Sofort eine Million neue Wohnungen – durch Aufstocken

Maßnahme gegen Wohnungsnot

Mittwoch, 14.02.2018

Vor allem in städtischen Ballungsgebieten hinkt der Wohnungsbau der Nachfrage deutlich hinterher - die Schere mit den allseits beklagten Folgen öffnet sich immer weiter. Dabei steckt reichlich Wohnraumpotential in Aufstockungen. Das geht schneller und ist wesentlich kostengünstiger als der Ausweis neuer Baugebiete und die Planung und Errichtung neuer Objekte.

Mehr als eine Million neue Wohnungen – mitten in der Stadt. Und das ohne neue Straßen, ohne zusätzliches Bauland, ohne Versiegelung von Grünflächen, keine Grundstückskosten und keine Grunderwerbssteuer… Zu schön, um wahr zu sein?

Doch, das geht – sagt die „100 Tausend Dächer Initiative“ und stützt sich dabei auf aktuelle wissenschaftliche Studien.Die Lösung: Aufstockungen bereits bestehender Wohngebäude können einen wichtigen Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot leisten, vor allem im innerstädtischen Bereich. Werden die neuen Wohnungen zudem energetisch optimiert, verbessern sie die Energieeffizienz des gesamten Gebäudes und leisten so einen elementaren Beitrag zur Wärmewende im Bestand, betonen die Initiatoren. Sie sprechen damit in erster Linie Wohnungsgesellschaften und –Genossenschaften an.

Die Bausparkasse BHW nimmt aber auch private Hausbesitzer und Wohneigentümergemeinschaften (WEG) mit ins Boot. Eine WEG muss einen einstimmigen Beschluss fassen, mit dem beispielsweise der Dachraum von Gemeinschafts- in Sondereigentum umgewandelt wird. Auch die Finanzierung ist gemeinschaftlich zu klären. Zudem muss „jede Dachaufstockung behördlich genehmigt werden“, sagt Stefanie Binder von der BHW. „Dafür ist die professionelle Prüfung der Statik ausschlaggebend.“

Beispiel für eine architektonisch und baulich gut gelöste Aufstockung im Bestand.
Quelle: Bausparkasse BHW
Beispiel für eine architektonisch und baulich gut gelöste Aufstockung im Bestand.

Politische Unterstützung nötig

Die 100Tausend Dächer Initiative appelliert an Kommunen, Länder und den Bund, die „Stolpersteine“ auf dem Weg zu einer zügigen Aufstockung aus dem Weg zu räumen. Konkret benennt sie diese Punkte:

  • Stellplatzpflicht: Hier sollen flexible Regelungen zugelassen werden. Die Kommunen können ihren Ermessensspielraum weiter nutzen bis hin zum Verzicht auf zusätzliche Stellplätze und Ausgleichszahlungen.

  • Abstandsflächen: Entsprechende Regelungen sollten zur Erleichterung der Nachverdichtung überprüft werden.

  • Aufzug: Den Marktakteuren sollte der Einbau eines Aufzugs überlassen bleiben.

Die Autoren der Studie „Wohnraumpotential“ halten eine (zumindest temporäre) Förderung von Aufstockungen für notwendig, beispielsweise über eine erhöhte Abschreibung. Ihr Vorschlag: Lineare steuerliche Abschreibung von vier Prozent pro Jahr auf Investitionen in energetische und baukulturelle Verbesserungen des Bestandes im Zuge von Aufstockungen.

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