Ist das noch Abfall? Oder schon Rohstoff…

Initiative präsentiert aktuellen Bericht

Dienstag, 28.02.2023

Baubranche auf gutem Weg zur Kreislaufwirtschaft.

Über 94 Prozent des Bauschutts wurde 2020 neu verwendet! Diese erfreuliche Nachricht zum Thema Kreislaufwirtschaft meldet die Initiative Kreislaufwirtschaft Bau. 60 Millionen Tonnen Bauschutt fielen in 2020 an. Das entspricht mengenmäßig einem guten Viertel aller Bauabfälle. Nur 5,5 Prozent des Bauschutts werden in Deponien „endgelagert“, während knappe 16 Prozent einer sonstigen Verwertung zugeführt werden. Dazu zählt das Verfüllen von ausrangierten Baugruben und Bergwerken. Letztlich werden also 78,8 Prozent des Bauschutts als Ersatzbaustoffe wiederverwendet. Hauptsächlich tragen dazu der selektive Rückbau und eine strikte Trennung bei, so Andreas Pocha, Geschäftsführer des Deutschen Abbruchverbandes. Und Christine Buddenbohm, Geschäftsführerin der Bundesgemeinschaft Recycling Baustoffe, ergänzt: „Die von unseren Unternehmen hergestellten gütegesicherten Ersatzbaustoffe unterliegen der Eigen- und Fremdüberwachung und erfüllen hohe Qualitätsansprüche.“ Gleichzeitig sieht sie noch Luft nach oben: „Wir stellen allerdings nach wie vor fest, dass die Akzeptanz sowohl bei privaten als auch bei öffentlichen Bauherren steigerungsfähig ist.“

Bild zeigt Abriss von Wohnhaus
Quelle: Martin
Selektiver Rückbau und striktes Trennen der Bau- und Werkstoffe beim Abriss sind die Schlüssel für das Wiederverwenden von „Bauabfall“.

Kupfer und Edelstahl besonders gut wiederverwendbar!

Noch besser – im Sinne der angestrebten Kreislaufwirtschaft – sieht die Recycling-Quote bei Baustellen-Abfällen aus: 98,6 Prozent! Gemeinhin bestehen diese Abfälle zur Hälfte aus Eisen und Stahl, zu 20 Prozent aus Altholz sowie zu fünf Prozent aus Glas, Kunststoff, Metallen und Dämmmaterial. Für die SHK-Branche interessant ist hier die Wiederverwendbarkeit von Metallen und Kunststoffen, die für Heizungs- und Trinkwasserinstallationen verbaut wurden. Während beispielsweise das Buntmetall Kupfer weltweit eine Recycling-Quote von 33 Prozent aufweist, sind das in Deutschland 50 Prozent (2020). Berücksichtigt man jedoch die durchschnittliche Lebensdauer von 33 Jahren für Bauprodukte aus Kupfer, kommt man auf eine Quote von sogar 80 Prozent. Von ähnlichen Quoten kann man auch bei den verschiedenen Edelstählen ausgehen. Das Rezyklieren von Kunststoffrohren muss hingegen differenzierter betrachtet werden. So dürfen beispielsweise Kabeltrassen für Energie und Breitband komplett aus Rezyklaten hergestellt werden. Rohrleitungen für Abwässer hingegen werden aus Mischungen von Neuware und Rezyklat gefertigt. Rohrinstallationen für Trinkwasser und Gas dürfen jedoch aus Gründen der Hygiene und Sicherheit nur aus Kunststoff-Neuware bestehen (siehe Grafik).

Grafik zeigt Stoffkreislauf bei Kunststoffrohren
Quelle: Kunststoffrohrverband KRV
Auch die Kunststoffrohr-Hersteller haben einen Stoffkreislauf etabliert. Rezyklierter Kunststoff kann jedoch nicht für jede Anwendung eingesetzt werden.

Öffentliche Hand als Vorreiter?

Auch die Politik begrüßt den Wandel zur Kreislaufwirtschaft im Bauwesen. Zum aktuellen Bericht verspricht Staatssekretär Dr. Rolf Bösinger: „Wir werden uns für mehr Forschung in diesem Bereich einsetzen und für die Akzeptanz von Ersatzbaustoffen werben. Somit können wir auf absehbare Zeit zwei Ziele erreichen: Abfall beim Bauen reduzieren und Ersatzbaustoffe zum begehrten Klimaschutzprodukt machen.“ Ob allerdings von der öffentlichen Hand – wie von den Verbänden gefordert – eine „proaktive Vorreiterrolle“ beim Einsatz wiederverwendbarer Bau- und Werkstoffe eingefordert werden kann, scheint beim Tempo des deutschen Amtsschimmels doch recht fraglich …

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