Fast 200.000 Besucher (sagt die Messe-Gesellschaft) und damit wieder ein Aufwärtstrend, dazu mit 2.465 Herstellern aus aller Welt ein Ausstellerrekord – die Weltleitmesse ISH in Frankfurt am Main hat augenscheinlich die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt.
ISH 2015 war eine gute Messe: Der Besuch
Montag, 27.04.2015
So kann man sich täuschen, zwischen Gefühl und Zahlen, denn mancher Aussteller beispielsweise in Halle 11.1 (Lüftung und Co.) fand an allen Tagen genügend Zeit, sich mit seinen Standnachbarn zu unterhalten. Andere wiederum sagen genauso: So dynamisch, wie die Messe gestartet ist, ist sie auch geendet... Im Ergebnis: Man war zufrieden, daran gibt es wenig zu rütteln.
Eine gute Messe also, auch wenn das bekannt-sensationsheischende innere Leitmotiv von „Menschen-Tiere-Sensationen“ in diesem Jahr nicht verfing:
Viele Menschen, das stimmt. Erstaunlich viele davon im Übrigen aus dem internationalen und hier wiederum dem nordeuropäischen sowie dem asiatischen Raum – hatte man das Gefühl. Das aber ja, siehe oben, täuschen kann.
Tiere? Sowieso nicht, schließlich reden wir hier von einer ISH, also von der Fachmesse für Heizung-Klima-Sanitär; und nicht von der „Equitana“ oder der „Jagd und Hund“. Die zudem sinnigerweise nicht in der Finanzmetropole am Main stattfinden, sondern beide im Ruhrgebiet. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.
Daher direkt zurück zum eigenen und damit zu Punkt 3, den Sensationen. Die gab es rund um Heizen, Lüften, Kühlen, um Trinkwasser und Gebäudeautomation in diesem Jahr eher wenig, um nicht zu sagen: fast gar nicht. Es gab, so der Eindruck des geneigten Wanderers zwischen den Installations- und Technikwelten, eine Menge Detailverbesserungen, Innovationen im Kleinen und Systemabrundungen. An und für sich betrachtet waren die zwar nicht so spektakulär, erfüllen aber gleich zwei Ziele auf einmal: Sie sorgen für längere Produktlebenszyklen (und damit bessere Erträge bei den Herstellern), und sie erleichtern dem Fachhandwerk das Tagesgeschäft, weil es immer wieder Verbesserungen im Detail gab, um beispielsweise die Montage von Wärmeerzeugern oder –verteilern, von Rohrleitungs- und Vorwandsystemen noch einfacher oder sicherer zu machen. Insofern konnten sich alle freuen, dies und jenseits der Counter und Ausstellungsinseln auf den Messeständen.
Komfort traf auf Technologie
„Comfort meets Technology” lautete in diesem Jahr das Leitmotiv der ISH – und wenn es einen signifikanten Trend gab, dann tatsächlich eben diesen. Kaum noch ein Wärmeerzeuger, ein Klimasystem oder eine integrierte Wellness-Oase, die ohne Schnittstelle zum weltweiten Web, zumindest aber zum häuslichen Router, auskommt. Und wozu es nicht auch eine App für das Smartphone gibt, um das Ganze aus Fern und Nah mobil und per Fingertipp zu steuern.
Wer es extrem treiben mag, kann das sogar bis zur letzten Heizkreispumpe, dem Spülventil in der Trinkwasserinstallation, der Nachspeisestation oder dem Setter am Verteilerbalken ausdehnen – und fürderhin nur noch mit einem Tablet in der Hand beim Kunden auftauchen, weil ja irgendwie und irgendwo die ganzen Apps auch noch Platz finden müssen, wenn der Handy-Bildschirm dafür zu klein geworden ist.
Aber ernsthaft: Die grassierende Connectivität in der Haustechnik macht insofern Sinn, als sie die Arbeit des Fachhandwerks auf der Baustelle spürbar vereinfacht. Inbetriebnahme und Parametrierung, letztlich auch die dauerhafte Funktionskontrolle und die Möglichkeit, bei eventuellen Abweichungen zur Effizienz- oder Komfortverbesserung jederzeit eingreifen zu können, sind konkreter Kundennutzen. Kaum ein Hersteller kann es sich daher mehr leisten, auf diesen Mehrwert zu verzichten.
Am Rande: Und durch diesen Mehrwert gleichzeitig dafür zu sorgen, dass seine Produkte nicht ganz so leicht kopiert werden. Denn für den Zoll gab es auch in diesem Jahr wieder Arbeit genug, beispielsweise auf dem Armaturensektor oder bei den besagten Pumpen. Da stimmte nämlich nicht nur die Form, sondern ebenso die Farbe – bei dem, was die rührigen Hersteller aus dem Reiche der Mitte als Leistungsausweis auf der internationalen Leistungsschau präsentierten, und doch nicht mehr waren als nur der Abklatsch tatsächlicher Marken-Hersteller. Dass selbige sich darob wiederum erbost zeigten und die Staatsmacht in Bewegung setzten, wer mag es ihnen verdenken? Die höchste Kunst der Anerkennung sei die Kopie, heißt es kulturell anders eingekreist und zugespitzt dazu. Aber Frankfurt liegt nun mal in Hessen.
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