Trinkwasserhygiene

Welche Werkstoffe eignen sich für Trinkwasser?

Jährliches Fachforum des Gesamtverbandes Messing-Sanitär gibt Antworten

Dienstag, 24.07.2018

Welche Folgen für die Sanitärbranche haben regulatorische Vorgaben wie die überarbeitete EU-Trinkwasserrichtlinie? Und wie lässt sich die technische Eignung von Werkstoffen für die Trinkwasserinstallation feststellen? Antworten auf diese Fragen lieferte das Forum GMS, das mit rund 70 Teilnehmern im Mainzer Hilton Hotel stattfand.

Das Bild zeigt das Publikum beim Forum GMS 2018
Quelle: Bruno Lukas, Press’n’Relations GmbH
Der Austausch über hygienisch und technisch geeignete Werkstoffe für die Trinkwasser-Installation stand beim Forum GMS 2018 im Fokus.

Ein Jahr nach der Neupositionierung hatte der Gesamtverband Messing-Sanitär e.V. (GMS) zu seinem renommierten Fachforum eingeladen. Christian Bruse, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GMS, unterstrich in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung des fachlichen Austauschs zur beständigen Optimierung von Trinkwasser-Sanitärwerkstoffen. „Wir widmen uns auch in Zukunft konsequent der Weiterentwicklung von Werkstoffen und haben uns mit der Neugründung gleichzeitig einem weiteren Mitgliederkreis geöffnet“. Zu den neu hinzugekommenen Neumitgliedern gehören etwa die Fränkische Rohrwerke und Uponor.

Außerdem kündigte Bruse organisatorische Veränderungen an: Das Forum GMS wird ab 2019 nur noch von Mitgliedsunternehmen besucht werden können, ebenso ein neues Kongress-Format, das ab Herbst im Anschluss an die Mitgliederversammlung stattfinden wird. Dafür veranstaltet der GMS seit diesem Jahr kompakte Fach-Workshops, die auch interessierten Nichtmitgliedern angeboten werden.

Als erster Referent stellte GMS-Geschäftsführer Hilbert Wann auf dem Forum die aktuelle Fassung der GMS-Werkstoffliste vor. Die Liste ist ein zentrales Ergebnis der Arbeit des Technischen Ausschusses des Verbandes und hat sich als Pendant zur UBA-Hygieneliste etabliert. Sie führt jene Sanitär-Werkstoffe auf, die aus Sicht des GMS für die Trinkwasserinstallation korrosionstechnisch geeignet sind. Basis der Werkstoffauswahl sind Langzeituntersuchungen, die von den Mitgliedern gemeinsam beauftragt und im Technischen Ausschuss ausgewertet werden. Hilbert Wann betonte die Bedeutung dieses Gremiums, das etwa bei den Härtemessungen den branchenweit anerkannten Standard HB 110 etabliert hat. Ein aktuelles Projekt des GMS sei in diesem Zusammenhang die Untersuchung der Abweichung unterschiedlicher Härtemessverfahren (in einem ersten Schritt untersucht die GMS die Vergleichbarkeit der beiden Härteverfahren Vickers und Brinell).Erste Ergebnisse belegen, dass die Messergebnisse aus den beiden Verfahren nicht unerheblich voneinander abweichen.

Dr. Sascha Peters von Haute Innovation - Zukunftsagentur für Material und Technologie (Berlin) stellte die Potenziale von 3D- und 4D-Druck für die Sanitärbranche vor. Gerade für die Herstellung von filigranen Bauteilen mit komplexen Geometrien, die teilweise anders gar nicht hergestellt werden könnten, seien additive Verfahren wie der 3D-Druck mit Metall hervorragend geeignet. Der Material-Experte erwartet, dass circa ab 2025 erste Projekte im Sanitärbereich wirtschaftlich realisierbar sein könnten - und das bei einem dynamisch wachsenden Gesamtmarkt für 3D-Bauteile mit jährlichen Wachstumsraten von rund 30 Prozent. 3D Metal Printing oder Selective Laser Sintering (SLS) seien geeignete Verfahren für den Metallmarkt.

Daniel Quantz von der Wirtschaftsvereinigung Metalle (WVM) informierte über die aktuellsten regulatorischen Trends. Der Jurist des Berliner Verbandes unterstrich noch einmal die firmenübergreifende Zusammenarbeit, wie sie im GMS praktiziert wird, zur Gewährleistung gesetzeskonformer Werkstoffe. Der seit Anfang 2018 vorliegende Vorschlag zur Überarbeitung der EU-Trinkwasserrichtlinie sehe unter anderem eine weitere Reduktion des Bleigrenzwertes von 10 auf 5 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser vor. Davon ausgehend, dass die Seite des Wasserversorgers und die Seite der Hausinstallation jeweils 50 Prozent zur Reduktion beitragen müssten, „bleiben 2,5 Mikrogramm für die Installation übrig“. Hiermit verdeutlichte Quantz die technische Herausforderung und den Handlungsbedarf für die Sanitärindustrie bei der Weiterentwicklung von Werkstoffen.

Dr. Georg-Joachim Tuschewitzki vom Hygieneinstitut des Ruhrgebiets (Gelsenkirchen) referierte über Hygienemaßnahmen als „Gesundheitsfür- und Vorsorge“ im Trinkwasserbereich. Weltweit gesehen sei die Qualität des Trinkwassers in Deutschland auf hohem Niveau, vor allem wenn man sich vor Augen führe, dass „844 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben“ und es jährlich über 500.000 Todesfälle durch unsauberes Trinkwasser gebe. Gleichwohl sei auch in Deutschland Handlungsbedarf gegeben, so der Experte aus Gelsenkirchen, beispielsweise aufgrund des beliebten Wassersparens. „Wenn die Qualität des Trinkwassers auf’s Spiel gesetzt wird, hat das Sparen seine Grenzen“, so Tuschewitzki. Denn die Folgen eines zu sparsamen Umgangs könnten Stagnation sowie die Erwärmung von Kaltwasser bzw. die Abkühlung von Warmwasser - alles Faktoren für die Begünstigung der Keimentwicklung.

Wie es um die Trends bei der Zerspanung von Kupferwerkstoffen steht, darüber informierte Stefan Baier vom Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen. Der Wissenschaftler nahm Bezug auf die Vorgabe der Bleireduktion der TW-Verordnung. Baier erläuterte, dass durch den reduzierten Anteil des Spanbrechers Blei in der Legierung die Zerspanbarkeit erheblich schlechter würde. Die Folgen seien unter anderem „lange Band- und Wirrspäne, die sich in der Maschine verhaken können“, sowie ein höherer Werkzeugverschleiß und eine geringere Bauteilqualität. Eine bewährte Alternative seien Legierungen mit Silizium als Spanbrecher, jedoch auch mit etwas höherem Werkzeugverschleiß. Das WZL forscht beständig an Optimierungsmöglichkeiten für die wirtschaftliche Zerspanung. Optimierungsansätze gebe es unter anderem bei der Geometrie des Werkstoffs, der Beschichtung des Schneidstoffs sowie bei der Kühlschmierstoffzuführung.

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