Es wird teuer. Nicht nur die Lebensmittel- und Energiepreise gehen durch die Decke. Wer den Klempner ruft, muss nun auch tiefer in die Tasche greifen.
Tief in die Tasche gegriffen
Inflation greift auch im SHK-Handwerk um sich
Dienstag, 28.06.2022
Denn ganze 93 Prozent der deutschen Handwerksbetriebe aus dem Bereich Sanitär-Heizung-Klima haben seit Januar 2021 ihre Stundensätze angehoben. Das ist das Ergebnis einer Befragung, die das deutsche Konsortium aus Anbietern der Handwerkssoftware TAIFUN, M-SOFT, P Software & Service und extragroup unter knapp 700 deutschen Handwerksbetrieben durchgeführt hat.
Und ein Ende der Preissteigerungen ist noch längst nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil, laut Preisatlas Handwerk – so der Name des Befragungsformats -, nimmt der Preisdruck stetig zu: Während im Jahr 2021 „nur“ 51 Prozent der befragten Betriebe die Stundensätze erhöht haben, waren es allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres bereits 68 Prozent. 30 Prozent geben sogar an, in beiden Jahren die Stundensätze angepasst zu haben. Je nach Bundesland unterschiedlich hoch. So kostet eine Meisterstunde in Hamburg im Schnitt aktuell 72 Euro, während Handwerker in Sachsen lediglich 50 Euro veranschlagen. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Gesellenstunden: Hier liegt erneut Hamburg mit 62 Euro vorne, Sachsen ist mit 42 Euro am günstigsten. Teuerstes Flächenland ist Schleswig-Holstein. Dort wird für die Meisterstunde im Schnitt 64 Euro und für die Gesellenstunde 58 Euro aufgerufen, so das Ergebnis der Befragung.
Keine Fachkräfte in Sichtweite
Dominik Hartmann, CEO der Software-Unternehmensgruppe: „Wir sehen im Markt aktuell eine Preisanpassung, die angesichts der allgemein grassierenden Rekordinflation wenig verwunderlich ist. Doch auch andere Faktoren spielen eine Rolle: Der Bauboom ebbt nicht ab, gleichzeitig werden für die Umsetzung der Energiewende Tausende Fachkräfte benötigt. Handwerksbetriebe sehen sich deshalb mit einer enormen Nachfrage konfrontiert und müssten eigentlich dringend zusätzliches Personal einstellen. Neue Leute sind aber nur schwer zu finden. So entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, das wahrscheinlich jeder Verbraucher kennt, der in jüngerer Zeit versucht hat, kurzfristig einen Handwerkertermin zu ergattern.“
Insgesamt suchen aktuell zwei Drittel (67 Prozent) aller befragten Handwerksbetriebe nach neuen Mitarbeitern. Und um diese zu finden, heißt das Motto: Mit Speck fängt man Mäuse. Denn um die wertvollen Mitarbeiter zu gewinnen beziehungsweise zu halten, bieten die Betriebe mittlerweile häufig unterschiedliche Benefits und Zusatzleistungen an. Dazu zählen hochwertige Werkzeuge und Kleidung (77 Prozent), Weihnachts- und Urlaubsgeld (71 Prozent), die Möglichkeit, den Firmenwagen privat zu nutzen (63 Prozent), betriebliche Weiterbildungsmaßnahmen (62 Prozent) oder ein Firmenhandy (52 Prozent). Immerhin knapp jeder zehnte Betrieb (acht Prozent) bietet sogar eine 4-Tage-Woche an.