Raus aus der Mitte an den Rand und dabei…

…die Zinsen nicht aus den Augen verlieren

Freitag, 16.12.2016

Wer hätte das gedacht? Das impulsierende Stadtleben kommt langsam aus der Mode. Jedenfalls bei den bauwilligen 30- bis 39-Jährigen Deutschen. Immerhin 60 Prozent in dieser Altersgruppe gab jetzt bei einer Vergleichsstudie der BHW-Bausparkasse an, dass sie nicht in der Mitte, sondern lieber am Stadtrand bauen würden. Damit kehren immerhin 13 Prozent mehr designierte Baufamilien der Stadt den Rücken als noch vor fünf Jahren. Tendenz steigend. Angesichts der geringen Zinsen, ein optimaler Zeitpunkt, sollte man meinen. Doch auch in diesem Punkt steht voraussichtlich eine Trendwende bevor, denn die Kapitalmarktrenditen sind in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen, was sich in letzter Konsequenz auch auf die Zinssätze für Baudarlehen auswirken wird…

Sind die glorreichen Zeiten also bald vorbei? Ja, sagen die Experten und führen dafür gleich zwei Gründe an: Zum einen wird erwartet, dass die Europäische Zentralbank (EZB) aufgrund guter Konjunkturdaten im Euroraum und einer etwas höheren Inflation, das Anleiheankaufprogramm zurückfahren wird. Die Folge: Weniger Ankäufe durch die Notenbank würden die Knappheit am Rentenmarkt reduzieren und dementsprechend für höhere Renditen sorgen. Der zweite Grund heißt Donald Trump. Sollte der frisch gewählte US-Präsident sein Wahlprogramm wie geplant umsetzen, nimmt das Inflationsrisiko in den USA deutlich zu. In der Folge müsste die US-Notenbank ihre Zinsen stärker als bislang erwartet anheben, was erfahrungsgemäß nicht ohne Folgen für den Euroraum bleiben wird, so dass auch hierzulande die Zinsen tendenziell anziehen werden – so die Prognose.

Trendwende bei Hypothekenzinsen

Sollte sich dieser Kurs also fortsetzen, dürfte die Finanzierung eines Eigenheims zukünftig wieder teurer werden. Was insbesondere für junge Familien zum Problem werden könnte, denn schließlich ist die Entscheidung am Stadtrand zu bauen, unter anderem auch den spürbar günstigeren Preisen geschuldet. Aufgrund der hohen Immobilienpreise in den großen Städten können sich viele junge Familien einen Neubau nämlich nicht mehr leisten und weichen deshalb in den grünen Gürtel aus.

Noch extremer sieht das Bild in punkto Stadtflucht bei den so genannten Best-Agern aus: Wer das 60. Lebensjahr bereits hinter sich gelassen hat, sehnt sich nach der idyllischen Ruhe eines Dorflebens. Laut Vergleichsstudie würden 30 Prozent der Befragten im fortgeschrittenen Alter das Dorf als neuen Wohnstandort wählen - das sind immerhin 27 Prozent aller Deutschen! Und es gibt auch hier noch eine Steigerung, denn 15 Prozent bevorzugen es sogar mucksmäuschen still – sie möchten auf das abgeschiedene Land. Lediglich 8,6 Prozent aller befragten Bundesbürger streben einen kostspieligen Neubau direkt im Stadtzentrum an.

Aber - egal ob 60 oder 30 - die Trendwende an den Rentenmärkten macht vor keiner Generation und keinem Wunschwohnort halt. Vor allem bei Darlehen mit einer längeren Zinsfestschreibung ist bereits auf kurze Sicht mit einer Verteuerung zu rechnen. Bauherren und Immobilienkäufer sollten daher nicht zu lange warten, um von den noch immer günstigen Konditionen zu profitieren, raten die Experten.

Wo junge Familien am liebsten bauen.
Quelle: BHW Bausparkasse
Im Rahmen der aktuellen Vergleichsstudie wurden 1.000 Deutsche aus allen Regionen Deutschlands befragt.

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