Eine anspruchsvolle Aufstockung in Holzsystembauweise – die Sanierung eines ganzen Straßenzuges – wird zum positiven Aushängeschild der Berliner Wohnungsgenossenschaft Märkische Scholle. Das Unternehmen saniert bei einem laufenden Bauvorhaben im Stadtteil Lichterfelde vorbildlich unter sozialen und ökologischen Gesichtspunkten und schafft zusätzlich barrierearmen Wohnraum. Allen Mietern wird es ermöglicht, in ihren bisherigen Räumlichkeiten zu bleiben.
Mit Power nach oben
Zukunftsorientierte Sanierung beweist Weitsicht
Montag, 10.07.2017
Seit Anfang 2014 wurden in einem ersten Schritt vier Häuser der Schwelmer Straße saniert – 86 Mietparteien sind bereits wieder in ihre Wohnungen eingezogen und genießen ihr modernisiertes Zuhause. Inzwischen sind zudem bereits 36 neue Wohnungen in den aufgestockten Bereichen entstanden.
Umgesetzt wird die Holzbau-Aufstockung von Arche Naturhaus, Mitglied der deutschlandweit aktiven ZimmerMeisterHaus-Gruppe. Nach und nach werden nun alle Gebäude durch die in der Zimmerei vorgefertigten Holzmodule aufgestockt, um neue, familienfreundliche Wohnungen zu schaffen. Insgesamt wurden zwischen 2014 und 2016 bereits 180 Wohnungen komplett saniert, 26 Modernisierungen sind noch offen.
Verträgliche Lösung für die Bewohner
Die über die Jahre stark gestiegenen Instandhaltungskosten waren für die Eigentümer – die Berliner Genossenschaft Märkische Scholle – und deren Mieter inzwischen nicht mehr vertretbar. Durch die hohe Auslastung der Wohnungen konnten Sanierungen der Bäder, Stränge und Elektrik nur sehr sporadisch, beispielsweise bei Auszug eines Mieters, durchgeführt werden. Rohrbrüche, hohe Ausfälle der Elektrik durch Überlastung und eine schlechte Wärmeversorgung aufgrund des veralteten Verteilungssystems sorgten zeitweise für erheblichen Ärger bei den Mietern.
Den Bewohnern wird nun während der Bauzeit von den Eigentümern eine sogenannte Umsetzwohnung angeboten. Anfallende Kosten für den vorübergehenden Umzug werden übernommen.
Alte Wohnblöcke energetisch wieder fit
Das Planungskonzept für diese Bauaufgabe stammt von dem Unternehmen eZeit Ingenieure aus Berlin. Die Planer haben sich für das Vorhaben eine Menge spannender Lösungen einfallen lassen. So kommen die Wohnblöcke auch energetisch wieder auf Vordermann.
Durch eine intelligente Anlagentechnik sowie eine Beheizung des Gebäudes mit niedrigen Vorlauftemperaturen wird der nutzbare Solarertrag der neuen solarthermischen Anlage langfristig enorm erhöht: von rund 300 kWh pro Quadratmeter und Jahr auf über 650 kWh. Überschüssige und niedrige Temperaturerträge der Solaranlage werden in den sogenannten „eTank“ geleitet, den man direkt neben den Gebäuden errichtet hat.
Ein Dynamischer Energie Manager (DEM) steuert alle Energieflüsse. Die Wärmeübertragung funktioniert in den Bestandswohnungen über Heizkörper, im Dachgeschoss über Fußbodenheizung. Die zum Betrieb der Erdwärmepumpe benötigte Energie wird durch die fast 80 m² große PV-Anlage auf dem Dach erzeugt.
Das ausgeklügelte Energiekonzept ermöglicht bilanziell eine komplett regenerative Wärmeversorgung trotz der vergleichsweise kleinen solarthermischen Fläche von circa 2,5 Quadratmetern pro Wohneinheit.
Keine Mehrbelastungen für Mieter
Der Vorteil für die Mieter liegt klar auf der Hand: Der Großteil ihrer bisherigen Energiekosten entfällt. Durch die fast vollständige Unabhängigkeit von Strom- und Energielieferungen ist man jetzt kaum mehr von steigenden Energiepreisen betroffen. Vielmehr wird die neue Warmmiete der bisherigen Warmmiete nahezu entsprechen. Bisher zahlten Mieter 7,94 Euro Warmmiete pro Quadratmeter; bei 32 Quadratmetern, also einer durchaus Lichterfelde-typischen Wohnung, macht das 254,08 Euro.
Nach der Sanierung könnte die Miete rechtlich zulässig auf 12,92 Euro je Quadratmeter angehoben werden, die Wohnung würde dann über 413 Euro kosten. Das will die Genossenschaft ihren Mitgliedern jedoch nicht zumuten. Deshalb legte sie die Warmmiete im genannten Beispiel auf 8,25 Euro je Quadratmeter fest; die sanierte Wohnung kostet damit 264 Euro – gerade 10,- Euro mehr als zuvor. Das autarke regenerative Energiekonzept drückt den derzeit hohen Verbrauch in den Gebäuden erheblich nach unten.
Vorfertigung verkürzt Bauphase
In der Manufaktur Arche Naturhaus läuft das meiste vollautomatisch. Das Holz wird computergesteuert auf die richtigen Maße zugeschnitten und für die weitere Verarbeitung vorbereitet. Auch die nächsten Schritte bis zum fertigen Gebäude in Holzständerbauweise erfolgen maschinell. Die vorgefertigten Holzbauteile lassen sich dann in wenigen Tagen auf der Baustelle montieren. Anders als bei mineralischen Baustoffen entfällt bei Holz die Austrocknungszeit. Bevor die einzelnen Teile zugeschnitten und zusammengebaut werden können, müssen jedoch die Details am Computer festgelegt werden. Beim Bauvorhaben in Lichterfelde konnte man so den Zeitplan präzise einhalten.
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