Sanitärverbände wollen Fördermittel für barrierefreie Bäder von 75 auf 150 Millionen Euro im Jahr aufstocken. Über vier Millionen Bäder werden in den nächsten zehn Jahren barrierefrei saniert, verspricht die Immobilienwirtschaft.
Kommt der barrierefreie Badumbau langsam in Schwung?
150 Millionen für KfW-455-B!
Mittwoch, 08.09.2021
In den letzten Jahren waren die finanziellen Mittel für altersgerechte Umbaumaßnahmen im Badezimmer regelmäßig bereits zur Jahresmitte abgeschöpft. Darüber berichtete das SanitärJournal hier. In diesem Jahr war der ausnahmsweise auf 130 Millionen Euro aufgestockte Förderbetrag sogar schon Anfang Juni aufgebraucht. Vor diesem Hintergrund richten die Vereinigung Deutsch Sanitärwirtschaft (VDS) und der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) einen dringenden Appell an die Politik, das Fördervolumen für altersgerechte Umbaumaßnahmen von Wohnungen und Gebäuden im KfW-Programm 455-B dauerhaft auf 150 Millionen Euro pro Jahr zu erhöhen.
Darüber hinaus wollen die beiden Verbände „die bauliche Vorsorge für die spätere ambulante Pflege in den Fokus der zukünftigen KfW-Förderung rücken, um langfristig die Sozialsysteme finanziell zu entlasten. Denn die ambulante Pflege im eigenen Bad erspart die hohen Pflegekosten in Heimen.“ VDS und ZVSHK fordern daher, künftig auch ein Vorbereitungsmodul „Pflegegerechtes Bad“ zu fördern.
„Ambulant und stationär“
Derweil stellt der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) die pflegerische Maxime „Ambulant vor stationär“ in Frage. In dem Positionspapier „Prüfsteine einer modernen Pflegepolitik“ „Prüfsteine einer modernen Pflegepolitik“ erklärt der ZIA stattdessen „Ambulant und stationär“ zur pflegepolitischen Richtschnur. Denn: Die beiden Pflegeformen seien derzeit nicht gleichberechtigt, der Verein sieht die stationäre Pflege durch willkürliche wirtschaftliche Schlechterstellung sogar diskriminiert. Dazu formuliert der ZIA neun Prüfsteine. So fordert er beispielsweise die „Zügige Umsetzung einer föderalen Musterbauordnung“ anstelle der derzeit je nach Bundesland unterschiedlichen baulichen Vorgaben für stationäre Pflegeinrichtungen: „Ziel ist dabei nicht das Einheitspflegeheim, sondern wirkliche Mindeststandards, die Raum für alternative Gestaltungskonzepte lassen. In einem ersten Schritt könnten Empfehlungen zu Baustandards für Pflegeeinrichtungen erarbeitet werden und von den Ländern entsprechend in Gesetzen und Verordnungen umgesetzt werden.“
Der ZIA will jedoch nicht nur fordern, sondern auch mit gutem Beispiel vorangehen: „Die im ZIA organisierte Immobilienwirtschaft erkennt ihre Verantwortung an, die baulichen Bedarfe der Pflege in ihren Beständen stärker zu berücksichtigen. Deshalb strebt sie an, zehn Prozent der Wohnungen in Deutschland in den nächsten 10 bis 15 Jahren barrierearm oder barrierefrei auszubauen.“ Das wären dann je nachdem zwischen 28.000 und 42.000 Wohnungen pro Jahr…