2022: Heizungstausch boomt – Sanitär schwächelt, insbesondere die Badsanierung
Neun Prozent mehr Umsatz – nominal
Umsatztreiber Heizung und Gebäudeautomation
Mittwoch, 12.07.2023
543.000 Beschäftigte in 49.800 Unternehmen der Haus- und Gebäudetechnik erwirtschafteten im Jahr 2022 einen Umsatz von 74,4 Milliarden Euro. Das berichten gemeinsam die Wirtschaftsvereinigung Gebäude und Energie (VdZ) und die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS). Dabei ist die Zahl der Beschäftigten um rund 3.000 gestiegen. Die Unternehmen beschäftigen durchschnittlich knapp elf Mitarbeiter, die pro Kopf einen Umsatz von rund 137.000 Euro erzielen.
Der gesamte Umsatz steigerte sich um nominal neun Prozent. Mit knapp über elf Prozent Wachstum ist der Bereich Heizung, Lüftung, Klima und Gebäudeautomation der Umsatztreiber der Branche. Schwächer entwickelte sich laut VdZ der Bereich Sanitär mit einem nominalen Wachstum von „nur“ 5,6 Prozent. Zur realen Umsatzentwicklung (also nach Abzug der Inflation) machen VdZ und VDS keine Angaben. „Die Gründe für die Umsatzsteigerung liegen zum einen in der gestiegenen Nachfrage. Zum anderen sind die Material- und Rohstoffpreise deutlich angestiegen und bilden sich in den Umsätzen mit ab“, vermuten die Verbände.
Unsicherheit verhindert Badsanierung
Als Ursachen für die unterdurchschnittliche Umsatzentwicklung der Sanitär-Sparte nennen VdZ und VDS wirtschaftliche Unsicherheiten und steigende Kosten: „Sanierungsmaßnahmen, die als energetisch weniger relevant und nicht zeitkritisch eingestuft wurden, wurden vielfach zurückgestellt. Dies betraf insbesondere den Bereich Badsanierung.“ Zur besseren Entwicklung im Bereich Heizung, Lüftung Klima heißt es: „Der Wunsch nach Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern und nach Senkung der Energiekosten hat die Nachfrage im Wärmebereich im vergangenen Jahr deutlich angekurbelt. Zudem hat ein gestiegenes Interesse an smarter und effizienter Haustechnik den Absatz beflügelt. Diese Trends werden sich auch 2023 fortsetzen.“
„Klare Rechtslage und mehr Vertrauen“
Des Weiteren rechnet der VdZ für das laufende Jahr mit einem deutlichen Rückgang im Neubausegment. Befürchtet werde zudem, dass private Haushalte auf Sanierungsmaßnahmen im Badbereich weiterhin verzichten. Und das, „obwohl der Bedarf gerade an altersgerechten Bädern weiter steigen wird. Die Schere zwischen steigender Nachfrage nach energetischen Sanierungen und sinkender Sanierungsquote im Bad wird sich voraussichtlich weiter öffnen. Eine klarere Rechtslage und ein wachsendes Vertrauen der Verbraucher in die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung wären für einen Aufschwung der Sanitärbranche entscheidend.“
Für das laufende Jahr prognostizieren die Verbände ein Umsatzwachstum von knapp sechs Prozent. Wärmepumpen, Solarthermie und Biomasse werden weitere Markanteile gewinnen und den Umsatz ankurbeln. Allerdings werden die geplanten gesetzlichen Verschärfungen für fossile Energieträger auch zu Absatzsteigerungen bei Gas- und Ölheizungen führen. Hier spielen wohl Vorzieheffekte eine Rolle, so der VdZ. Ob das im Sinne des Klimaschutzes ist, ist eine andere Frage …