Kanalgrund-Rohre werden für Hauseinführungen „mißbraucht“. Denn: Sie schützen das Gebäude nicht zuverlässig vor Eintritt von Wasser und Gas! Immer mehr Versorger lehnen sie deshalb ab…
KG-Rohre sind keine Hauseinführungen!
Riskantes Radon wird unterschätzt
Montag, 07.10.2019
Strom kommt aus der Steckdose, Wasser aus der Armatur. Wie aber kommen beide überhaupt ins Haus? Zusammen mit Telekommunikation und Gas geschieht das über die Hauseinführung. Die wird nach wie vor oftmals mit den typischen Kanalgrund-Rohren ausgeführt, auch einfach KG-Rohre genannt. Das ist zwar nicht im gesetzlichen Sinne „verboten“, entspricht aber auch nicht mehr den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Denn: Entsprechende Installationen mit besagten KG-Rohren stellen nicht sicher, dass sie gas- und wasserdicht sind! Daher verweigern immer mehr Versorger aller Sparten Hauseinführungen aus KG-Rohren. Jeder Planer, Bauherr, SHK-Fachmann sei also gut beraten, sich vorher mit dem zuständigen Versorger abzustimmen, betont der Fachverband Hauseinführungen für Rohre und Kabel e.V. (FHRK).
Die Alternative zur preisgünstigen KG-Rohrtechnik sind gas- und wasserdichte Hauseinführungen (ein- oder mehrspartig) mit „Brief und Siegel“. Geprüft und zertifiziert gewährleisten sie, dass weder Bodenfeuchte noch Grund- oder Hochwasser sowie keine Gase in das Haus eindringen können. Während über die Hauseinführung eindringendes Wasser sich in der Regel bemerkbar macht, ist das bei farb- und geruchlosen Gasen anders. Nahezu unbemerkt gelangen so vergleichsweise harmlose Schleichgase aus Mikro-Leckagen in der Versorgungsleitung und aus dem Erdreich in das Gebäude. Richtig riskant ist hingegen das Eindringen des radioaktiven Edelgases Radon.
Radon – das (un)heimliche „Killer“-Gas
Das Element entsteht im Erdgestein durch den Zerfall von Uran-238, steigt nach oben und verteilt sich recht schnell in den unteren Luftschichten. In Gebäude gelangt es beispielsweise über nicht gasdichte Einführungen. Im Innern des Gebäudes kann sich Radon bis zu gesundheitlich bedenklichen Konzentrationen anreichern. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) macht die natürliche Radon-Belastung für fünf Prozent aller Fälle von Lungenkrebs verantwortlich – nach dem Rauchen der zweithäufigste Auslöser dieser Krebsart. Das farb- und geruchlose Gas verursacht mit einer jährlichen Belastung von 1,1 Milli-Sievert pro Jahr und Kopf (mSv/a) die höchste natürliche Strahlendosis. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Belastung durch medizinische Behandlungen liegt höher, bei 1,9 mSv/a. Das seit Anfang des Jahres geltende neue Strahlenschutzgesetz verlangt denn auch, das Eindringen von Radon in Gebäude zu verhindern. Dafür reichen Maßnahmen zum Feuchteschutz gemäß der allgemein anerkannten Regeln der Technik.
Es lohnt sich also durchaus, bei Neubau oder Sanierung über wasser- und gasdichte Hauseinführungen nachzudenken, wie das SanitärJournal hier ausführlich berichtet - besonders auch im Hinblick auf eventuelle Haftungsfragen. Für Projekte in besonders mit Radon belasteten Regionen empfiehlt sich dieses Handbuch des BfS.