Thematisch wird die Trinkwasserhygiene allerdings vor allem im Zusammenhang mit Folgen des Klimawandels, den industriellen und landwirtschaftlichen Einträgen ins Grundwasser und der teilweise veralteten Infrastruktur der öffentlichen Wasserversorgung gesehen. Letzteres ist zumindest in Deutschland derzeit kein akutes Thema. Es sind eher die Trinkwasserinstallationen in den Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern oder der Pflege. Das bedeutet: Als zentrales „HealthCare-Thema“ ist die Trinkwasserhygiene eher nur bei der Minderheit der Befragten präsent.
Der Handlungsbedarf ist groß. In einer Befragung von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtung (2016) zeigte eine andere Studie der Partner für Wasser aus Ende 2016, dass:
- nur etwa jede siebte Trinkwasseranlage jünger als zehn Jahre war. Über ein Viertel der Anlagen war zwischen 25 und 50 Jahre alt. Ca. 4 Prozent der befragten Einrichtungen gaben ein Alter der Anlagen von über 50 Jahren an.
- Über 50 Prozent der Anlagen hatten bereits Leckagen zu verzeichnen. Mehrheitlich (über zwei Drittel) wurde das Material als Hauptursache angegeben.
- Nur etwa jede vierte Anlage wurde in den letzten fünf Jahren zuvor saniert oder zumindest teilsaniert, in den letzten zehn Jahren nur etwa ein Drittel der Anlagen.
Die finanziellen Möglichkeiten für Investitionen sind seitdem eher noch deutlich schlechter geworden. Eine Analyse der Deutschen Krankenhausgesellschaft zeigt die weiterhin abnehmende Investitionsmöglichkeiten im Krankenhausbereich.
Nicht verwunderlich sind folglich Umfrageergebnisse, die zeigen, dass sich mehr als zwei Drittel der Krankenhäuser für nicht ausreichend investitionsfähig halten. Diese Situation ist in den letzten drei Jahren durch die Covid-Pandemie, die Energiekrise und die enorme Preissteigerung durch die allgemeine Inflation noch einmal deutlich verschärft worden. Schon 2016 zeigte sich bei einem Drittel der von PfW befragten Einrichtungen Probleme mit Legionellen oder E.coli. Im Durchschnitt 3,6 Fälle je betroffener Einrichtung. Bei den Krankenhäusern lag der Durchschnitt mit vier Fällen je Einrichtung mit solchen Problemlagen deutlich höher als bei den Alten- und Pflegeheimen mit 2,7 Fällen je Einrichtung. Dabei zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang mit dem Alter der Trinkwasseranlage: Bei Einrichtungen mit einem Anlagenalter von unter zehn Jahren zeigten sich 1,3 Fällen je Einrichtung. War die Anlage 50 Jahre und älter, gab es 5,8 Fälle je betroffener Einrichtung.
Wir verfügen heute über zahlreiche technische Möglichkeiten, die Trinkwasserhygiene erheblich zu steigern. Aber das erfordert Investitionen und erheblich höhere Erneuerungsraten bei der Infrastruktur.
Noch kritischer sind die Befunde im Bereich von Schulen und Kindergärten. Über ein Drittel der 2017 befragten Einrichtungen (N=829) kann keine Angaben zum Alter der Trinkwasseranlage machen. Fast 40 Prozent der Schulen und Kindergärten hat eine Anlage, die älter als 25 Jahre ist und jede sechste Trinkwasseranlage ist über 50 Jahre alt. Lässt man die Einrichtungen hier außer Betracht, die keine Angaben machen konnten oder wollten, ist sogar mehr als jede 4. Trinkwasseranlage 50 Jahre und älter.
Das sind umso kritischere Befunde, da nur etwa jede siebte Einrichtung Sanierungsarbeiten innerhalb der letzten zehn Jahre angeben konnte. Ein Großteil der angegeben Erneuerungen bezog sich dabei auf Anlagen die jünger als 25 Jahre waren. Also gerade im Altbestand eine völlig unzureichende Erneuerungsrate. Dazu wurde an gerade einmal 17 Prozent der befragten Einrichtungen eine regelmäßige Kontrolle durchgeführt (höchstens alle 2 Jahre). Audits gaben nur zehn der 829 befragten Einrichtungen an. Die Ursachen sind hier vor allem die völlig unzureichende Finanzierung der Kommunen und Trägerorganisationen. Investitionsstaus haben sich aufgrund der durchweg problematischen Haushaltssituation und den oft unzureichenden Landeszuschüssen gebildet. Dazu kommen noch bürokratische Hürden und eine problematische Personaldecke.