Für die Installation bodengleicher Duschen steht mit der DIN 18534 ein Regelwerk zur Verfügung, das den Themenkomplex „Abdichtung“ umfassend abdeckt.
Schnittstelle zwischen Gewerken bei Duschrinnen eindeutig definieren
Dienstag, 12.01.2021
Dennoch gibt es in der Praxis an der Schnittstelle zwischen Fachinstallateur und Fliesenleger immer wieder Abstimmungsbedarf. Fliesenlegermeister und Sachverständiger Oliver Kolbe kennt das zur Genüge. Seine Lösungsansätze betreffen aber nicht nur die Zusammenarbeit an sich: „Redet mehr miteinander!“. Er nimmt auch die Hersteller von bodengleichen Entwässerungslösungen in die Pflicht: „Denkt Produkte weiter, das hilft uns allen auf der Baustelle und sorgt für noch mehr Ausführungsqualität!“.
Fast 16 Jahre war die Meisterpflicht im Fliesenlegerhandwerk ausgesetzt. Zum Jahreswechsel hat der Bundestag sie über eine Änderung der Handwerksordnung wieder eingeführt. Es sei durch eine zunehmende Zahl von Solo-Selbstständigen zu Qualitätsmängeln bei den Arbeiten gekommen, hieß es immer wieder; auch vom Zentralverband des Deutschen Handwerks.
Oliver Kolbe, Fliesenlegermeister aus der Nähe von Oldenburg in Niedersachsen, kann das bestätigen. Seit mehr als zwanzig Jahren ist er selbstständig tätig, seit 13 Jahren Sachverständiger. Und sieht damit täglich vor Ort, wie zum Beispiel Bauwerksschäden aufgrund von Durchfeuchtung entstehen, die auf eine unzureichende Abdichtung bodengleich durchgefliester Bäder zurückzuführen sind. Aber er sagt auch: „Die Qualifikation des Fliesenlegers für die mängelfreie Bauausführung solcher Arbeiten ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist beim Einbau einer bodengleichen Duschrinne die klare Schnittstelle zwischen den Gewerken, damit die Abdichtung im Verbund (AIV) passend zur Einwirkklasse überhaupt fachgerecht hergestellt werden kann.“
Die Ausgangssituation
Die Installation einer bodengleichen Dusche ist exemplarisch für Bauleistungen, bei denen zwei Gewerke zwingend Hand in Hand arbeiten müssen. In der Reihenfolge der Arbeiten ist der Installateur für die hinreichende Ableitung des Duschwassers verantwortlich. Der Fliesenleger haftet für die Dichtheit des Duschbodens und der -wände gegenüber dem Baukörper gemäß DIN 18534 – und beide gemeinsam schulden dem Kunden am Ende die Gesamtleistung. Eine entscheidende Schnittstelle ist damit am Übergang vom positionierten Ablauf (inklusive Anbindung der Entwässerungsleitung) zum Estrich mit Abdichtungsebene und Fliesenbelag.
Oliver Kolbe: „Perfekt wäre es, wenn sich die Kollegen dazu auf der Baustelle absprechen, sobald die Sanitärinstallation abgeschlossen ist und der Fliesenleger übernimmt. Das ist in der Praxis aber vom Bauablauf her leider oft nicht darstellbar.“
Die Problematik
Die Folge: Es gibt zum Beispiel keine geordnete Übergabe, wie und mit welchen Materialien der jeweilige Ablauf in die Abdichtung im Verbund eingebunden wird. Die DIN 18534 erlaubt dazu zwar gleichwertig die bauseitige Klebeverbindung einer Dichtmanschette, die bauseitige Klemmverbindung einer Dichtmanschette und die werksseitige Verbindung einer Dichtmanschette. In der Regel ist aber nur eine dieser Lösungen für das jeweilige Produkt geprüft und zugelassen. Oliver Kolbe: „Welches Installationssystem mit welcher Abdichtungsvariante zum Einsatz kommt, ist aus Sicht des Fliesenlegers zweitrangig. Es muss sich ihm aber möglichst einfach und auf den ersten Blick erschließen, wie das Produkt in Bezug auf die AIV zu verarbeiten ist! Und genau dazu braucht er Unterstützung, von seinem Kollegen aus dem SHK-Handwerk genauso wie produktseitig.“
Die zweite Herausforderung: Der SHK-Installateur kann nicht beurteilen, wie hoch der finale Bodenbelag am Ende wird, also kann er auch den Ablauf der bodengleichen Duschrinne darauf noch nicht einstellen. Außerdem sind in der Regel gewisse Korrekturen in der Platzierung notwendig, damit das Rost oder die Duschrinne ins Fliesenraster passt. Hier muss der Fliesenleger auf jeden Fall eingreifen. „Diese Arbeiten gehören aber nicht zur Kernkompetenz des Fliesenlegers. Um mögliche Mängel zu vermeiden, müssen solche Anpassungen idealerweise vom Hersteller des Ablaufs schon bei der Entwicklung des Produktes ,mitgedacht‘ werden. Dann ist der Abstimmungsaufwand während der Übergabe geringer und der Fliesenleger kann die Arbeiten fachlich einwandfrei ausführen“, sagt Fliesenlegermeister Kolbe dazu.
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