Was passiert, wenn im Bad Wasser unter den Fliesenboden dringt? Und wie lässt sich dieses Wasser wieder abführen?
Sickerwasseröffnungen an Duschrinnen besser vermeiden
Dienstag, 17.12.2019
Das Österreichische Forschungsinstitut OFI hat diese Fragen in einer wissenschaftlichen Arbeit untersucht und beantwortet. Soviel vorweg: Sickerwasseröffnungen in der Duschrinne oder im Punktablauf sind kein Lösungsansatz – eher im Gegenteil.
Sekundärentwässerungen sind sinnvoll, wenn es unterhalb des Bodenbelags wasserführende Schichten gibt. Dies trifft bei einigen Bodenaufbauten im Außenbereich durchaus zu. Dort schützt die Sekundärentwässerung die Bausubstanz vor Frostschäden durch aufgestautes Wasser. Ganz anders verhält sich das bei bodenebenen Duschen im privaten oder öffentlichen Bereich, denn die Bodenaufbauten sehen hier ganz anders aus: Auf den Estrich wird zunächst eine flüssige Verbundabdichtung aufgetragen. Nach dem Aushärten werden die Fliesen im Dünnbettverfahren weitgehend hohlraumfrei aufgeklebt. Die hierfür angebotenen Fliesenkleber werden dabei auf den Untergrund mit einem Zahnspachtel aufgetragen oder zusätzlich noch im rechten Winkel zum Untergrund auf die Fliesenunterseiten (Buttering-and-Floating-Verfahren).
Für das Verschließen der Fugen bietet der Markt eine Vielfalt verschiedener Produkte. Je nach zu erwartender Belastung durch Wasser oder eventuell sogar Chemikalien kommen gemäß DIN EN 13888 zementhaltige Fugenmörtel (CG) oder Reaktionsharz-Fugenmörtel (RG) zum Einsatz. Fachverbände und Hersteller sprechen Empfehlungen zur Wahl des Fugenmaterials aus.
Dringen in einen solchen Fliesenboden nennenswerte Mengen an Wasser ein, dann immer als Folge einer Beschädigung der Fliesen oder des Fugenmaterials. Die Verbundabdichtung dient als zweite Barriere, um größere Schäden an der Bausubstanz zu vermeiden. Um eventuell eingedrungenes Wasser abzuführen, werden gelegentlich Öffnungen als sogenannte Sekundärentwässerungen an Duschrinnen und Abläufen empfohlen. Hierzu gehen aber die Ansichten von Herstellern immer noch auseinander. Ob solche Öffnungen tatsächlich in der Lage sind, die gewünschte Entwässerungsfunktion zu erfüllen, untersuchte deshalb das Österreichische Forschungsinstituts in Wien (OFI Technologie & Innovation GmbH, www.ofi.at) im Jahr 2014 im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts.
Auftraggeber war der Haustechnikspezialist Tece. Das Unternehmen aus dem Münsterland setzt bei seinen Produkten zur Entwässerung bodenebener Duschen auf geschlossene Ablaufrinnen ohne Sickerwasseröffnungen.
Wasserausbreitung unter den Fliesen
In einer ersten Versuchsreihe untersuchte das OFI die Ausbreitung von Wasser, das über schadhafte Fugen unter die Fliesen dringt. Um das Verhalten von Sickerwasser zu visualisieren, hat das Institut Glasfliesen (15 x 15 cm) im Dünnbettverfahren auf einer XPS-Platte (extrudierter Polystyrol-Hartschaum) verlegt. Bei einem Prüfkörper wurden die Fliesen mit einem einfachen Auftrag von Fliesenkleber auf den Untergrund mit dem Zahnspachtel verlegt, bei einem zweiten Prüfkörper nach dem Buttering-and-Floating-Verfahren.
In der Mitte der Grundplatte blieb eine Kreuzfuge offen, so dass Wasser ungehindert in das Fliesenbett eindringen konnte (Bild 1). Auf die nicht verfugte Stelle wurde ein Rohrstück mit Silikon aufgeklebt, so dass über dieser fehlerhaften Stelle Wasser in einer definierten Höhe (25 mm) aufgestaut werden konnte. Die Platten wurden während des 72 Stunden dauernden Versuchs mit drei Prozent Gefälle aufgestellt. So ließ sich gleichzeitig prüfen, ob das Wasser entlang des Gefälles unterhalb der Fliesen abfließt. Die eingedrungene Wassermenge wurde durch Wiegen der Prüfkörper bestimmt.
Bild 2 zeigt den Prüfkörper, bei dem die Fliesen nach dem einfachen Verfahren aufgeklebt wurden. Die verschiedenfarbigen Linien, die der Versuchsleiter mit Filzmarkern auf die Fliesenoberfläche aufgetragen hat, zeigen das Vordringen des Wassers während der Bewässerung (bis 16.5.) und der Trocknung (bis 26.5.). Die Ausbreitung der Feuchtigkeit unterhalb der Fliesen erfolgte in alle Richtungen – etwas mehr in Richtung der vom Zahnspachtel hinterlassenen Hohlräume. Eine definierte Strömung in Richtung des Gefälles lässt sich in das Bild kaum hineininterpretieren.
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