Erzwungener Wasserwechsel durch Spülmaßnahmen
Stagniert das Wasser insgesamt über einen längeren Zeitraum, verhalten sich alle Installationskonzepte gleich schlecht. Die vom kalten Trinkwasser aus der Umgebungsluft aufgenommene Wärme kann bei Stagnation nicht mehr abgeführt werden. Dies führt zu einer Temperaturerhöhung des kalten Trinkwassers auf Umgebungslufttemperatur. Liegen in den Installationsbereichen Lufttemperaturen >25 °C vor, sind optimale Wachstumsbedingungen für Bakterien gegeben. In solchen Fällen müssen zur Aufrechterhaltung des Wasserwechsels automatisierte Wasserwechsel- und Spülmaßnahmen eingesetzt werden. Wasserwechsel- und Spülmaßnahmen sind auch dann erforderlich, wenn Trinkwasser-Installationen nur periodisch genutzt werden, mit Leerstand an Wochenenden oder in Ferienzeiten und Stagnationsphasen über mehrere Tage bzw. Wochen.
Im Gegensatz zu konventionellen Systemen, bei denen Wasserwechselmaßnahmen dezentral an jeder Entnahmestelle oder in jeder Nasszelle erfolgen müssen, reichen bei Strömungsteiler-Installationen lediglich einige zentral angeordnete Spülventile aus. Zentrale Spülventile ermöglichen eine zeit-, volumen- oder temperaturgesteuerte Durchströmung. Dabei wird entweder zu einem vorgegebenen Zeitpunkt oder mit Überschreiten eines Temperaturgrenzwertes eine Spülmaßnahme ausgelöst. Vergleichende Simulationsberechnungen zeigen, dass kurze und intensive Spülmaßnahmen, die dem reinen Wasseraustausch dienen, zur dauerhaften Absenkung der Temperaturen in den Stockwerks-/Ringleitungen weniger effektiv sind, da die Wassertemperatur nach einem Spülvorgang innerhalb von weniger als 2 Stunden wieder auf Umgebungslufttemperatur ansteigt. Idealerweise muss der Spülvolumenstrom bei einer vorgegebenen Sollwerttemperatur für das kalte Trinkwasser genau die Wärmemenge abführen, die über die Oberfläche der Rohrleitung aufgenommen wird. Studien haben gezeigt, dass die Abfuhr der entsprechenden Wärmemenge nur dann ökonomisch erreicht werden kann, wenn mit geringen Volumenströmen über einen längeren Zeitraum gespült wird. Kontinuierliches Spülen mit kleinen Volumenströmen führte im Vergleich zu impulsartig durchgeführten Spülmaßnahmen zu einem deutlich niedrigeren Temperaturniveau und zu einer signifikanten Reduzierung des Wasserverlustes.
Fazit
Der Einsatz von Strömungsteilern in Trinkwasser-Installationen für Gebäude des Gesundheitswesens und andere Großgebäude intensiviert im Vergleich zu konventionellen Verteilungssystemen den Wasserwechsel in Stockwerksinstallationen erheblich und reduziert dadurch das Temperaturniveau in Stockwerks-/Ringleitungen um ca. 4 K. Das Konzept verfolgt einen proaktiven Ansatz, der es ermöglicht, die Qualität des Trinkwassers kalt an der Entnahmestelle auch in komplex aufgebauten Trinkwasser-Installationen sicherzustellen. Mit diesem technischen Konzept werden neue Wege beschritten, die im kalten Trinkwasser bisher ohne Beispiel sind. Strömungsteiler-Installationen bieten dazu die besten Voraussetzungen. Strömungsteiler-Installationen sind damit zukunftssicher und verfügen über weiteres Entwicklungspotential [5].
Literatur
[1] Flemming, C.; Kistemann, T.; Bendinger, B.; Wichmann, K.; Exner, M.; Gebel, J.; Schaule, G.; Wingender, J.; Szewzyk, U. – Erkenntnisse aus dem BMBF-Verbundprojekt „Biofilme in der Trinkwasserinstallation“. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2010)
[2] DVGW-Information WASSER Nr. 90 – Informationen und Erläuterungen zu Anforderungen des DVGW-Arbeitsblattes W 551 (Juli 2016)
[3] Kemper (2008). Gebr. Kemper GmbH+Co.KG, Olpe – Ringleitung für ein Trink- oder Brauchwassersystem. Deutsches Patentamt. DE 202008003646 U1. Anmeldedatum: 14.03.2008
[4] Kirchhoff, Timo; Mathys, Werner; Rickmann, Bernd; Bäcker, Carsten – Rohrführung für Erhalt der Trinkwasserhygiene entscheidend – Sanitärjournal Sonderheft Installationstechnik (2017)