Empfehlenswert: Im Trüben fischen
Gemessen wird die Lichtdurchlässigkeit beziehungsweise die Lichtstreuung. Kleine feste Partikel, die ins Wasser gelangen, verändern die Lichtverhältnisse. In der Regel handelt es sich um ungelöste, anorganische Mineralien oder um organische Partikel. Die Gesundheitsbehörde dokumentierte in 2005 für beispielsweise Holsterhausener Wasser in Gladbeck-Brauck einen Trübungswert von 7,0.
Reinstes Wasser kennzeichnet ein NTU-Faktor 0,015, am Eingang ins Transportnetz liegt er im Mittel zwischen 0,1 und 0,3. Zur gestatteten Trübung am Wasserhahn sagt die TVO nichts. Man kann folglich nicht direkt von einer Überschreitung eines Grenzwerts am Auslauf sprechen, wohl aber von einer Überschreitung am Hauseingang, siehe die weiter vorne stehende DVGW-Anmerkung zum Verteilnetz. Deshalb verwundert es schon, dass bisher niemand vergleichend die Inhaltsstoffe am Anfang und am Ende des kommunalen Transportstrangs analysiert hat. Zumindest war die Trübungszunahme bisher in keiner der öffentlichen Diskussionen ein Thema.
Ob das RWW die Zahlen kennt, kann nur spekuliert werden. Erst die Unterlagen der Gesundheitsbehörde haben auf diesen Kontaminationspfad aufmerksam gemacht und als eventuellen Grund eine zu lange Verweilzeit in den Trinkwasserkanälen der langjährigen Industriebrache Zeche Fürst Leopold hervorgebracht. Demnach scheint es sehr empfehlenswert zu sein, von Seiten der Sachverständigen einmal im Trüben zu fischen. Als Industriebrache dümpelt das Gelände heute nicht mehr vor sich hin. Auf ihm entstand das „CreativQuartier Fürst Leopold“ für Kunst, Kultur und Gastronomie.
IWW mit Forschungsauftrag
Korrosion ist in der Regel nicht auf einen einzigen ungünstigen Faktor zurückzuführen. Im Allgemeinen müssen mehrere zusammentreffen. Das jetzt gestartete Forschungsprojekt beim IWW Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasserforschung, Mülheim/Ruhr, sucht ebenfalls nach den Ursachen. Der DVGW finanziert das Forschungsprojekt. Das IWW-Zentrum Wasser zählt zu den führenden Instituten in Deutschland für Forschung, Beratung und Weiterbildung in der Wasserversorgung. Die Einrichtung ist ein An-Institut der Universität Duisburg-Essen. Die Leistungen der sechs Geschäftsbereiche Wasserressourcen-Management, Wassertechnologie, Wassernetze, Wasserqualität, angewandte Mikrobiologie sowie Wasserökonomie & Management werden von Versorgungsunternehmen, Industrie, Abwasserverbänden, öffentlichen Einrichtungen und Behörden in Anspruch genommen.
Angelika Becker leitet den Bereich Wassernetze, der mit dem IWW/DVGW-Projekt mit dem Titel „Schäden durch Kupferlochkorrosion in Trinkwasser-Installationen“ betraut ist. Die Bewilligung läuft zunächst bis Oktober und zwar für das Teilprojekt „Neuartige Schäden an halbharten Kupferrohren“ (siehe Kasten „Das IWW/DVGW-Projekt“). In Mülheim geht man jedoch nicht davon aus, dass sich der eigentümliche Korrosionsvirus ausschließlich in der Region Holsterhausen tummelt. Was wahrscheinlich ist, denn ein Leitungsrückbau dürfte versorgerweit mehr die Ausnahme als die Regel sein. Die Öffentlichkeitswahrnehmung der Rohrbrüche im Münsterland ist in erster Linie auf spektakuläre Fälle mit Schadenshöhen im Hunderttausend-Euro-Bereich zurückzuführen.
Das IWW/DVGW-Projekt
Neuartige Schäden an halbharten Kupferrohren – Online geht das IWW Informationszentrum Wasser auf seiner Homepage auf die Arbeit ein. Ein Auszug: „Seit etwa 2003 bis 2005 werden vermehrt Schäden an Trinkwasser-Installationen festgestellt, in denen halbharte Kupferstangenrohre (R 250) verarbeitet wurden, teilweise auch in Versorgungsgebieten, die bisher als nicht schadensauffällig galten. Schäden wurden bisher nur an Rohren, nicht an Fittings festgestellt.