Damit sind einige der zentralen Forderungen der VDI-Richtlinie 6023 erfüllt, nämlich Stagnationsstrecken zu vermeiden, den Wasserinhalt gering zu halten und für einen regelmäßigen Wasseraustausch in allen Leitungsteilen zu sorgen. Der Warmwasserinhalt im ungünstigsten Fließweg einer typischen Stockwerksinstallation liegt in der Regel unter dem im DVGW-Arbeitsblatt W 551 geforderten Grenzwert von drei Litern, sodass auch im Stockwerk keine Zirkulation notwendig ist.
Dabei liegt in der Kürze die Würze. Durchschleif-Ringinstallationen sollten keine Bereiche in einer Wohnung in einem Ring erschließen, die zu weit auseinanderliegen (zum Beispiel das Bad und eine entfernt liegende Küchenspüle). Das erhöht die Warmwasser-Ausstoßzeiten. So wurde für das Bad in Abb. 6 eine Ringinstallation gewählt, die unabhängig vom Nutzerverhalten (Nutzung Dusche, Badewanne) einen Austausch des Wassers in allen Leitungsteilen ermöglicht, während für die Küchenspüle und das Gäste-WC eine Durchschleif-Reiheninstallation gewählt wurde. Dabei befindet sich der Hauptverbraucher am Ende, um auch hier einen möglichst häufigen Wasserwechsel zu ermöglichen. Im vorliegenden Beispiel ergeben sich auf diese Weise auch für die oft kritischen Entnahmestellen Dusche und Küchenspüle Warmwasser-Ausstoßzeiten gem. VDI-6003 AS II. In Sachen Komfort steht die Durchschleif-Ringinstallation anderen Installationsarten also in nichts nach: Die Kriterien für Warmwasser-Ausstoßzeiten gemäß VDI 6003 können mit Ringinstallationen ebenso erfüllt werden wie mit einer T-Installation. Allerdings bieten Ringinstallation deutlich bessere Trinkwasserhygiene-Eigenschaften. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Temperaturhaltung im Kaltwasser funktioniert. Höhere Austauschfrequenzen des Wassers innerhalb der Ringinstallation und das schnelle Absinken der Warmwassertemperatur in der Zapfruhe unter den kritischen Temperaturbereich von 25 °C sorgen dafür, dass sich auch Kaltwasserleitungen nicht erwärmen, die in derselben Vorwand oder derselben Trockenbauwand verbaut sind (siehe Abb. 7). Bei einer längeren Zapfunterbrechung minimiert sich somit das Verkeimungsrisiko für Warm- und Kaltwasserleitungen.
Bedarfsgerechte Hygienespülungen
Bleibt eine Wohnung länger ungenutzt, etwa weil die Bewohner im Urlaub sind, stagniert das Trinkwasser in den Leitungen. Kommen dann noch hohe Umgebungstemperaturen hinzu, können sich Legionellen besonders gut vermehren. Diesem Risiko können Planer entgegenwirken, indem sie Spülstationen einplanen. Denn eine automatisierte, bedarfsgerechte Hygienespülung von Warm- und Kaltwasserleitungen garantiert die Einhaltung der Hygieneanforderungen. So erkennt eine Spülstation (Abb. 8) eigenständig Stagnation innerhalb der Kalt- und Warmwasserleitungen. Sie tauscht das gesamte Trinkwasser in der Ringinstallation aus, wenn die individuell einstellbare, zugelassene Stagnationszeit abgelaufen ist. Auch die Temperaturen werden überwacht: Liegen sie länger in einem Bereich, der das Legionellenwachstum begünstigt, löst die Station ebenfalls eine Spülung aus. Der Einbau von Spülstationen verhindert also negative Einflüsse auf die Trinkwasserhygiene durch Nichtbenutzung der Anlage oder längere Abwesenheit der Bewohner.
Die VDI-Richtlinie 3810 unterscheidet verschiedene Arten von Nutzungsunterbrechungen, die unterschiedliche Maßnahmen im Betrieb der Trinkwasseranlage nach sich ziehen (siehe Abb. 9). Werden von vornherein automatisierte Hygienespüleinrichtungen eingeplant, müssen Nutzungsunterbrechungen später nicht betriebstechnisch abgesichert werden. So spart der Betreiber Aufwand und Kosten. Weil die Hygienespülung das Wasser automatisch austauscht, kann die Trinkwasseranlage auch über längere Nichtnutzung im Betrieb bleiben. Nicht zuletzt kann mit der automatisierten Hygienespülung in Kombination mit Durchschleif-Ringinstallationen der bestimmungsgemäße Betrieb aufrechterhalten werden, der bereits nach Abschluss der Roh-Installationsarbeiten noch in der Bauphase erfolgen kann. Alle Leitungsabschnitte, die in eine Hygienespülung eingebunden sind, können sofort mit Trinkwasser befüllt werden. Dies erspart zusätzliche Kosten und Koordinationsaufwand in der Ab- und Inbetriebnahme, da sonst nur Installationsteile mit Trinkwasser gefüllt werden dürfen, wenn diese nach spätestens 72 Stunden durch bestimmungsgemäße Nutzung betrieben werden. Dadurch muss häufig zunächst mit Luft oder inertem Gas abgedrückt werden. Mit einer automatisierten Hygienespülung kann die Installation bereits in der Rohbauphase bestimmungsgemäß betrieben und für den hygienisch erforderlichen Wasseraustausch gesorgt werden.