Trinkwasserhygiene

Trinkwasserhygiene – zu wenig Aufmerksamkeit in der Praxis

Mittwoch, 17.04.2024

Das Thema Trinkwasser steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit wie selten zuvor.

Das Bild zeigt eine Grafik zur Trinkwasserhygiene im Schulbereich.
Quelle: Deutsche Krankenhausgesellschaft auf der Basis einer Umfrage der Arbeitsgruppe für Krankenhauswesen der AOLG, statistisches Bundesamt

Die Auswirkungen des Klimawandels wurden in Europa und weltweit selten so direkt und bedrohlich erfahren wie im Sommer 2023. Dürre in vielen Gebieten, Starkregen in anderen, Wetter­kapriolen und -katastrophen bei unseren Nachbarn sowie das offenbare Schwinden der Grundwasserressourcen beunruhigen die Menschen immer mehr. Die historisch gewachsene unerschütterliche Gewissheit, im Hinblick auf Qualität und Sicherheit der Trinkwasser­versorgung, ist ins Wanken geraten. Kein Wunder, dass sich aktuell Medien und Gesellschaft sehr stark auf diese Problemlagen fokussieren. Auch die Politik hat sich davon nicht unbeeindruckt gezeigt. Es wird versucht, den Forderungen der deutschen Wasserversorgern Rechnung zu tragen. Diskutiert werden Möglichkeiten, durch neue Normen, aber auch durch den Abbau von Überregu­lierungen bzw. Verschlankungen von Genehmigungs­verfahren, die Wasserversorgung sicher für die Zukunft zu gestalten.

Viele Rahmenbedingungen unterstützen diese Bemühungen. Wir befinden uns gerade in der Mitte der auf der 66. Generalversammlung der Vereinten Nationen (VN) beschlossenen UN-Dekade des Wassers. Sie findet vom 22. März 2018 bis zum 22. März 2028 statt und verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele: „Verbesserung der Wissensverbreitung zum Thema Wasser und Gewässerschutz, einschließlich Informationen zu wasserbezogenen SDGs (Sustainable Development Goals, den Nachhaltigkeitszielen der 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung)“ und „Stärkung der Kommunikationsmaßnahmen zur Umsetzung der wasserbezogenen Ziele.“

In Deutschland wurde unter anderem in der Erarbeitung der Nationalen Wasserstrategie Rechnung getragen. Die zentralen Ziele der Nationalen Wasserstrategie sind:

  • Auch in 30 Jahren und darüber hinaus gibt es überall und jederzeit hochwertiges und bezahlbares Trinkwasser.
  • Gewässer und unser Grundwasser werden sauberer.
  • Der naturnahe Wasserhaushalt wird gestärkt und wiederhergestellt.
  • Die Abwasserentsorgung wird nach dem Verursacherprinzip organisiert.
  • Wasserversorgungs-Infrastruktur und Wassernutzung werden an die Folgen der Klimakrise angepasst.

Das bezieht selbstredend die Trinkwassersicherheit in öffent­lichen Gebäuden und insbesondere im HealthCare-Bereich ein beziehungsweise sollte alle Fragestellungen rund um die mög­lichen Qualitätsbeeinträchtigungen des Trinkwassers innerhalb von Trinkwasserinstallationen betreffen.

Wenn man sich die Nationale Wasserstrategie vom 15. März 2023 (Kabinettsbeschluss) durchliest, dann fällt auf, dass auf den 120 Seiten der Begriff „Trinkwasserhygiene“ nur genau einmal (!) fällt. Das Thema braucht dringend eine stärkere Thematisierung in der öffentlichen Diskussion und – trotz aller Krisen der letzten Jahre – eine höhere Priorität in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Partner für Wasser (PfW) haben in den letzten sechs Jahren eine ganze Reihe von Studien durchgeführt, die erheblichen Handlungsbedarf auf vielen Ebenen und Bereichen belegen.

Trinkwasser erfährt in Deutschland eine hohe Wertschätzung. Das hat die allgemeine Bevölkerungsumfrage der Partner für Wasser (2021, veröffentlicht 2022) eindrucksvoll belegt. Aber auch für die Politik, so eine Befragung der Mandatsträger und Mandatsträgerinnen aus dem vergangenen Jahr, hat sie einen hohen Stellenwert. Politik und Gesellschaft fühlen sich im Prinzip „sehr gut“ oder „gut“ über ihre Trinkwasserversorgung informiert. So zumindest antworten mehr als zwei Drittel der Befragten in diesen Studien. Auch die Sensibilisierung für die prinzipielle Bedeutung der Qualität und Sicherheit der Wasserversorgung in Deutschland ist den Befragten in der Bevölkerung wie in der Politik klar. Und das Thema Trinkwasserhygiene war mit über 94 Prozent in der Bevölkerungsumfrage und bei den politischen Mandatsträgern und Mandatsträgerinnen sogar mit fast 97 Prozent „sehr wichtig“ oder „wichtig“.

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