Ein Hauptziel der neuen Initiative der europäischen Kupfer-Halbzeugindustrie sei es, die weitere Verwendung von Kupferlegierungen für die Abgabe von Trinkwasser an den Verbraucher zu sichern und die Vorschriften für Trinkwasser, insbesondere die europäische Trinkwasserrichtlinie, einzuhalten. Dazu wurde ein Fahrplan entwickelt, der verschiedene Maßnahmen umfasst. Dazu gehört die Festlegung einer Legierungsfamilie, die das Potential haben könnte, die am häufigsten verwendeten bleihaltigen Messingsorten zu ersetzen und die Beibehaltung der Recyclingfähigkeit bleihaltiger Messinglegierungen zu gewährleisten.
Womit sich – siehe oben – ein wichtiger Kreis schließt, denn wenn einzelne Legierungszusammensetzungen ohne Absprache geändert würden, um den Bleianteil zu verringern, besteht die ernste Gefahr, dass diese verschiedenen Messingtypen wiederum im Recyclingstrom inkompatibel werden. Für jede Legierung müsste es also getrennte Schrottströme geben. Das ist aber nicht praktikabel und spräche dem Ziel Hohn, möglichst viele wertvolle Baustoffe am Ende ihres Lebenszyklus einfach wiederzuverwerten. Daher warnt auch Kupferverbands-Chef Sander: „Die Kreislaufwirtschaft für Messingschrott in der EU ist zwar noch nicht ,kaputt‘, aber sie gerät zunehmend unter Druck. Die Erzeugung von Schrott und seine Wiederverwendung in Europa ist und bleibt jedoch eine Schlüsselkomponente der Kreislaufwirtschaft.“
Um eine Einheitlichkeit zu gewährleisten, hat die Lead Free Initiative deswegen vier Legierungen mit einem ähnlichen Kupfergehalt und einem geringeren Bleigehalt als die derzeit gebräuchlichen Legierungen ermittelt. Dr. Klaus Ockenfeld: „Diese vier Legierungen haben einen deutlich niedrigeren Bleigehalt als die derzeitige Spanne von 1,5 bis 3,5 Prozent. Sie basieren auf bekannten Normwerkstoffen (CW610N, CW611N, CW511L, CW727R) und sollen nach Abschluss der erforderlichen Zulassungsprüfungen (EN 15664) als CW610N-DW, CW611N-DW, CW511L-DW und CW727R-DW die bisher als 4-MSI-Metallliste bekannte Gruppe trinkwasserfähiger Legierungen ergänzen. Der Gesamt-Bleianteil in Messinglegierungen könnte bis 2035 dadurch um mehr als 70 Prozent reduziert werden, wenn man jetzt damit beginnt.“