Trinkwasserhygiene

Trinkwasser und Legionella? Nicht bei uns! Echt nicht, keinesfalls...

Montag, 26.10.2020

Es ist ein Mirakel – doch die Redaktion des SanitärJournals bleibt dran. Und liest zwischendurch einen Beitrag, den die „Ärztezeitung“ am 20. März 2020 zum „riesigen Investitionsstau bei Krankenhäusern“ veröffentlichte, basierend auf Hinweisen der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), des GKV-Spitzenverbandes sowie des Verbandes der Privaten Krankenversicherung. Die haben für das laufende Jahr nämlich eine Investitionsanalyse vorgenommen und dabei festgestellt, das die Landesmittel zur Investitionsfinanzierung „lediglich 50 Prozent der eigentlich benötigten sechs Milliarden Euro“ abdecken. Da würde es sicherlich schon gar nicht mehr ins Bild passen, wenn auf gleicher Landesebene bei entsprechenden Untersuchungen doch ein „klarer epidemiologischer Zusammenhang zwischen Infektionen oder Ausbrüchen durch Legionellen bzw. Pseudomonas aeruginosa und der Trinkwasserhygiene in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen festgestellt werden“ und folglich einen akuten Handlungsbedarf aufzeigen würde!

Zustandsbetrachtung, sinnigerweise aus einem niedersächsischen (!) Krankenhaus, kurz nach Beginn der Kernsanierung des Gebäudeflügels: Wenige Wochen vorher waren auch diese Rohrleitungen – prototypisch dargestellt für die Gesamtheit der Heizungs- und Sanitärinstallationen – noch in Betrieb…
Quelle: Martin
Zustandsbetrachtung, sinnigerweise aus einem niedersächsischen (!) Krankenhaus, kurz nach Beginn der Kernsanierung des Gebäudeflügels: Wenige Wochen vorher waren auch diese Rohrleitungen – prototypisch dargestellt für die Gesamtheit der Heizungs- und Sanitärinstallationen – noch in Betrieb…

Eckdaten zur „Partner“-Studie

Befragt wurden 309 Einrichtungen aus dem HealthCare Bereich, davon 145 Krankenhäuser und 141 Alten- und Pflegeheime.

  • 90 Prozent der Einrichtungen bezogen ihr Trinkwasser vom örtlichen Versorger.

  • Nur etwa jede siebte Anlage war jünger als 10 Jahre. Über ein Viertel der Anlagen war zwischen 25 und 50 Jahre alt. Circa 4 Prozent der befragten Einrichtungen gaben ein Alter der Anlagen von über 50 Jahren an.

  • Über 50 Prozent der Anlagen hatten bereits Leckagen zu verzeichnen. Mehrheitlich (über zwei Drittel) wurde das Material als Hauptursache angegeben.

  • Nur etwa jede vierte Anlage wurde in den letzten 5 Jahren saniert oder zumindest teilsaniert, in den letzten 10 Jahren nur etwa ein Drittel der Anlagen.

  • Nur etwa jede zweite Trinkwasseranlage wurde einem externen oder internen Audit unterworfen.

  • Zwei Drittel der befragten Einrichtungen setzen keine zusätzlichen Wasseraufbereitungsverfahren zur Gewinnung von hygienisch einwandfreiem Trinkwasser ein.

  • Circa 60 Prozent der Einrichtungen nutzen die Erwärmung des Wassers auf über 60 °C, um Risiken für eine Qualitätsbeeinträchtigung des Trinkwassers zu vermeiden. Knapp 45 Prozent gaben an, die Wartungs- und Reinigungsintervalle strikt einzuhalten. Jede fünfte Einrichtung unternahm aber keinerlei Maßnahmen zur Risikovorsorge.

(Quelle: Partner für Wasser, Berlin; Institut für empirische Sozial- und Kommunikationsforschung I.E.S.K., Düsseldorf)

Massiver Investitionsstau

In öffentlichen Gebäuden herrscht bundesweit bekanntermaßen ein eklatanter Investitionsstau. Das bestätigt auch das aktuelle „KfW-Kommunalpanel 2020“. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) befragte dazu bundesweit die Kämmereien in Städten und Gemeinden mit mehr als 2.000 Einwohnern sowie in allen Landkreisen. Durchgeführt wurde und wird die Umfrage und repräsentative Hochrechnung durch das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) seit 2009 – und das aktuelle Ergebnis ist schlichtweg verheerend.

Die Stimmung der Kommunen hat sich danach mit Blick auf die Finanzlage durch die Corona-Krise massiv eingetrübt, so die KfW. Die Haushaltsüberschüsse der letzten Jahre dürften angesichts sinkender Einnahmen und steigender Ausgaben vorerst unerreichbar sein. In den Kämmereien gehe man von Sparmaßnahmen aus, um die Haushaltsdefizite zu decken. Dies drohe insbesondere die Investitionen in Mitleidenschaft zu ziehen. Dabei sei das Investitionsniveau bereits 2019 nicht ausreichend gewesen, denn der wahrgenommene Investitionsrückstand der Kommunen sei laut bundesweiter Hochrechnung auf 147 Milliarden Euro gestiegen. Eine der Ursachen sind nach Einschätzung der Kommunen übrigens fehlende Kapazitäten auf dem Bau!

Von Eckhard Martin
Chefredaktion SanitärJournal
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