmung nannten fast 50 Prozent der Befragten Mängel im öffentlichen Nahverkehr und über 30 Prozent im Bereich Schule/Universität/Kindergarten. Ihrem Arbeitsplatz sahen 7 Prozent diesbezüglich kritisch und immerhin 4 Prozent identifizierten den Krankenhausbereich.
Was schlussfolgern wir daraus? Dass wir bisher erhebliches Glück hatten und nicht mehr Krankheitsfälle durch Hygienemängel hervorgerufen wurden? Oder ist das Glück eher eine Frage der Perspektive, nämlich wann und wo Erkrankungen beziehungsweise deren Ursachen festgestellt und zugeordnet werden? In jedem Fall sollte die Hygienepraxis im HealthCare-Bereich stärker dem Bewusstsein folgen. Nicht zur Verfügung stehende Finanzen können kaum ein Argument sein, wenn man sich mal die Folgekosten von gravierenden Erkrankungen anschaut. Aber neben einer betriebswirtschaftlichen Betrachtung sollten vor allem die gesundheitlichen Folgen von Betroffenen ein Argument sein. Unsere Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, also wir alle sollten hier selbstkritisch bekennen: Das können wir besser! Das Bewusstsein und die technischen Möglichkeiten sind definitiv vorhanden.