Energiesparen auf Kosten der Gesundheit ist fahrlässig!

Schutz vor Legionellen oberstes Gebot der Trinkwasserhygiene!

Mittwoch, 30.11.2022

Vielerorts wird derzeit ein stark gestiegener Legionellenbefall in Trinkwasserinstallationen registriert. Ist das der Preis für falsch verstandenes Energiesparen?

32 Duschverbote in München – wegen Legionellen, eine geschlossene Sporthalle in Witten an der Ruhr, Meldungen aus dem Hochsauerlandkreis über vermehrten Legionellenbefall in 25 Mehrfamilienhäusern und 17 öffentlichen Einrichtungen wie Schwimmbad, Schule, Kindergarten. Und der Landkreis Wittenberg vermeldet ganz allgemein eine Tendenz zu erhöhter Legionellenkonzentration. Trauriger Höhepunkt dieser Welle ist der Tod eines 63-jährigen in Heilbronn: Er verstarb in kürzester Zeit durch multiples Organversagen nach einer Infektion mit Legionellose. Die tödlichen Bakterien lauerten im Zulauf zur Dusche. Der Gas-Durchlauferhitzer lief in der Einstellung „Eco“ – also der Energiesparoption. „Womöglich war das zu wenig, sparen kann tödlich ausgehen“, mutmaßt die reumütige Witwe.

Bild zeigt Legionellen in Duschwasser
Quelle: Uponor
Legionellen vermehren sich nicht im menschlichen Körper, sondern in Biofilmen. Und bevorzugt bei Temperaturen von 20 °C bis 55 °C.

Keinesfalls Warmwassertemperatur absenken!

Ist das die fatale Konsequenz von „Energie sparen um jeden Preis“? Dazu passt eine von Viega beauftragte Umfrage. Demnach hat „fast die Hälfte der befragten Eigenheimbesitzer (45 Prozent) mittlerweile die Temperatur ihrer Warmwasserspeicher abgesenkt, um zusätzlich Energie zu sparen. Weitere 25 Prozent denken derzeit darüber nach. Nach den anvisierten Temperaturen befragt, geben 21 Prozent von denjenigen, die schon einmal die Temperatur ihres Warmwasserspeichers reduziert oder zumindest daran gedacht haben, eine Temperatur zwischen 50 und 55 Grad an. Die meisten (43 Prozent) nennen eine Temperatur zwischen 45 und 49 Grad und jeder Fünfte (21 Prozent) gar unter 45 Grad!“ Damit sei die verstärkte Legionellen-Bildung durch abgesenkte Temperaturen vorprogrammiert, warnt das Unternehmen. Deshalb nochmal in aller Deutlichkeit: Energiesparen darf keinesfalls auf Kosten der Gesundheit gehen!

Das Umweltbundesamt (UBA) hat in einer Stellungnahme zur Vereinbarkeit von Energieeinsparung und Hygieneanforderungen die wichtigsten Empfehlungen und die absoluten No-Gos zusammengefasst. Das UBA hebt hervor: Die größte Bedeutung für die Trinkwasserhygiene in Gebäuden haben die Legionellen. Sie seien mit Abstand der bedeutsamste Umweltkeim, vor dem es die Bevölkerung zu schützen gilt! Gerade im Trinkwasser-Temperaturbereich von 20 bis 55 °C können sich Legionellen auf gesundheitlich bedenkliche Konzentrationen vermehren. „Dies ist bei Überlegungen, die Betriebstemperatur von Warmwassersystemen zum Zwecke der Energieeinsparung abzusenken, zu berücksichtigen“, so das UBA. Unbedingt zu berücksichtigen, möchte man hinzufügen.

Grafik zeigt Umfrageergebnisse zum Thema Energiesparen.
Quelle: Viega
So geht Energiesparen (eben nicht) – und so riskiert man dabei die eigene Gesundheit!

UBA rät von Legionellenschaltung ab

Bekanntermaßen gelten für Trinkwasserinstallationen die allgemein anerkannten Regeln der Technik – die aaRdT: „Für Großanlagen sind die aaRdT insofern bindend, als im Schadensfall bei einer Nicht-Einhaltung der Regeln aus rechtlicher Sicht dem Betreiber „fahrlässiges Handeln“ angelastet werden kann“, warnt das UBA. Großanlagen sind laut DVGW-Blatt W 551 alle Anlagen mit Leitungsinhalten von mehr als drei Litern erwärmtem Trinkwasser oder Warmwasserspeichern mit mehr als 400 Liter Inhalt.

Als hygienisch unbedenkliche und regelkonforme Maßnahmen zur Energieeinsparung empfiehlt das UBA:

  • Die Isolierung von (freiliegenden) Verteilleitungen und Wärmespeichern,

  • den hydraulischen Abgleich von Zirkulationsleitungen,

  • die Nutzung sparsamer Zirkulationspumpen,

  • effiziente und sparsam Wärmeerzeuger und

  • die Verwendung von Wasserspararmaturen.

Von angeblich energetisch günstigeren Methoden, die Trinkwasserhygiene zu gewährleisten, rät das UBA ab. Konkret nennt das Amt sogenannte Legionellenschaltungen oder die chemische Desinfektion. Hier sei bislang der Nachweis der hygienischen Sicherheit nicht immer erbracht. Die müsse im Praxisbetrieb nach allgemein anerkannten wissenschaftlichen Methoden belegt werden. Das SanitärJournal berichtete auch hier zu diesem hochbrisanten Thema.

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