Sollen die Klimaziele im Gebäudebestand realisiert werden, müssen dafür mindestens drei Billionen Euro investiert werden – bis 2045.
DAS kostet uns das Klima!
Drei Billionen; oder fünf Billionen, oder …
Freitag, 09.12.2022
Sind die Klimaziele der Bundesregierung zu ehrgeizig? Müssen nahezu 80 Prozent aller Wohngebäude (erneut) modernisiert werden? Und kostet das rund drei Billionen Euro? Dreimal „JA“ sagt dazu die Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) und belegt das mit einer aktuellen Analyse. Ein gewaltiger Kosten-Tsunami von drei Billionen kommt auf deutsche Hausbesitzer und Mieter zu, sollten die klimapolitischen Ansprüche bis 2030 und 2045 realisiert werden. Drei Billionen Euro entsprechen knapp 88 Prozent des durchschnittlichen jährlichen Bruttoinlandsprodukts …
„Nur ein kleiner Teil des Gebäudebestandes ist in den letzten 20 Jahren voll modernisiert worden und entspricht damit den Ansprüchen, die ab 2030 oder sogar bis 2045 gelten sollen“, sagt dazu Jan Ohligs von EY in der Tageszeitung „WELT“. „Wir schätzen deshalb, dass etwa 80 Prozent aller Gebäude noch einmal saniert werden müssen.“ Dabei seien die drei Billionen – oder 3.000 Milliarden Euro – noch recht konservativ geschätzt. Heute lägen die Kosten für neue Fenster, Dächer, neue Heizung und Dämmung zwischen 800 und 1.500 Euro pro Quadratmeter. Die Analytiker von EY gingen bei ihren Berechnungen von 1.000 Euro pro Quadratmeter aus.
Eine Studie, die das Bauforschungsinstitut „ARGE für zeitgemäßes Wohnen“ auf dem 13. Wohnungsbautag präsentierte, kommt zu ähnlichen Ergebnissen für den Klimaschutz in Altbauten: Bis zu 150 Milliarden pro Jahr – macht 3,6 Billionen Euro bis 2045, das Jahr, ab dem Deutschland komplett klimaneutral sein soll. Dabei liegt eine Sanierungsrate von 1,8 Prozent pro Jahr zugrunde, die derzeitige Rate liegt bei einem Prozent. Als machbar nennen die Wissenschaftler der ARGE die Effizienzstufen 115 für Modernisierungen im Altbau und Stufe 70 für Neubauten.
Sollte jedoch seitens der Politik der Effizienzhaus 55-Standard angestrebt werden, beliefe sich das Investitionsvolumen bis 2045 auf knapp über fünf Billionen Euro, bei heutigem Preisniveau. „Mit einer zukünftigen Orientierung auf einen Energieeffizienzhaus-Standard von EEH 55 oder EEH 40 für den Neubau und von deutlich unter EEH 115 für den Wohnbestand sind ein wirtschaftlicher Aufwand aus Sicht der Investoren sowie eine Mietbelastung verbunden, die ohne ausreichen Förderung nicht mehr zu stemmen sind“ so das Fazit der ARGE.