Kommt, wir bauen uns eine neue Welt: mit ganz viel „ohne“!

Donnerstag, 31.01.2019

Das Diesel-Bashing nimmt hierzulande ja mittlerweile bemerkenswerte, bisweilen nur noch als grotesk zu bezeichnende Züge an.

Das Bild zeigt Kühe.
Quelle: Eckhard Martin
Was guckt ihr? Ihr seid auch böse, mit euren klimaschädlichen Methan-Ausgasungen! Und Fleisch ist sowieso ungesund! Kau´ ich euch künftig eben das Grünfutter weg…

Augenscheinlich augenmaß-befreite Öko-Lobbyisten schaffen es tatsächlich, auf der Grundlage hinterfragenswerter Grenzwerte und zugehöriger Messmethoden nicht nur einzelne Straßen, sondern mittlerweile sogar ganze Umweltzonen sperren zu lassen. Und selbst Justitia zieht wie im Ruhrgebiet mit der künftig ebenfalls Euro 5 befreiten „Lebensader A40“ den ideologisch beladenen Karren gerne mit…

Das macht zwar wenig Sinn, wie Nachmessungen in Hamburg ergaben. Dort waren bekanntlich als erstes zwei Straßen – die Stresemannstraße und die Max-Brauer-Allee – für Diesel-Fahrzeuge bis einschließlich Euro 5 gesperrt worden. Ein krachender Flop, wie der NDR zum Jahresvergleich der Stickoxid-Werte berichtet: „Demnach ist der Abgas-Ausstoß in beiden Straßen sogar um 23 Prozent gestiegen. Die Messstationen Max-Brauer-Allee und Stresemannstraße registrierten im Monatsmittel im Oktober 48 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft. Im Oktober des Vorjahres waren es - ohne Diesel-Fahrverbot - nur 39 Mikrogramm.“ Und weiter: „Pikant: Die Messstationen ohne Diesel-Fahrverbot in der Habichtstraße und der Kieler Straße verzeichneten ein geringeres Plus an Stickoxid - von 17 und 22 Prozent.“ Diese Info einfach mal so, zur Kenntnisnahme…

Doch was scheren Fakten, wenn es um Überzeugungen geht? Vor allem, wenn man diese Überzeugungen – die bei manchen renommierten Fernsehmoderatoren übrigens „Haltung“ heißen –immer noch weiter ausbauen kann. Das demonstriert uns aktuell „co2online“. Das ist eine „gemeinnützige GmbH, die sich für die Senkung des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes einsetzt“, heißt es in der Selbstbeschreibung. Steuerbefreit und gerne durch Staats-Knete befeuert wird also monothematisch „geforscht“ und publiziert, wie der augenscheinlich per se umweltschädliche CO2-Ausstoß verringert werden kann. Und da gibt es jetzt ein neues Opfer: die häusliche Zusatzheizung! Also beispielsweise der Kaminofen daheim, also der für die gemütlich-kuscheligen Stunden an kalten Winterabenden.

Aber der ist eigentlich, durch die CO-Brille gesehen, böse. Sogar richtig böse, sagt „co2online“: „Etwa 40 Prozent der eingesetzten Energie wird verschwendet. So gelangen unnötig viele Schadstoffe in die Luft, die Umwelt und Gesundheit der Menschen belasten.“ Deswegen „sollten in Neubauten mit hohen Energiestandards … Zusatzheizungen am besten gar nicht genutzt werden.“

Noch ist es nur ein Appell, doch wann kommt endlich auch hier das Verbot?

Denn der „co2online“-Forderung kann man doch nur zustimmen: Ein gemütlicher Abend am Kamin, der so ökoferkelmäßig die Umwelt belastet – das geht definitiv gar nicht. Schon gar nicht in einer Innenstadt, in der der Fachhandwerker künftig sein Tagwerk höchst ineffizient mit dem Lastrad verrichtet, die Elektroautos den Solarstrom aus in China extrem umweltschädlich hergestellten PV-Modulen laden und die thermisch perfekt verpackte Gebäudehülle irgendwann als Sondermüll entsorgt werden muss, weil die einfache Trennung der Werkstoffe beim Abriss der „grauen Energie“ doch nicht so einfach geht, wie es versprochen wurde.

Ich schließe mich hiermit ausdrücklich dieser Pippi-Langstrumpf-Zukunft an und plädiere generell für eine bessere „ich mach mir die Welt, widde widde wie sie mir gefällt“-Welt: ohne Autos mit Verbrennungsmotoren, ohne häusliche Kaminöfen, ohne Kohlekraftwerke (und auf jeden Fall ohne Atomstrom), ohne Diesel-Lokomotiven, ohne Landschaft-belastende Hochvolt-Stromtrassen und ohne zusätzliche Speicherkraftwerke. Und wo wir gerade dabei sind: ohne Massentierhaltung, ohne gentechnisch veränderte Lebensmittel, ohne Glyphosat in der Landwirtschaft, ohne Methan-ausgasende Kühe, ohne Lichtsmog, ohne Lärmbelästigung durch jahrhundertealte Kirchenglocken in der Nachbarschaft und ohne flächenversiegelnde neue Fernstraßen oder Baugebiete.

Das wird bestimmt eine ganz, ganz tolle neue Welt. Hauptsache, irgendwo aus China oder Afrika oder Westsibirien wird noch genug Geld überwiesen, damit unsere öffentliche Hand weiterhin solche Studien wie die aktuelle von „co2online“ unterstützen kann… Und Hauptsache, irgendwo bekomme ich weiterhin dieses spezielle Kraut zum Rauchen her, um mir diese schöne Welt so richtig realitätsfern auszumalen…

Von Eckhard Martin
Chefredaktion SanitärJournal
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