Sieben von neun „smarten“ Stromzählern messen falsch!

Bringt „digital“ falsche Stromabrechnungen??

Montag, 10.04.2017

Der Stromverbrauch soll in Deutschland künftig digital gemessen werden. Der Grund: So weiß jeder sofort, wie viel Strom er wofür „verschwendet“. Aber: Eine „elektrisierende“ Studie weist krasse Fehlmessungen bei elektronischen Stromzählern nach! Insbesondere der Verbrauch von Energiesparlampen, LEDs und PV-Strom-Anlagen, den „Paradepferden“ der Energiewende, wurde völlig falsch gemessen - mit bis zu knapp 600 Prozent Abweichung nach oben! Das heißt: Wir bezahlen viel mehr, als wir verbrauchen!

Fachverbände beruhigen: Das „Zwei-bis-150 Kilohertz-Problem“ sei schon länger bekannt. Derlei Fehlmessungen kämen bei den in Deutschland zugelassenen Zählern nicht vor…

Da hat der Kunde in der Tat die „Qual der Wahl“: Im Angebot sind neun „smarte“ Stromzähler. Fünf messen deutlich mehr, zwei weitere weniger als den tatsächlichen Stromverbrauch. Und ja, ganze zwei Zähler arbeiten tatsächlich korrekt…

Die neun elektronischen Stromzähler wurden an der niederländischen Universität Twente auf Herz und Nieren geprüft. Dabei stellte das Team um Frank Leferink Abweichungen von jeweils plus 475, 566, 569, 581 und 582 Prozent fest, sowie von minus 31 und 32 Prozent.

Ist jetzt die Energiewende in Gefahr? Hängt doch deren Erfolg inklusive Smart Home und Smart Grid ganz entscheidend von einer korrekten Stromverbrauchsmessung ab – Smart Metering eben.

„Alles Schrott“ – sagte der Elektriker zum gar nicht so (ur)alten Zählerbestand und tauschte aus. Jetzt wird digital smart gemessen. Aber was? Oft auch nur „Schrott“, wie die Forscher der Uni Twente feststellten?
Quelle: Eckhardt Martin
„Alles Schrott“ – sagte der Elektriker zum gar nicht so (ur)alten Zählerbestand und tauschte aus. Jetzt wird digital smart gemessen. Aber was? Oft auch nur „Schrott“, wie die Forscher der Uni Twente feststellten?

Nur ein Sturm im Wasserglas?

Zwei Fachverbände glätten jetzt die hoch schlagenden Wogen - der „Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V.“ (VDE) und die „Physikalisch-technische Bundesanstalt“ (PTB).

Dem VDE seien Störeffekte bekannt, die durch die zunehmende Verbreitung von Energiesparlampen, LEDs und die dezentrale Einspeisung erneuerbarer Energien entstehen. Ursache dafür sind hochfrequente Ströme im Bereich von 2 bis 150 kHz, die beispielsweise ein Solar-Wechselrichter erzeugen kann.

Genau diese Störungen, unter Insidern als „Zwei-bis-150-KiloHertz-Problem“ bekannt, konnten auch die niederländischen Wissenschaftler als Quelle der fehlerhaften Messungen identifizieren. Bei Messgeräten allerdings, die nach verbandseigenen Empfehlungen geprüft wurden, seien derlei heftige Fehler nicht bekannt, betont der VDE. Gleichwohl werde man die aktuelle Studie auf neue Erkenntnisse und Störphänomene prüfen. Das erfolge in enger Abstimmung mit der PTB und der Bundesnetzagentur.

„Zwei-bis-150-KiloHertz-Problem“ ein alter Hut

Schon vor zehn Jahren seien elektronische Zähler mit messtechnischen Problemen in Situationen wie den jetzt in Twente untersuchten aufgefallen. Darauf weist die PTB hin. Die hiesigen Prüfanforderungen seien daher um Grenzwerte ergänzt worden, die vorher fehlten, betont die Anstalt und ergänzt beruhigend: „Alles spricht dafür, dass bei den in Deutschland eingesetzten und für den Einsatz vorgesehenen Zählern (…) die gesetzlich vorgegebenen Verkehrsfehlergrenzen nicht überschritten werden.“ Trotzdem seien die Forschungsergebnisse der Universität Twente ernst zu nehmen. Die PTB werde deshalb auch die Hersteller der untersuchten Stromzähler um eine Stellungnahme bitten.

Die Redaktion des SanitärJournal verfolgt die weitere Entwicklung mit „Hochspannung“…

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