300 Besucher kamen im vergangenen Jahr, diesmal waren es schon über 500 und damit die Veranstaltung ausgebucht: Das Echo auf den 15. BIM Anwendertag, veranstaltet in Mainz vom buildingSMART e.V. (Dresden), war mehr als überwältigend. Und zeigt die Bedeutung, die das künftige Planen am digitalen Gebäudemodell schon heute für die Fachwelt hat.
Mit über 500 Besuchern ganz smart ins BIM
Donnerstag, 11.05.2017
Und das aus gutem Grund, denn die ersten Bundesministerien (Verkehr und Hochbau) kündigen bereits an, künftig so ausschreiben zu wollen. „Entsprechend fragen sich die Planungsbüros und Generalübernehmer im Lande, wie sie die entsprechenden Kompetenzen im eigenen Haus aufbauen können“, schilderte Professor Rasso Steinmann als Vorstandsvorsitzender des Vereins die treibende Motivation vieler zum Besuch des Anwendertags.
Dass sich der Besuch lohnen würde, stand dabei außer Frage: Über 30 Fachvorträge, diverse Arbeitsgruppen, Workshops und Round-Table-Veranstaltungen sorgten für eine Flut an Informationen, die das gesamte Spektrum (künftiger) Berührungspunkte mit BIM abdeckten.
Stichwortartig die Inhalte der Tagungsvorträge hier wiederzugeben, wäre verfehlt – weil es in der dem Medium geschuldeten Kürze eh nicht funktionieren würde. Außerdem gibt es auf der Vereinshomepage dazu ohnehin schon entsprechenden Content inklusive der PowerPoint-Präsentationen: www.buildingsmart.de
Hier also stattdessen stichwortartig ein paar Eindrücke des Chronisten:
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Der smarte BIM-Kompetenzverein ist in bester Tradition amerikanisch-internationaler Motorrad-, Gesellschafts- oder Charityclubs organisiert. Mit Chaptern und Speaker und allem, was sonst dazu gehört. Wie beispielsweise regelmäßige internationale Treffen und Erfahrungsaustauschgruppen, das bringt eine ungeheure Wissenstiefe und –aktualität zum Thema.
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Zwischen Theorie und Praxis besteht beim BIM noch eine eklatante Diskrepanz. Selbst Unternehmen, die in deutsch-amerikanischer Verbundenheit unterwegs sind, wissen davon ein Lied zu singen. Es fehlen die definitiven Standards.
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Die „definitiven Standards“ blockieren nach wie vor massiv den Datenaustausch im Open-BIM. Je nach Unternehmenspotenz rettet man sich zwar mit Hilfslösungen und über Plug-ins, die grenzenlose Datenwelt ist aber noch Zukunftsmusik. Ein wiederholt gehörter Tipp: Die Planung mit BIM-geeigneter Software, die wirkliche Infotiefe beispielsweise zu den Bauteil-oder Installationskomponenten dann aber über SAP hinzuholen.
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Redet miteinander! Damit steht und fällt BIM, unabhängig vom Projektumfang, von der Unternehmensgröße und dem Grad der Kollaboration. Wobei mit „reden“ das Reden auf Augenhöhe gemeint ist.
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Die gemeinsame zeitgleiche Arbeit parallel an dem einen und alles beinhaltenden Gebäudemodell funktioniert nicht. Es braucht auch bei BIM einen linearen Ablauf mit definierten Übergabepunkten.
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Bis BIM bis in die Betriebsphase, also inklusive Facility Management abstrahlt, fließt noch eine Menge Wasser den Rhein runter – aber der Nutzen, der wird dann gigantisch! Etwas davon zeigt sich schon jetzt, wenn die Facility Manager in der Planungsphase einen intensiven Blick ins 3D-Modell werfen und darin ihre künftigen Betriebsprozesse abbilden können.
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Zur Abrechnerei nach HOAI und darüber hinaus sowie der Zuordnung von Urheber- und Nutzungsrechten werden Juristen noch viel Papier schwarz machen. Faktisch aber gilt: Auch heute werden die Pläne schon weitergegeben. Eine klare Grenze ist beim BIM jedoch spätestens dann gezogen, wenn mit den (Plan)Daten weitere Geschäfte über das originäre Projekt hinaus gemacht werden.
Wie BIM in der Praxis funktionieren kann (zumindest, wenn man in Norwegen arbeitet), schilderte im Übrigen denkbar unterhaltsam Michael Beckert vom Atelier SnØhetta aus Oslo als Key Note-Speaker. Tiefenentspannt stellte auch er die Kommunikation ins Zentrum von BIM, sprach vom Prinzip des ‚transpositioning‘: „Ziel dieser Art und Weise zu kommunizieren ist es, dass alle Projektbeteiligten ein Verständnis für die Denk- und Handlungsweise der anderen Projektbeteiligten entwickeln – das heißt, sich in die Lage der Anderen versetzen und zu versuchen als ‚dieser Andere‘ zu agieren. Bauwerksinformationsmodelle sind eine hervorragende Technologie, dieses gegenseitige Verständnis zu visualisieren und als gemeinsame Datenbank zum Informationsaustausch zu etablieren. Das Gebäudeinformationsmodell wird so zum Träger des geistigen Raumes, den alle Projektbeteiligten teilen.“