Ein zweiter Eindruck, auch schon auf der Messe in Essen gewonnen und auf der IFH/Intherm bestätigt: Die Besucher scheinen wesentlich gezielter zu kommen als früher. Die Zeit der Flaneure ist wohl vorbei; also jener Interessierten, die „einfach mal so“ erst über den Tellerrand schauten und dann auch mal bei den verschiedenen Wettbewerbern einer Produktgruppe auf den Messestand. Stattdessen wird dem einladenden Hersteller (der möglicherweise auch schon die Eintrittskarte bezahlte) das konzentrierte Interesse gezollt, und dann – siehe oben – der Heimweg angetreten. Was im Übrigen auch erklären würde, warum die Hersteller massenkompatibler SHK-Produkte und einem entsprechenden Marken-Bekanntheitsgrad durchweg besser besucht wurden als die teilweise genauso leistungsstarken, aber eben wesentlich unbekannteren „Underdogs“.
„Real feel“ vs. Statistik
Ein vergleichbarer Eindruck: bei den durchaus selbstbewusst angekündigten – weil tatsächlich absolut wichtig im Mainstream liegenden – Sonderschauen. Exemplarisch: die „Bad Arena“ und „Smart Home“. Zu ersterem warb die IFH/Intherm: „Luxus auf engstem Raum und Wohlfühlen für Generationen – so können die beiden Bereiche der neuen Bad Arena treffend beschrieben werden.“ Was dann im Verlauf der Messe auf der Sonderschau in Halle 7A weitgehend wörtlich zu nehmen war, denn statt „engstem Raum“ gab es tatsächlich ganz viel Platz zum Wohlfühlen für Generationen – mangels Besucher.
Kaum anders sah es in der smarten Zukunft aus. Jeder in der SHK-Branche redet drüber, selbst der „kleinste“ Heizungsbauer und Klempner dürfte damit vor Ort schon konfrontiert worden sein – doch „fachliches Know-how für lau“ abzugreifen bei den Fachvorträgen im Rahmen der Sonderschau und im Übergang zwischen den Hallen 3A und 4A, das war nur bedingt gefragt. Ansonsten gähnten die Sitzreihen allzu häufig schlicht vor Leere.
Wie im Übrigen selbige nicht selten auf den Verbandsständen auch, wenn eben dort referiert wurde. Wissen und Kompetenz, zusammengefasst auf „Power-Point“ und ausgerichtet am täglichen Handwerks-, Planer- oder Architektenbedarf, verhallten stattdessen im weiten Hallenrund und in den unbegrenzten Weiten des Desinteresses… Aber vielleicht, und hier ist guter Rat wieder teuer und sind selbst die Auguren vor übermenschliche Anforderungen gestellt, hängt das alles ja irgendwie zusammen?
Die genannten Sonderschauen waren beispielsweise nicht nur im Hallenübergang untergebracht, sondern qualitativ auch eher genauso übergangsmäßig konzipiert. Als „retro“ könnte man das Boxdesign wohlwollend bezeichnen; die meisten ordneten es aber weniger wortklingelnd eher zwischen „langweilig“ und „öde“ ein. Während sich an den Ständen, wo „angefasst“, „gemacht“ werden konnte, Dauerbetrieb herrschte. Kommt das Wissen eigentlich über die Hand oder den Kopf? Noch so eine der Fragen, die man sich stellen kann.
Tatsache aber ist unbestritten, dass sich konzeptionell auf Dauer wohl etwas ändern muss – hört man auf die Aussteller und vergleicht die geprüften Besucherzahlen mit dem „real feel“. Also dieser Geschichte, die jeder vom Wetter kennt: Das Thermometer zeigt acht Grad plus, der Körper signalisiert zwei Grad minus, und die Stimmung ist schon unter dem Gefrierpunkt angekommen, weil der Frühling immer noch nicht kommen will…
Denn wie erfolgreich zum Beispiel „Sonderschauen“ sein können, wenn sie denn richtig aufgestellt sind, zeigen nicht zuletzt die erfolgreichen neuen Fachmessen rund um das Thema Brandschutz. Oder kleinere „Nachwuchsmessen“ wie die Energiesparmesse im österreichischen Wels – die brummte wie ein Bienenkorb, während die „Aquatherm“ in Österreich der großzügigen Wirkung des freien Hallenraumes huldigte.