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Mit Sägemehl gegen Mikroplastik

Forscher entwickeln hocheffizienten Filter für Trinkwasser

Montag, 11.09.2023

Mikroplastik ist im wörtlichen Sinn „in aller Munde“ – auch durch Trinkwasser. Ein neues Filtersystem könnte das ändern …

Verbraucher werden am meisten durch Mikroplastik in Umwelt und Nahrung beunruhigt: Zwei Drittel sind deswegen „sehr“ besorgt, weitere 20 Prozent sind „mittel“ besorgt. Damit liegen die winzigen Partikel auf Platz eins der „Sorgen-Hitparade“, wie der aktuelle Verbrauchermonitor des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zeigt. Und in der Tat: Pro Jahr „konsumiert“ ein einzelner Mensch mit der Nahrung – also auch über das Trinkwasser – bis zu 200.000 Mikroplastik-Teilchen, vermuten Wissenschaftler.

Bild zeigt mehr oder weniger große Partikel aus Kunststoffen im Ozean.
Quelle: Vincent Kneefel, WWF
Mehr oder weniger große Partikel aus Kunststoffen belasten mittlerweile die gesamte Biosphäre.

Da kommt diese Meldung der Universität von British Columbia (UBC), Kanada, genau zur rechten Zeit. Am dortigen Institut für Bioprodukte haben Forscher, zusammen mit chinesischen Kollegen der Uni von Sichuan, ein innovatives Filtersystem entwickelt. Das soll einen Großteil des Mikroplastiks sowohl aus dem Trink- wie aus dem Abwasser entfernen können. Das „bioCap“ (von bio capture) genannte Filtriersystem arbeitet mit dem kombinierten Einsatz von Holzstaub – Sägemehl aus einer Möbelfabrik – und Tannin, einer Gerbsäure.

Bild zeigt Dr. Tianyu Guo (vorne) und Marina Mehling bei der Arbeit mit „bioCap“
Quelle: UBC Forestry/Jilian van der Geest
Dr. Tianyu Guo (vorne) und Marina Mehling bei der Arbeit mit „bioCap“

Die große Herausforderung für einen solchen Filter sei, all die unterschiedlichen Partikel aus Kunststoff mit nur einer Methode zu „erwischen“. Denn: Die Partikel unterscheiden sich gewaltig in Größe, Form und elektrischer Ladung. „Es gibt Mikrofasern aus Kleidung, Reifenabrieb auf den Straßen, Mikroperlen aus Reinigungsmitteln und Seifen sowie Schäume und Pellets aus Utensilien, Behältern und Verpackungen. Indem wir die verschiedenen molekularen Wechselwirkungen um Tanninsäuren nutzen, konnte unsere bioCap-Lösung praktisch alle diese verschiedenen Mikroplastikarten entfernen“, erläutert Dr. Orlando Rojas, Leiter des Instituts. Selbst im „schlechtesten“ Fall wurden mit der „bioCap“-Methode immerhin noch 95 Prozent der Teilchen aus dem belasteten Wasser gefiltert (siehe Grafik).

Verschiedene „Abfälle“ aus der Holzverarbeitung werden für den Wasserfilter genutzt.
Quelle: UBC Forestry/Jilian van der Geest
Verschiedene „Abfälle“ aus der Holzverarbeitung werden für den Wasserfilter genutzt.

Galerie

  • Mehr oder weniger große Partikel aus Kunststoffen belasten mittlerweile die gesamte Biosphäre.
  • Dr. Tianyu Guo (vorne) und Marina Mehling bei der Arbeit mit „bioCap“
  • Verschiedene „Abfälle“ aus der Holzverarbeitung werden für den Wasserfilter genutzt.
  • So gut arbeitet “bioCap”: Links Formel und elektrische Ladung der Mikropartikel, in der Mitte deren Größe und rechts die jeweilige Filterquote in Prozent.
  • Was Verbraucher mehr oder weniger stark beunruhigt hat mit der realen Bedrohung oft wenig gemein …
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