Ist Bauüberhang Quelle des Wohnungsmangels?

Mehr Qualitätskontrolle am Bau gefordert

Mittwoch, 15.01.2020

Der so genannte Bauüberhang, die Differenz zwischen genehmigten, aber nicht fertiggestellten Wohnungsneubauten, sei mitverantwortlich...

...für die Wohnungsnot, vermutet das Statistische Bundesamt (Destatis).

Zwischen 2008 und 2018 hat sich der bundesweite Bauüberhang von rund 320.000 auf 693.000 genehmigte, aber noch nicht fertig gestellte Wohnungen mehr als verdoppelt, stellt Destatis nüchtern fest (Grafik 1). Und diese Schere klafft von Jahr zu Jahr immer weiter auseinander. Das spiegelt sich auch im stetig steigenden Auftragsbestand der Baubetriebe, also eingegangene, aber noch nicht vollständig ausgeführte Aufträge (Grafik 2). Aktuell liegen Umsätze von neun Milliarden Euro auf Halde – knappe drei Prozent des Jahresumsatzes der Baubranche.

Grafik 1: Der Bauüberhang im Jahr 2018…
Quelle: Destatis
Grafik 1: Der Bauüberhang im Jahr 2018…

Hinter diesen nackten Zahlen verbirgt sich möglicherweise das Drama des drastischen Wohnungsmangels in Deutschland, vermuten die Statistiker: „Für den bestehenden Wohnungsmangel entscheidender ist jedoch die Situation des Bauüberhangs – also der Wohnungen, deren Bau zwar genehmigt ist, deren Fertigstellung aber noch auf sich warten lässt.“

Es ist daher lohnend, einen Blick auf die Ursachen dieses gravierenden Bauüberhangs zu werfen. Den Bauunternehmen fehle beispielsweise das Personal zur zügigen Realisierung der Bauaufträge, sagt Destatis. So habe sich die Anzahl der Beschäftigten in der Branche von 2008 bis 2028 um lediglich 25 Prozent erhöht, während sich die Auftragsbestände nahezu verdreifacht hätten.

Grafik 2: Der Auftragsbestand im Baugewerbe hat sich seit 2008 nahezu verdreifacht.
Quelle: Destatis
Grafik 2: Der Auftragsbestand im Baugewerbe hat sich seit 2008 nahezu verdreifacht.

Qualitätskontrolle gegen Fachkraftmangel?

Ins gleiche Horn stößt der „Verein zur Qualitätskontrolle am Bau e.V.“ (VQC): Der Fachkräftemangel am Bau sei wesentlicher Grund dafür, dass das erklärte Ziel der Bundesregierung in weite Ferne rückt, nämlich bis Ende der Legislaturperiode 2021 rund 1,5 Millionen neue Wohnungen zu bauen. Und weist, nicht ganz überraschend, in Zeiten ausgereizter Kapazitäten in der Baubranche auf die Notwendigkeit von Qualitätskontrollen hin: „Diese sind essentiell, da begleitende Qualitätskontrollen viele Arbeitsabläufe auf dem Bau spürbar optimieren und dadurch deutlich verkürzen“, betont VQC-Vorsitzender Udo Schumacher-Ritz.

Die Bundesregierung verfehlt ihr Ziel, bis 2021 rund 1,5 Millionen neue Wohnungen zu bauen, um rund 300.000 Einheiten, so die Prognose des VQC.
Quelle: VQC / Destatis
Die Bundesregierung verfehlt ihr Ziel, bis 2021 rund 1,5 Millionen neue Wohnungen zu bauen, um rund 300.000 Einheiten, so die Prognose des VQC.

Trotz einer gewissen Automatisierung im Bausegment sei es nach wie vor solide Handarbeit, die Tag für Tag auf Deutschlands Baustellen verrichtet werde. Und gerade da gebe es laut VQC durch begleitende Qualitätskontrollen deutliche Möglichkeiten zur Optimierung. Handwerkern empfiehlt Schumacher-Ritz daher: „Indem unsere Bausachverständigen den ausführenden Handwerkern begleitend mit Rat und Tat zur Seite stehen, wird nicht nur besser, sondern im Endeffekt auch schneller gearbeitet. Besonders Handwerker, die über einen längeren Zeitraum vom VQC begleitet werden, profitieren davon sehr stark und optimieren ihre Arbeitsabläufe nachhaltig“.

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