Das in Deutschland gelieferte Trinkwasser ist in Bezug auf die Qualität das höchste Gut, das dem Nutzer eines Gebäudes geliefert wird. Es kann nicht Ziel sein, bei neuen Trinkwasser-Installationen Desinfektionsmaßnahmen einleiten zu müssen – hochwertiges Trinkwasser hat dies nicht nötig. Das unterstreicht die Trinkwasserverordnung mit dem Minimierungsgebot. Durch eine gesamtheitliche Betrachtung der Trinkwasseranlage – von der Planung über die Ausführung bis hin zur Inbetriebnahme und Nutzung – wird deutlich, dass die hohe Trinkwasserqualität mit der Anwendung der allgemein anerkannten Regeln der Technik erhalten werden kann.
Trinkwasserhygiene ist kein Zufallsprodukt
Donnerstag, 21.11.2019
Geht es um die Trinkwasserqualität in der modernen Gebäudetechnik, macht es keinen Sinn, sich nur eine Problemzone herauszupicken. Das jedoch geschieht häufig. Mal ist es die ungünstige Übertragung von Wärmelasten im Schacht oder der Vorwand auf kaltes Trinkwasser (PWC = potable water cold), mal ist es die Stagnation trotz laufenden Betriebs, die für Schlagzeilen in Fachzeitschriften sorgt. Beispielsweise sollen als zu hoch bewertete Kaltwassertemperaturen zwischen 20 und 25 °C alarmieren, obwohl sie – zunächst für sich allein betrachtet – nicht zwangsläufig für eine schlechte Trinkwasserqualität sorgen müssen.
Geprüfte Bauprodukte – saubere Komponenten
Schon bei der Planung und Errichtung einer Trinkwasser-Installation sollte die Wahl einzelner Komponenten nicht willkürlich erfolgen. Das Zeichen eines anerkannten Zertifizierers, zum Beispiel DIN/DVGW oder DVGW-Zertifizierungszeichen, bekundet, dass die gestellten Anforderungen erfüllt sind und die Produkte für den Einsatzbereich Trinkwasser verwendet werden können. Zusätzlich zur DVGW-Zertifizierung ist eine Konformität nach den Bewertungsgrundlagen des Umweltbundesamtes oder der KTW-Empfehlung zu beachten. Eine Trinkwasseranalyse gibt dem Fachunternehmer Hinweise zur Auswahl der richtigen Werkstoffe.
Neben der Auswahl von zertifizierten Produkten ist es wichtig, dass bereits während der Bauphase keine Verunreinigungen ins Leitungssystem gelangen, die vor der Inbetriebnahme zunächst herausgespült werden müssen. Deshalb müssen die einzelnen Komponenten einer Trinkwasseranlage für den Transport sicher verpackt beziehungsweise verschlossen sein (Abbildung 2). Sorgt der Fachunternehmer zusätzlich dafür, dass jeder Verarbeiter bei der Installation der Trinkwasserleitungen wichtige Hygieneregeln beachtet, ist bereits sehr viel erreicht.
Vor Inbetriebnahme fachgerecht spülen
Vom Hausübergabepunkt des Wasserversorgers bis zur letzten Entnahmestelle kann der Weg weit sein und die Trinkwasserqualität beeinträchtigt werden. Aus diesem Grund macht es Sinn, sowohl bei der Neubauplanung als auch der Altbaumodernisierung sorgfältig vorzugehen. Schon am Hausübergabepunkt kann der Start für die neue Trinkwasser-Installation misslingen, wenn die Erstbefüllung unsachgemäß erfolgt und verunreinigtes Trinkwasser in die Anlage gelangt (Abbildung 3). Was der Sanitärfachmann noch vor der Abnahme im Detail zu beachten hat, ist im ZVSHK-Merkblatt „Spülen, Desinfizieren und Inbetriebnahme von Trinkwasser-Installationen“ zusammengefasst.
Ein besonderer Punkt muss dabei thematisiert werden: Nach wie vor gilt für die Druckprüfung, dass sie aus hygienischen Gründen trocken, mit ölfreier, sauberer Luft oder Inertgasen durchgeführt werden sollte. Erfolgt stattdessen die Druckprobe der Trinkwasseranlage mit Wasser, muss der bestimmungsgemäße Betrieb der Anlage unmittelbar nach der Druckprüfung und der Spülmaßnahme erfolgen (spätestens innerhalb von drei Tagen).
Technikzentrale ungünstig für Kaltwasser
Ist der Hausübergabepunkt für das Kaltwasser im Untergeschoss in einer Technikzentrale positioniert, kann dies bereits die erste unerwünschte Erwärmung des Kaltwassers mit sich bringen. Ein solcher Technikraum weist oft erhöhte Temperaturen auf, bedingt durch Heizungstechnik und Trinkwassererwärmung. Die Erwärmung des Kaltwassers kann also schon im Bereich der Verteilungen (z. B. abgehängte Decken) ansteigen und nicht erst im dichtbelegten Versorgungsschacht – der häufig als wichtigste Problemzone angesehen wird. Als bautechnische Lösung wird dem Planer inzwischen empfohlen, für das Kaltwasser einen anderen Weg, getrennt von warmgehenden Leitungen, einzuschlagen. Doch das wird wahrscheinlich einem Neubau vorbehalten bleiben und geht an der Realität in den meisten Altbauten vorbei. Im Bestand sind Planer und Installateur meist darauf angewiesen, bestehende Leitungswege zu nutzen.
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