Es war die erste Regionalmesse in diesem Jahr, es war Grippewelle, und nach wochenlangem Frost war „das Wetter aufgegangen“, so dass die Installateure wieder auf die Baustellen konnten. Das sind alles Erklärungsversuche, aber nicht wirklich Gründe – Gründe dafür, warum die SHK Essen in diesem Jahr so „überschaubar“ war.
SHK Essen – ein Nachbericht
SHK Essen: Da ist noch eine Menge Luft nach oben
Mittwoch, 18.04.2018
Insgesamt 570 Aussteller aus 15 Nationen und eine Besucher-Benchmark von 48.500 aus 2016, mit diesen Eckdaten ist die SHK Essen 2018 an den Start gegangen. Erstmals aber nicht mehr mit dem Samstag als Messetag, dafür schon am Dienstag beginnend, um mehr Fachbesucher zu erreichen. So war der Plan. Er ist nicht aufgegangen. Zumindest nicht aus Sicht der meisten Aussteller. Dass es die Messe-Gesellschaft als Veranstalter anders bewertet, ist natürlich nachvollziehbar…
Aber: qualitativ, ergab eine nicht repräsentative Befragung der Redaktion unter den Ausstellern, war man es dennoch mit der Besucher-Resonanz auf der SHK Essen zumindest halbwegs zufrieden. Auch wenn da bisweilen schon fast ein wenig Galgenhumor mitklang. Beispielsweise bei dem Markenhersteller, der zudem einen suboptimalen Standort in seiner Halle zugewiesen bekommen hatte: „Bekanntermaßen verkaufen wir nur wenig an die ‚Laufkundschaft´ unter den Installateuren, sondern überwiegend an die im Objektgeschäft tätigen. Deswegen macht es auch nichts, wenn außer den von uns speziell eingeladenen hier sonst keiner vorbeikommt…!“ Andere wiederum lobten die Möglichkeiten zur persönlichen Kontaktpflege. Stimmt, denn neben Platz war dafür Zeit genug – und insofern schloss sich wieder der Kreis: Es waren dieses Mal deutlich mehr qualitativ gehaltvolle Gespräche möglich als im Gedränge der Vorjahre.
Was waren die Themen?
Ein zentrales, alles beherrschendes Thema in der Form gab es diesmal in Essen nicht. Stattdessen beherrschten zwei, drei wesentliche Stichworte die Gespräche.
Eines davon: Fachkräftemangel. Sinnigerweise hatte ausgerechnet die Grippewelle hier noch einmal den Finger in die Wunde gelegt. Draußen, an der „Installationsfront vor Ort“, herrscht der Mangel bei blendend gefüllten Auftragsbüchern heute schon.
Wenn jetzt noch zehn, zwanzig Prozent einer Belegschaft ausfallen, ist Holland in Not. Dann kommen die restlichen Mitarbeiter nicht zur Fachmesse, und statt auf sechs Kollegen wird der Wartungsservice auf eine Fachkraft konzentriert, wie aktuell bei einem Heizungsbauer aus der Eifel – das geht auf Strecke nicht gut. Die Fachverbände rühren zwar die Werbetrommel für mehr Ausbildung. Allein: Nur mit mäßigem Erfolg. Das Berufsbild scheint nicht „sexy“ genug. Die erhoffte Entlastung durch Zuwanderung ist ebenfalls nur eine theoretische. Es bleiben Sprachbarrieren, und die Unkenntnis der maßgeblichen Regelwerke.
Entsprechend intensiv suchen die Hersteller nach Lösungsansätzen. Produkte werden so zu Plug´n Play-Systemen, um den Installationsaufwand drastisch zu verringern. Und der klassische Service wird spezifiziert ausgeweitet, damit sich das Fachhandwerk auf seine individuellen Stärken konzentrieren kann: Der eine Handwerksbetrieb benötigt Planungsunterstützung, der zweite gibt lieber die Inbetriebnahme (beispielsweise einer Trinkwasser-Anlage) an die Kollegen vom Hersteller ab, der dritte wiederum die turnusmäßige Wartung. Hier sind ganz neuer Formen der Zusammenarbeit – und der Abrechnung! – gefragt, die im offenen und konstruktiven Dialog ausgehandelt werden müssen.
Ein anderes Thema: die Digitalisierung. Nicht BIM (Building Information Modeling); das wäre viel zu weit geworfen. Sondern elektronisch „intelligente“ Installationskomponenten, die einfach zu vernetzen sind, und Auslaufarmaturen, die man mit möglichst geringem Aufwand auf Hygienefunktionen programmieren kann. Oder komplett vorgerüstete Systeme, die sich gewissermaßen steckerfertig in die Gebäudeautomation einbinden und dann darüber parametrieren lassen. Also alles Dinge, die letztlich zwar den Kundennutzen, aber nicht die Arbeitsbelastung für den Installateur erhöhen.
Der Wunsch ist als Trend in der Breite angekommen; kaum ein Hersteller konnte es sich noch leisten, in Essen zur SHK nicht entsprechende Lösungen zu zeigen. Wobei sich eine Botschaft durchgängig herauskristallisierte: „Happy engineering“ ist nicht angesagt, benötigt werden praxisgerechte „einfache“ Lösungen. Einfach im Sinne der Installation, Inbetriebnahme und Nutzung – aber durchaus umfassend in den notwendigen (!) Funktionalitäten.
Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!